Brasilien. Hochsommmer. 30 Grad und mehr. Jungs tragen T-Shirts der Fantasie-Mannschaft “Cork Kerry”; die Hemdchen vereinen mühelos die beiden irischen Football-Teams Cork und Kerry, die sich auf den Sportplätzen Irlands seit Jahrzehnten leidenschaftlich bekämpfen.

Den Jungen, der mit seinem Cork-Kerry-Shirt für uns posierte, trafen wir in der Zweimillionenstadt Curitiba, der Haupstadt des südlichen Bundesstaats Parana. Diese lebhafte Metropole knapp 1000 Meter über dem Meer rühmt sich des besten Irish Pubs in ganz Südamerika (Das “Slainté liegt im Stadtteil Batel und erinnert von außen an einen großen Stall auf einer brasilianischen Rinderfarm).

Luan (Fotos) ist 15 Jahre alt und ein typisches Kind der fortgeschrittenen Globalisierung: die Urgroßeltern Deutsche, die Mutter deutschstämmige Brasilianerin, der Vater italienischer Abstammung. Luans 21jähriger Onkel Phillippe ist Brasilianer mit deutschen und französischen Wurzeln. Er lebte vor vier Jahren sechs Monate als Aupair-Junge bei uns in Irland und verbesserte seine dritte Fremdsprache Englisch. Heute verkauft der junge Mann mit den drei Pässen erfolgreich edlen französischen Wein aus dem Bordelaise an Brasilianer, demnächst auch an Nordamerikaner und Chinesen.

Dass die Geschäfte derzeit auch in diesem Teil der Erde schwieriger werden, zeigen die Entlassungen und Beurlaubungen der hier ansässigen Großkonzerne wie Whirlpool, Volkswagen und Renault. Der französische Autobauer hat in den vergangenen Monaten hektarweise neue Parkflächen anmieten müssen, um die in Curitiba produzierten, jedoch nicht abgesetzten Neuwagen zu lagern. Neue Autos, so weit das Auge reicht, und Käufer nicht in Sicht.