Ein kleiner Nachtrag zum Baum-Alphabet und zum Baumkalender, mit dessen Vorstellung wir gestern im Irland Blog begonnen haben: Das alt-irische Ogham-Alphabet (auch Ogam) besteht aus drei Gruppen von je fünf Konsonanten und einer Gruppe von fünf Vokalen. Insgesamt sind es 20 Buchstaben, jeder wird mit einem einfachen Zeichen aus einem vertikalen und mehreren (mehr oder weniger) horizontalen Strichen beschrieben. 


Die Zeichen findet man noch heute in einigen hundert Steinen in Irland eingraviert. Die Markierungen stammen aus den ersten Jahrhunderten nach Christus. Die Wissenschaft diskutiert bis heute die heidnische Herkunft der Zeichen und die spätere Überlagerung mit frühen christlichen Umdeutungen. Den Zusammenhang zwischen Baumnamen und Ogham-Buchstaben schuf der Schriftsteller Robert Graves mit Deutungen der keltischen Mythologie im 20. Jahrhundert. Manche Anhänger von Graves sagen, der genialische Schriftsteller, der überwiegend auf Mallorca lebte, hätte sein Wissen aus tiefen, alten Quellen geschöpft oder “gechannelt”.  


Die Entschlüsselung des Ogham- (oder Ogam-) Alphabets jedenfalls gelang anhand von Manuskripten aus dem 14. Jahrhundert, in denen Ogham und Latein parallel benutzt wurden. Bei Ogham handelt es sich streng genommen um kein eigenes Alphabet, zumal den Zeichen keine eigene Sprache zugrunde liegt. Bei den bekannten Ogham-Steininschriften, die vor allem aus den Counteis  Kerry und Cork stammen, handelt es vor allem um Namen in alt-irisch. Möglicherweise ist das Ogham-System eine Codierung des lateinischen Alphabets. Der Name Ogham stammt vom Namen des keltischen Gottes für Redekunst und Dichtung, Ogma.



Noch heute lernen die irischen Kinder in der Grundschule neben Englisch auch die irische Sprache und das alt-irische Alphabet ihrer Vorfahren. Das alte keltische Wort für „Eiche“ beispielsweise (Duir) und auch die Begriffe Derwydd oder Duirwydd (der Eichenseher) hängen mit dem Wort „Druide“ zusammen. Der Druide war der Priester, Seher und Heiler der Kelten.