Erster Arbeitstag nach der Zeitumstellung, ein verregneter Tag, Land unter, genau richtig, sich einer Betrachtung des aktuellen Baumes des keltischen Baumkalenders zu widmen. Die Kelten, viel besungene und legendäre Vorfahren der Iren, die 600 Jahre vor Christus auf die Insel kamen, um dort rund 1000 Jahre lang den Ton anzugeben, gelten als ein Volk, das in Einklang mit der Natur lebte. Der Baum stand im Zentrum ihres Weltbilds. Aus dem Baum entwickelten sich die Ogham-Schrift und der keltische Kalender. So zumindest interpretierte es der “Erfinder” des keltischen Baumkalenders, der Schriftsteller Robert Graves, der im 20. Jahrhundert lebte. Graves förderte mit seinen Werken ganz maßgeblich den bis heute faszinierenden Kelten-Mythos.

Zwar gibt es bis heute leicht unterschiedliche Betrachtungen des keltischen Baumjahres, doch die Kardinalpunkte stimmen überein. Insider berufen sich oft auf den Autor von “Die weiße Göttin” , Robert Graves (1895 – 1985), dessen Nachfahren ganz in unserer Nähe in Ballylickey ein prächtiges Anwesen bewohnen. Der Literat der mit vollem Namen Robert von Ranke-Graves hieß, hat sich in diesem 1948 erschienenen Buch über “eine historische Grammatik poetischer Mythen” mit dem Thema des keltischen Baumalphabets Ogham intensiv auseinander gesetzt. Dieses Alphabet – je nach Quelle “Beth-Luis” oder “Beth-Luis-Fearn” genannt, besteht aus dreizehn Konsonanten, welche wiederum jeweils den dreizehn Mond-Monaten und auch dreizehn Bäumen und Sträuchern zugeordnet werden. Die Monate der einen Zählart erstrecken sich von Neumond zu Neumond und beginnen nach der Wintersonnenwende (längste Nacht des Jahres am 21. Dezember), bei der zweiten werden die Monate ab Samhain (die Nacht vom 31. Oktober zum 1. November) von Vollmond zu Vollmond gezählt.

Laut Robert Graves, der britisch-deutscher Herkunft war, wird der vierte Monat, vom 18. März bis zum 14.  April mit F für Fearn oder Fearnóg bezeichnet, das ist die Erle, Alnus glutinosa. Laut moderner Betrachtung des Autors des wunderbaren Buches “Irish Trees – Myth, Legends, & Folklore” Niall Mac Coitir gehört der aktuelle Monat vom 21. März bis zum 17. April jedoch der hier überall wuchernden Sal-Weide, Salix caprea. Ihr irischer Name lautet Saileach (englisch Sally) und sie gibt dem vierten Buchstaben des Ogham-Alphabets, dem “S” den Namen (Foto unten). Es gibt bis heute allerdings keine eindeutigen Beweise, dass die von Robert Graves vorgenommene Zuordnung der Ogham-Zeichen zu bestimmten Bäumen aus keltischer Zeit überliefert ist.

In der Tat halten unsere Erlen noch immer Winterschlaf, wohingegen die Weiden bereits das Bienenvolk beglücken. Iren, die einen Weidenzweig mit auf Reisen nehmen, werden laut altem Volksglauben vom Glück begleitet,  eine biegsame Weidenrute über dem Türrahmen soll zu einer schier unkontrollierten Fähigkeit und Freude am Tanzen führen.

Ein geschälter Weidenzweig um die Milchkanne gewickelt verhilft zubesserer Butter. Der alte walisische Brauch, Bestandteile der Weide gegen Schüttelfrost/Wechselfieber einzusetzen, kann heutzutage wissenschaftlich begründet werden, denn der Baum ist Lieferant des schmerzstillenden und fiebersenkenden Salicin, der Vorstufe zu Acetylsalicylsäure (“Aspirin”).

Die Harfe, das Staat-Symbol Irlands, das auch auf den Euromünzen zu sehen ist, wird traditionell aus Weidenholz gefertigt; die stark biegsamen Weidentriebe werden seit Menschengedenken zum Flechten von Körben, zur Herstellung von kleinen Haushaltsgegenständen und sogar zum Anfertigen von ganzen Behausungen verwendet. Weidenzweige werden in der katholischen Kirche am Palmsonntag als Ersatz für Palmenwedel benutzt.

Wir werden Ihnen ab jetzt jeden Monat einen Baum und den dazu gehörigen Buchstaben aus dem Keltischen Baumkalender vorstellen. Unser Foto zeigt übrigens ein männliches Weidenkätzchen, vorgestern fotografiert, die reich beladenen Staubgefäße sind eine der ersten Nahrungsquellen für Bienen. Weidenkätzchen gehören demzufolge in diesen für die wichtigen Pflanzenbestäuber schweren Zeiten nicht in die Wohnzimmervase.