Irland NachrichtenIrland Nachrichten: Irlands Premier Enda Kenny hat es auf den Titel des berühmten Time Magazine geschafft.  Signalisiert das die Wende für Irlands Wirtschaft oder ist es nur eine amerikanische Medien-Fata Morgana? Die Wochen-News aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem Überblick von Tom Brütting.

 

Enda Kenny auf dem Titel des Time Magazine 

Das gelingt nur wenigen: Irlands Regierungschef Enda Kenny gehört das Titelbild der aktuellen Ausgabe des TIME Magazine (Foto). Das amerikanische Nachrichtenmagazin behauptet unter dm Titel “The Celtic Comeback”, dass der Premier die irische Wirtschaft erfolgreich wieder aufbaut und dass andere europäische Regierungen von ihm lernen könnten. Die medienwirksame Einschätzung aus den USA wird zuhause auf der Insel mit Ungläubigkeit, Lächeln oder Spott quittiert. Die Regierung macht nämlich in der Innenperspektive keinen sehr guten Job, spart die Wirtschaft zu Tode und kuscht vor den Geldgebern der Troika. Manche erinnerten daran, was passierte, kurz nachdem Kennys glückloser Vorgänger Brian Cowen im Jahr 2010 von TIME-Konkurrent Newsweek´s Titel lachte: Drei Monate später leistete Cowen für Irland den verhängnisvollen finanziellen Offenbarungseid. Signalisiert der TIME-Titel also die Wende für Irlands Wirtschaft oder ist er nur eine amerikanische Medien-Fata Morgana? Es lässt sich trefflich streiten, ob Coverboy Enda Kenny Irland gerade wieder nach oben bringt und Irland mit dem Comeback schon begonnen hat oder aber ob er dasLand gerade dauerhaft nach unten wirtschaftet. Die Zukunft wird es zeigen.

EU-Parlamentspräsident lobt Irland

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) lobte am Donnerstag vor dem versammelten Dáil Irlands Management der Finanz- und Immoblienkrise. In seiner Rede vor dem irischen Parlament sagte Schulz, er glaube, man sollte die an Irland gestellten Forderungen bezüglich des Banken-Bailouts noch vor Jahresende an aktuelle Entwicklungen anpassen. Die Solidarität unter den Europäern erfordere dies. Schulz sagte, EU-Mitglied zu sein, sei wie in einer Ehe zu leben – besonders in harten Zeiten. Besonders lobte Schulz, dass das irische Volk weiter pro-europäisch eingestellt bliebe und dass Irland die Vorgaben der Troika nicht nur erfüllt, sondern sogar übererfüllt habe. (Quelle: Europaparlament)

Die Iren arbeiten europaweit am wenigsten 

Im vergangenen Jahr hatten die Iren die kürzesten Arbeitswochen in der EU, nur die Dänen durften noch früher nach Hause. Einer neuen Erhebung zufolge verbrachten voll angestellte irische Arbeitnehmer 38,4 Stunden an ihrem Arbeitsplatz, dass sind rund zwei Stunden weniger als der EU-Durchschnitt.  Am besten hatte es dabei, wer im Bildungssektor tätig ist. Hier musste nur durchschnittlich 31,5 Stunden die Schulbank gedrückt werden und damit sogar sechs Stunden weniger als der Durchschnitt der europäischen Kollegen. Damit sind die irischen Lehrer aber nicht das europäische Schlusslicht. In Italien und Griechenland ist die Arbeitszeit in diesem Bereich noch geringer, am meisten gefordert sind die britischen Lehrer mit rund 42 Arbeitsstunden die Woche. Am meisten zu tun haben die irischen Landwirte. Sie sind 42,5 Stunden die Woche auf den Beinen, kein Wunder, denn Kühe kennen keine Ferien. (Quelle: Irish Times)

Irisch nur auf dem Papier offizielle Landessprache?

 Irland ist ein zweisprachiges Land, die offiziellen Amtssprachen sind Englisch und Irisch. Straßenschilder und offizielle Dokumente sind zweisprachig abgefasst und auch in Banken oder auf dem Postamt gibt es Service „as Gaeilge“. Doch nun zwingt der Angeklagte in einem Prozess wegen Körperverletzung den irischen Staat in Sachen Sprache Farbe zu bekennen. Der 50-jährige Mann aus Lettermullen in der Connemara-Gaeltacht fordert, dass seine Verhandlung auf Irisch durchgeführt wird. Der Prozess ist nun solange ausgesetzt, bis der Supreme Court über den Antrag des Mannes entschieden hat. (Quelle: Irish Independent)

Neuer Chef für Church of Ireland

Nachdem das Oberhaupt der protestantischen Church of Ireland, Erzbishof Alan Harper, im September in den Ruhestand trat, musste sich das Bischofskollegium diese Woche mit der Frage der Nachfolge befassen. Zum neuen Erzbischof von Armagh und Primas der Church of Ireland wurde der amtierende Bischof von Meath und Kildare Dr. Richard Clark gewählt. Am 15. Dezember soll der 63-jährige Bischof und 105. Nachfolger des heiligen Patrick feierlich in sein neues Amt eingeführt werden. (Quellle: Irish Independent)

Airport Cork streicht 32 Jobs

Mit der Wirtschaftskrise kam für den irischen Reiseverkehr ein Einbruch. Dieser macht sich auch am Flughafen Cork bemerkbar, der in den drei letzten Jahren sinkende Passagierzahlen verzeichnen musste. Um auflaufende Verluste und Betriebskosten zu verringern, sollen nach einer Ankündigung der Flughafenleitung am Airport der südwestirischen Metropole 32 Stellen gestrichen werden. Außerdem sollen sämtliche Strukturen, Betriebs- und Personalpläne ebenfalls einer genauen Überprüfung unterzogen werden. (Quelle: Breakingnews)

Bohrgenehmigung für Providence

Die Staatsministerin im Umweltministerium, Jan O’Sullivan, erteilte diese Woche dem Unternehmen Providence Resources die Genehmigung für eine einzelne Öl-Probebohrung vor der Küste von Dalkey, einem südlichen Vorort der irischen Hauptstadt Dublin. Für die Untersuchungsbohrung gelten strenge Auflagen hinsichtlich des Umweltschutzes, Schutz der Meeresfauna und Fischbestände, Schiffahrts- und Arbeitssicherheit, so dass sich die Ministerin zuversichtlich zeigte, dass das Vorhaben keine negativen Einflüsse auf die Umwelt haben würde. (Quelle: RTÈ)

Ausländerzahl steigt weiter an

Der Anteil der Nicht-Iren an der Gesamtbevölkerung der grünen Insel ist seit 2002 kontinuierlich gestiegen, teilte das Central Statistics Office auf Basis des letztjährigen Zensus mit. Insgesamt stiegt der Anteil von unter 6 Prozent im Jahr 2002 auf 12 Prozent beziehungsweise 544.000 Menschen. Die größten Einwandererzahlen verzeichnen demzufolge osteuropäische Länder wie Polen, Lettland oder Litauen. Auch aus Rumänien und Indien verzeichneten die Statistiker starke Zuwächse. Negative Werte wurden nur bei wenigen Nationaliäten festgestellt, darunter US-Amerikaner und Australier. (Quelle: RTÈ)

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Der Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

Die erste Nachricht (Enda Kenny, Time) stammt direkt aus der Irlandnews-Redaktion.

Fotos: TIME; privat.