Der Fall ist gelöst, Jack Wolfskin hat heute kapituliert und den Rückzug angetreten. Hier dennoch die ganze Geschichte:

Es gibt kein Vertun, wer in Irland wandert, trägt wetterfeste Kleidung – im Zweifelsfall bei sich, im Ernstfall am Körper. Wenn sich Gäste auf eine Irlandwoche vorbereiten oder wenn der Wanderer unterwegs mit Wanderfreunden fachsimpelt, ist natürlich die Frage der Ausrüstung und der richtigen Bekleidung immer ein wichtiges Thema. Die einen schwören auf die Softshells von Lowe Alpin, andere auf Funktionswäsche von Berghaus, wieder andere auf die Fleeces von Mammut– die deutschen Wanderer fallen durch eine gewisse Neigung zu Vaude und vor allem zu Jakob Wolfshaut auf. Die Produkte des weltweit präsenten deutschen Outdoors-Ausrüsters Jack Wolfskin sind bei den Germanen beliebt und gelten – bisweilen völlig zu Unrecht – als qualitativ hochwertig.

Die einst ganz klein gestartete Firma aus Idstein im Taunus, die sich über viele Jahre hinweg ein tolles Image als zuverlässiges, ehrliches, naturverbundenes Unternehmen mit Herz und hervorragenden Produkten aufgebaut hat, ist gerade dabei, seinen fabelhaften Ruf zu ruinieren. Anfang Oktober ließ die Saubermann-Firma ihre Anwälte von der Leine, um reihenweise hausarbeitende Hausfrauen abzumahnen. Die Hobby-Handarbeiterinnen mit Künstlerinnennamen wie “fliegenpilzle” (Foto, mit Hund Bruno) oder “Dasaba”, die Unikate im Onlineshop DaWanda anbieten, hatten es gewagt, selbstgenähte Kreationen mit Katzenpfoten zu verzieren. Jack Wolfskin wirbt mit dem Signet einer stilisierten Wolfspfote und sieht nun seine Markenrechte verletzt – von kreativen Bastlerinnen, die in ihrer Freizeit Selbstgehäkeltes, Genähtes und Gestricktes herstellen. Hoho.

Wem Jack Wolfskin derzeit mit Abmahnungen das Leben schwer macht, wo man Hintergründe über die dümmliche Abmahns-Strategie der Wolfshäute findet und was man dagegen tun kann, hat die Wanderesse aufbereitet. Sie hat auch ihrem Unmut Luft gemacht und aus Protest eine Textilie des Unternehmens mit dem Pfoten-Logo im heimischen Ofen verbrannt (Foto).
Der Wanderer meint: Auf die schwächsten Glieder im Markt einzudreschen, bringt keine Sympathiepunkte und schadet der Marke “Jack Wolfskin” empfindlich. Jack Wolfskin wird, wie andere renommierte Firmen zuvor, am Ende zu Kreuze kriechen und sich bei der wütenden Blogger-und Kunden-Community, die längst Boykotts und Widerstand organisiert, entschuldigen. Das alles hätte Jack wissen können, bevor er die Wölfe von der Leine ließ. Auch der Wanderer wird bis auf Weiteres in seinen Gesprächen nach der Devise handeln: “Let´s keep the wolf – and Jack Wolfskin – from the door.” Keine Empfehlungen mehr für ein Unternehmen, das sich nicht nur dumm sondern auch krass daneben benimmt.

Der Werbeblogger, ein Fach-Blog für Kommerzielle Kommunikation, hat das gelbe Markenzeichen von Jack Wolfskin (links) ganz nett als “Senf-Flecken, die aus einem Karussel auf den Asphalt tropften” beschrieben. Rechts die Pfote der Katze eines britischen Designers, der für die Verwendung des Signets ebenfalls abgemahnt wurde.


PS vom 23. Oktober:
Na also, geht doch. Jack Wolfskin frisst Kreide und zieht den Schwanz ein. Focus meldet heute nachmittag:

«Jack Wolfskin musste einen PR-Gau befürchten. Geschäftsführer Manfred Hell erklärt nun, der Konzern nehme die Kritik der Kunden ernst – und „zum Anlass, unser Vorgehen kritisch zu hinterfragen“. Die beanstandeten Fälle seien erledigt, weil sie von der Dawanda-Homepage genommen wurden. Alle Kosten sollen erlassen werden. Auch in Zukunft will der Outdoor-Ausrüster anders reagieren: Er werde „sein Vorgehen in Fällen von kleingewerblichen Angeboten verändern“. Auf anwaltliche Schritte soll verzichtet werden, stattdessen wolle man selbst Kontakt mit den Anbietern aufnehmen. Zudem sollten Kostenforderungen ganz vermieden werden.»

Merkwürdig nur: Das hätte der Klamotten-Wolf vorher wissen können. Blogger derart dümmlich anzugreifen, geht heutzutage meistens schief. Merkwürdig auch: Im Pressebreich auf der eigenen Website markiert das Unternehmen
immer noch den dicken Max und schafft es bis Freitagabend nicht, die überkommene Nachrichtenlage vom Dienstag, 20. Oktober, zu aktualisieren.