Der milde Südwesten Irlands ist berühmt für seine wilden Herrschafts-Gärten. Immer waren es alteingesessene englische Landadelige (die sich als Anglo-Iren verstanden), die das vorteilhafte Klima auf der Insel nutzten und großzügige Gärten mit Pflanzen aus aller Welt anlegten. Die stummen grünen Bewohner dieser Gärten erzählen von der einstigen weltumspannenden Größe des englischen Empire (in dem im 19. Jahrhundert bekanntlich “die Sonne nie unterging”). Sie stammen aus aller Welt, mit Ausnahme des vergessenen Kontinents Afrika und natürlich der Antarktis.
Ireland is most famous for its wild anglo-irish demesnes and gardens. Though contrasting the lack of diversified woodland in most parts of the country, the anglo-irish gardens are not really liked by many Irish – the innocent green inhabitants of the old gardens appear to be too much the symbols of english oppression. Even the Irish State has no priority for saving the fabulous and valuable old gardens as a rich part of the national cultural heritage for future generations. Whereas in other countries national trusts would do everything to conserve and maintain these jewels of the 19. century, money-stricken garden-owners in Ireland are left to themselves. The future of many Irish gardens remains bleak.

Irland hat im 21. Jahrhundert einen eklatanten Mangel an Bäumen und Wäldern – und wo immer man auf gepflegte und artenreiche Waldgebiete trifft, darf man davon ausgehen, dass Engländer am Werke sind oder waren. Bis heute sind die anglo-irischen Anwesen jedoch bei vielen Iren unbeliebt. “Englische” Bäume, gepflanzt von englischen Unterdrückern, möchte mancher tumbe Landmann am liebsten fallen sehen. Die Wunden der Jahrhunderte langen Konflikte scheinen noch immer zu frisch, als dass Irland die anglo-irische Gartentradition als Teil des eigenen Erbes annehmen könnte.

Auch dem irischen Staat ist es kein großes Anliegen, diese herrlichen Landschaftsparks, die Arboreten, die Rhododendron- und Azaleen-Gärten als Kultur- und Naturerbe des Landes zu schützen und für deren Erhalt einzustehen. Die einst privilegierten adeligen Eigentümer kämpfen heute zumeist mit den hohen Arbeitskosten, viele haben ihre Gärten aufgegeben, andere suchen ihr Heil in einer Schenkung an den Staat, was jedoch auch für nichts garantiert. So stehen grandiose Kultur-Oasen wie Annes Grove in County Cork oder Mount Congreve in County Waterford, eine Schenkung an den Staat, vor einer ungewissen Zukunft.
Einer der großen und tadellos gepflegten anglo-irischen Gärten liegt auf der nördlichen Seite der Beara Peninsula, westlich von Kenmare im Süden Kerrys. Der seit 1870 auf 24 Hektar gepflanzte Derreen Garden schmiegt sich in die gut geschützte Bucht von Kilmakilogue bei Lauragh. Bis heute befindet sich Derreen im Besitz der Gründerfamilie der Lansdownes, die stolz darauf verweist, den riesigen Park seit der Gründung aus eigener Kraft und ohne jegliche staatlichen Zuwendungen zu unterhalten.
Den Freitagmorgen verbrachten wir auf Einladung der Senior-Eigentümer Anthea und David Bigham (Foto) in Derreen und genossen eine ungemein interessante und kundige Führung der Hausherrin, einer seit 45 Jahren passioniert praktizierenden Gärtnerin. Das Ehepaar Bigham legte vor allem in den letzten 15 Jahren sehr viel selber Hand an in Derreen und pflegte den Garten in mühsamer Arbeit, nur unterstützt von Chefgärtner Jacky Ward (seit vier Jahren in Rente) und zwei Halbtagsgärtnern, zu alter Pracht. In den Gründerjahren, als die Herren des Lansdowne Estates über Heere billiger irischer Arbeitskraft verfügen konnten, hatte der Garten mit dem Sommerlandsitz 40 bis 50 Arbeiter beschäftigt.
Friday morning we spent in one of the finest gardens in Ireland: Derreen Garden, west of Kenmare on the Beara peninsula in South Kerry. Owners Anthea and David Bigham, descendants of the Lansdowne family, guided us through their splendid 30 acres of gardens and woodland. Derreen was set up in the 70ies of the 19. century and presents itself in great shape this spring – due to the work of the owner family and part-time gardeners Eoin and Ted. The Bighams are proud to say they never ever financed the costly garden by accepting any public funding. Derreen is being famous for its big variety of tree ferns, the dinosaurs of plants, the rhodos and for the unique vistas over Kilmakilogue Bay and the Kerry mountains.

Vor der Tour erlaubten uns die Bighams einen Blick in die Familien-Bibliothek: die seit 1870 nahzu lückenlos geführten Pflanzbücher der Lansdownes, alte Bildbände aus den Kinderzeiten der Photografie mit beeindruckenden Aufnahmen der berühmten Lawrence-Sammlung aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Sie zeigen die alte Schmuggler-Bucht von Kilmakilogue in den Zeiten vor den ersten Pflanzungen für Derreen.

Derreen Garden, ein absolutes Muss für jeden Besucher der südwestlichen Peninsulas, ist vor allem berühmt für seine teils über 100 Jahre alten Baumfarne (Foto), für die selbst von Rhododendron-Papst Kenneth Cox gerühmten Rhodos, für die von Baum-Papst Alan Mitchell (+ 1995) gepriesenen Pseudo-Zypressen und Riesenlebensbäume und natürlich für die sorgfältig gepflegten Ausblicke, die sogenannten Vistas.

Farn-Fan Anthea Bigham zeigt das kleinste irische Farn, das auf Baumstämmen in der Feuchtigkeit des Waldes gedeiht.

Der Rhododendron falconeri blüht – eine von Dutzenden Arten der vor allem aus dem Himalaya stammenden Rhododendren.

Übrigens: Derreen Garden liegt am Fernwanderweg Beara Way, den wir am Wochenende endlich vorstellen werden.