Clarinbridge Banjo Gathering

Galway im Mai: Die Stadt Galway hat in diesem Monat viel zu bieten. Dass das auch für die umliegenden Ortschaften, ja das gesamte landschaftlich wunderschöne County gilt, sehe ich, als ich den Event-Kalender durchstöbere. Über das vergangene lange Wochenende, die Iren hängen die gesetzlichen Feiertage immer an das dem Feiertag folgende Wochenende an und nennen es Bank Holiday Weekend, gab es Veranstaltungen in allen Ecken des County Galway. Wir konnten uns kaum entscheiden, in welche Richtung unser Ausflug gehen sollte.

Zum Connemara Mussel Festival nach Killary Bay? An der Westküste feiert man die Muscheln und die Austern wie sie fallen, beziehungsweise wie sie geerntet werden. In den Monaten mit einem „r“ im Namen darf zumindest gemäß den alten Bauern- und Fischerregeln geerntet werden. Also gab es letztes Wochenende sicher die Aprilmuscheln: Über eine Tonne Muscheln wurden verspeist — begleitet von Musik, Tanz und Unterhaltung für den Nachwuchs. Oder sollten wir nach Kinvara zum alljährlichen Trad Music Festival? Oder doch lieber raus in die Natur zum Leenane Mountain Walking Festival? Wir haben uns für die Natur entschieden und die Musik auf das Monatsende verschoben: Da findet in Clarinbridge zum vierten Mal das Clarinbridge Banjo Gathering statt.

Trad Music, die Volksmusik Irlands, ist auf der Insel allgegenwärtig. Denkt der Tourist. Man braucht nur in Irland anzukommen, aus dem Flieger zu steigen oder von der Fähre zu fahren, und schön tönt sie einem entgegen. Ganz so ist es nicht. In Dublin, klar, erklingt die Musik auf den Straßen und in den Bars von Temple Bar bereits ab mittags. In Galway ist es ähnlich, doch auf dem Land treffen sich die Trad Musiker meistens am Freitag- und Samstagabend in einem der Pubs. So auch in Clarinbridge, einem Dorf südlich von Galway. Hier steht am 28. und 29. Mai wieder das Banjo im musikalischen Mittelpunkt.

Das Saiteninstrument Banjo hat es erst spät in die Runde der traditionellen irischen Instrumente geschafft. Dr. Mick Moloney, der Autor von Far From the Shamrock Shore schreibt, dass amerikanische Musiker mit irischen Wurzeln Mitte des 19. Jahrhunderts das Instrument auf die Insel brachten. Die Band Virginia Minstrels tourte zwischen 1843 und 1845 durch England, Irland und Frankreich. Der Bandleader hieß Joel Walker Sweeney, seine Vorfahren stammten aus Mayo. In Amerika „erfunden“ beziehungsweise ursprünglich gespielt wurde das Banjo laut Moloney ab dem 17. Jahrhundert, und zwar von afrikanischen Sklaven, die auf die Plantagen der neuen Welt verschleppt worden waren. Sie bauten einfache Instrumente aus Kalebassen (ausgehöhlte Flaschenkürbisse), Holz und gegerbten Häuten und nutzen Darm oder Hanf für die Saiten.

Das Instrument, das schließlich nach Irland kam, hatte man weiterentwickelt. Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Banjo bereits Saiten aus Stahl. In Clarinbridge kann man am Wochenende Banjos mit klingenden Namen hören: the Celt, the Oyster, the Bridge oder Setanta, benannt nach dem Helden Cu Chulainn. Längst hat das Banjo seinen festen Platz in der traditionellen irischen Musik (siehe das Video der Dubliners mit Banjo-Man Barney McKenna).

Wer am Wochenende lieber angeln geht, findet auch ein attraktives Ziel: Ab morgen findet in Oughterard, nördlich von Galway City, das International Mayfly Festival statt. Das Festival feiert bis Sonntag den Angelsport in und um Oughterard. Geangelt wird im Fluss Owenriff und im Corrib, dem größten See der Republik. Petri heil! (Infos auf www.oughterardanglers.com)