Michael Flatley´s Lord_of_the_DanceHeute stellt Patrick Steinbach im Irish Music Corner eine irische Erfolgsstory vor, die allerdings mit irischer Kultur nicht allzu viel zu tun hat: Michael Flatley´s Lord of the Dance.

LORD OF THE DANCE

Die irische Tanzshow LORD OF THE DANCE gehört  zu den größten,  aufwendigsten und auch erfolgreichsten Multimedia-Veranstaltungen der Welt. Wobei gleich anzumerken ist, dass die Show überwiegend Besucher hat, die noch nie in Irland waren und auch noch nie einen echten irischen Tanz gesehen haben.

Sicherlich faszinieren die wie ein präzises Uhrwerk ablaufenden Tanzschritte, beeindruckend auch die bombastisch aufgeblasene Musik, nicht zu schweigen von der genialen Lightshow und den stets knappen Kostümen der Tänzerinnen. Gerade weil die Show so bild- und klanggewaltig daher kommt, fällt das Fehlen einer guten Story kaum auf. Die Show will einfach nur unterhalten und lässt dabei kein Klischee aus. All das hat mit Irland so viel zu tun wie der Lederhosen tragende und Leberknödel mampfende Gamsbartträger mit Deutschland. Sicherlich mag man einwenden, das Musical „Cats“ hätte auch nicht wirklich etwas mit echten Katzen gemein, doch beschleicht einen ein etwas merkwürdiges Gefühl, welches von einer ganz anderen Seite kommt. Neben der Hochachtung für die artistische Leistung der Synchron-Stepper ist es besonders der Initiator der Show, der Regisseur und Startänzer Michael Flatley, der sichtbar die Rolle eines Dompteurs einnimmt, der alle seine Tiere fest im Griff hat. Strenge Blicke, selbstgefälliges Lächeln und eine Ausstrahlung des absoluten Kontrolleurs und Machtmenschen.

Wahrscheinlich bedarf es aber genau eines solchen Charakters, um eine derart imposante Show überhaupt auf die Bühne zu bringen. Wer weiß?

Wer  einmal das Glück hatte, in einem Countrypub einen echten irischen Stepptanz von Einheimischen zu erleben, und diesen auch noch genossen hat, der wird später eher kein Geld für Flatley´s Mega-Tanz-Show ausgeben  wollen (. . . und die Karten zu der Show sind wirklich teuer).  Deswegen empfehle ich einen Kurzbesuch bei Lord of the Dance auf Youtube und später einen längeren in einem echten irischen Pub. Man spart Geld und erlebt wahrscheinlich viel mehr authentische Kultur.

Der Lord of the Dance ist für mich persönlich Lord of Arrogance. Trotzdem gut, ihn mal gesehen zu haben.

Patrick Steinbach MusikerDer Autor von Patricks Music Corner: Patrick Steinbach (*1964) arbeitet als Dozent für Gitarre, er ist Herausgeber zahlreicher Lehrwerke zur irischen Musik und schreibt seit 2001 für das Musikfachmagazin AKUSTIK GITARRE. Dort stellt er alle zwei Monate ein neues Stück aus Irland vor, das er für Gitarre bearbeitet hat. Neben Konzertberichten veröffentlicht er regelmäßig CD-Rezensionen zu Bands aus dem irischen Kulturfeld. Für sein Engagement erhielt er 2005 den Deutschen Musikeditionspreis. Patrick lebt in Neu-Isenburg. Mehr über Patrick gibt es auf seiner Website zu lesen:  www.patrick-steinbach.de