Amerikaner, die ihre eigenen Wurzeln suchen, wünschen sich zumeist dieses Ergebnis: “Ich bin ein Ire”. Das mag auch damit zusammen hängen, dass der Mann, der eigentlich ein Berliner war (“Ick bin ein Berlina”) ganz eigentlich aus Irland stammte. John Fitzgerald Kennedy hatte genauso irische Wurzeln wie sein präsidialer Nachfolger Ronald Reagan, wie Autobaugigant Henry Ford oder wie der ewige Größte, Muhammad Ali. Auch Barack Obama legt Zeugnis davon ab, dass man nicht weiß sein muss, um ein echter “Grüner” zu sein – der aktuelle US-Präsident hat irische Wurzeln, also Vorfahren von der Grünen Insel.

Ist vielleicht auch Gott ein Ire? Trendige T-Shirt-Träger greifen die Wurzelsuche jedenfalls mit Humor auf und gemeinden einen Halbgott der Linken in Irland ein: “Shéa Guevara” – er lebt, es geht ihm gut und er lebt natürlich in Irland.

Es ist nicht bekannt, dass der argentinische Großbürger und Revolutionär Ernesto Che Guevara tatsächlich irischer Herkunft gewesen sein könnte. Die O´Sheas allerdings, ein mächtiger Familienclan, der ursprünglich aus Kerry kam, sind auf der Insel weit verbreitet. “O’ Sé”, der irische Name, der im englischen zu “O’Shea” wurde, wird sinnigerweise mit “der Herrschaftliche” oder der “Freie” übersetzt.

Die große Duldsamkeit der Iren angesichts der anhaltenden Bankenkrise lässt die aktuelle T-Shirt-Mode wie ein ironisches Zitat erscheinen. Diese Großkrise macht aus Gefangenen des Immobilienrausches gerade Sklaven des Staates und des Finanzamts, und der rebellische Akt der Bürger erschöpft sich im Tragen eines roten Hemdchens. Im übrigen darf die ewige Fianna Fail-Regierung weiter wurschteln, die letzten Banken verstaatlichen, die Verursacher der großen Unordnung mit Rettungsringen ausstatten und die Zukunft des Landes auf Jahrzehnte hinaus verspielen. O’Che, oh NAMA, ganz großes Drama.

Die rebellischen O’Shea-T-Shirt-Träger haben gestern übrigens eine wahrhaft revolutionäre Tat begangen: Sie weihten in Ballylickey in West Cork eine Eisdiele ein – die erste weit und breit. Der Icecream Parlour “The Scoop” liegt unweit der Stelle, wo die französische Seeflotte im Jahr 1796 zusammen mit den revolutionär gesinnten United Irishmen den großen Aufstand gegen die britischen Besatzer wagten. Die Sache ging bekanntlich völlig daneben, die Franzosen erwiesen sich als echte Süsswasser-Kapitäne. Hoffen wir, dass zumindest “The Scoop” reussieren kann – auch wenn die Eis-Preise schwer an die Boomzeiten der Celtic-Tiger-Jahre erinnern.