Der Scherz über den Unterschied zwischen dem bankrotten Island und dem angeschlagenen Irland (“ein Buchstabe und sechs Monate”) wurde in den vergangenen Wochen zum medialen Folterinstrument für Vielleser. Journalisten schrieben solange voneinander ab, bis das laue Scherzchen in jedem Medium Europas mindestens einmal publiziert worden war.

Seit den irischen Spar- und Nimm-Beschlüssen vom 7. April macht eine neue vermeintlich schlaue Faustformel die Runde: Irland sei Deutschland und dem Rest Europas sechs Monate voraus. Will heißen: In einem halben Jahr werden die Staatsfinanzen in Deutschland und anderswo auch am Ende sein, die Regierungen werden ihre Investitionsprogramme aufgeben und statt dessen die Sparbremse ziehen müssen. Zudem kommen diesem Orakel zufolge genauso harte Zeiten auf die teutonischen Steuerbürger zu, wenn der deutsche Staat an der Steuerschraube dreht.
Na ja, so einfach ist Wirtschft dann doch nicht erklärbar – auch wenn es plausibel klingt.