News aus Irland immer aktuellDie Anti-Abtreibungs-Hochburg Irland wankt; die Männerhochburg Forty Foot bleibt standhaft; Derry ist 2013 ein Besuch wert: Die Sonnntags-News aus Irland heute wieder kurz und knapp im Irlandnews-Wochenrückblick.

 

Anti-Abtreibungs-Hochburg Irland unter Beschuss

Irland gilt als das Kronjuwel der globalen Anti-Abtreibungs-Bewegung. Durch den Tod einer jungen Frau, der Inderin Savita Halappanavar, in der Universitätsklinik in Galway Ende Oktobe, ist die Anti-Abtreibungs-Hochburg Irland allerdings ins Wanken geraten. Savita war trotz massiver gesundheitlicher Beschwerden ein Schwangerschaftsabbruch mit Verweis auf den Herzschlag des Fötus mehrfach verweigert worden. Begründung der Ärzte: Irland sei ein katholisches Land. Die 31-jährige starb an Blutvergiftung.

Abtreibungen sind in Irland verboten, das Gesetz erlaubt es Frauen, im Fall einer lebensbedrohlichen Situation straffrei im Ausland abtreiben zu lassen. Etwa 4.600 Frauen reisen jährlich von Irland nach Großbritannien, um eine Schwangerschaft abzubrechen, viele auch in die Niederlande. Dies nennt man eine irische Lösung für ein irisches Problem.

Nun allerdings hat der Tod von Savita eine massive öffentliche Debatte ausgelöst. Umfragen zufolge sind über 80 Prozent der Iren für einen Schwangerschaftsabbruch, wenn das Leben der Mutter bedroht ist und wenn die Mutter suizid-gefährdet ist. Mehrere tausend Menschen demonstrierten in den vergangenen Wochen für eine Reform der Gesetzgebung. Bereits im Juli 2009 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Beschwerden dreier Irinnen angenommen. Sie argumentieren, „das Abtreibungsverbot verletze ihr Recht auf Leben und auf Privat- und Familienleben sowie das Verbot von unmenschlicher Behandlung und Diskriminierung“. Das Gericht forderte die irische Regierung auf, Rechtsklarheit zu schaffen. Doch es geschah zwei Jahre lang nichts. Der Fall Savita hat nun den Druck auf die Regierung massiv erhöht. Premier Enda Kenny hat deshalb einen Gesetzesentwurf noch in diesem Jahr und ein neues Gesetz für Anfang 2013 angekündigt. Das nun panikartig angeschlagene Tempo stößt in den Regierungsparteien jedoch auf Widerstand. Harte Auseinandersetzungen, auch mit der katholischen Kirche, stehen bevor.  (Quellen: RTE und Wikipedia)

Der Schwimmclub von Forty Foot bleibt hart: Keine Frauen

Der exklusiv Männern vorbehaltene Schwimmclub des Forty-Foot-Badeplatzes von Sandycove, Dublin, hat erneut mit 24 zu 17 Stimmen die Aufnahme von Frauen als Mitglieder abgelehnt.  Der 1880 gegründete Club wurde in James Joyes Jahrhundert-Roman Ulysses erwähnt und dadurch weltweit berühmt. Der Forty Foot, auf einem Felsen in der Bucht von Dublin gelegen,war lange ein reiner Badeplatz für Männer. Erst in den letzten 25 Jahren konnten die Frauen ihn mit benutzen. Nicht erlaubt ist Frauen jedoch die Benutzung der Umkleidekabine sowie des Clubhauses. Laut eines Mitgliedes, welches anonym bleiben möchte, war die Atmosphäre während der Abstimmung ziemlich einschüchternd und „mit einem frauenfeindlichen Unterton“. Jane Dyllon Byrne, Ratsmitglied für die Labour Party und Schwimmerin am Forty Foot, sagte, dieses Abstimmungsergebnis sei eine riesige Enttäuschung.  Sie verriet, dass manchmal im Winter ein nettes Club-Mitglied  die Umkleidekabine inoffiziell für einzelne Frauen öffnete. Würde dies allerdings von anderen Clubmitgliedern bemerkt, gäbe es eine “Revolution”, so Jane. (Quelle: Irish Times)

Geschnitztes Jadestück für 630.000 Euro versteigert

Ein Stück geschnitzter Jade aus China in der Größe einer Streichholzschachtel wurde in dieser Woche bei einer Auktion im County Laois  für 630.000 Euro an den Sammler gebracht. Dies ist er höchste jemals erzielte Ertrag für ein antikes Exponat bei einer Auktion in Irland. Die Versteigerer von Sheppards hatten mit einem Erlös von 4.000 bis 6.000 Euro gerechnet. Aber die Anwesenheit von Bietern aus China, welche am Morgen in Durrow eintrafen, lies bald eine Sensation erahnen. Das Anfangsgebot lag bei 2.000 Euro und entwickelte sich zu einem Wettstreit um das höchste Gebot zwischen  zwei chinesischen Bietern am Telephon und via Internet. Den Zuschlag erhielt der anonyme Bieter im Internet. (Quelle: Irish Times)

Bruce Springsteen kündigt drei Konzerte in Irland an

The Boss kommt nach Irland. Bruce Springsteen hat 3 Gigs für den nächsten Sommer in Irland angekündigt. Der Rockmusiker hat in diesem Jahr bereits vor ausverkauftem Haus in Dublin gespielt. Seine The Wrecking ball Tour war die meist besuchte Konzerttour der Welt im Jahr 2012. Hier die Konzertdaten für 2013 in Irland: Limerick, 16.07.2013, Thomond Park,  Cork 18.07.2013, Páirc Uí Chaoimh, Belfast, 20.07.2013, King´s Hall Arena.

Finanzbehörde verstärkt Druck gegen Schmuggler

Die irische Zoll- und Steuerbehörde hat seit Beginn des Jahres 91 Millionen Zigaretten, 4 Tonnen Tabak, 199.000 Liter Treibstoff und 77000 gefälschte Waren beschlagnahmt. Die Fahnder haben ihre Razzien vor allem gegen Tabakschmuggler und Diesel-Wäschereien verstärkt, weil diese beiden „Geschäftsfelder“ in Zeiten der Rezession stark zugenommen haben. Nach inoffiziellen Schätzungen gehen dem irischen Staat durch  derlei Schwarzmarktgeschäfte jährlich 860 Millionen euro Steuern verloren. (Quelle: Irish Examiner)

Engpaß im St. Vincents Krankenhaus in Dublin

Die Mukoviszidose-Vereinigung Irlands (CFAI) schlägt Alarm: Gegenwärtig warten fünf  Patienten mit Mukoviszidose dringend auf  ein Krankenzimmer, weitere 7 Patienten warteten in der letzten Woche auf ein freies Bett. Das auf die lebensbedrohende chronische Krankheit Cystische Fibrose spezialisierte Krankenhaus hat derzeit nur 29 von 34 zugesagten Zimmern belegt und lehnt doch Hilfesuchende ab. Dies sei völlig unakzeptabel und gesundheitsgefährdend, mahnt die Vereinigung. Im Juli dieses Jahres unterzeichnetete das Management des Krankenhauses mit der CFAI, der Gesundheitsbehörde sowie der Gesundheitsbehörde eine Übereinkunft, nach der 34 Betten im  neu renovierten Trakt des Krankenhauses zur Verfügung gestellt würden. Dieser Trakt wurde im August eröffnet. Mukoviszidose-Patienten brauchen Isolierzimmer zur Behandlung und um Kreuzinfektionen zu verhindern. (Quelle: Thejournal.ie  http://www.thejournal.ie/cystic-fibrosis-patients-st-vincents-hospital-692016-Nov2012/

Die Kulturhauptstadt Derry lockt

Als erste Stadt im Vereinigten Königreich wird die nordirische Stadt Londonderry/Derry im Jahr 2013 den Titel „Britische Kulturhauptstadt“ tragen und ein Jahr mit vielen hochkarätigen Kulturveranstaltungen präsentieren. Die Jury befand die nordirische Stadt bereits im Jahr 2010 für würdig, diesen Titel zu tragen und belohnte damit das jahrelange Engagement der Stadtväter für Kunst und Kultur. Derry setzte sich gegen Birmingham, Norwich und Sheffield durch. Jetzt laufen die Vorbereitungen in Derry auf Hochtouren. Besucher dürfen sich 2013 auf ein abwechslungsreiches Programm aus Musikfestivals, sportlichen Großveranstaltungen, Theateraufführungen und Kunstausstellungen freuen. Das Programm ist auf der Festival-Website zu finden.

Und in der kommenden Woche . . .

. . . gibt es wieder einen Staats-Haushalt zu verabschieden, der die Bürger auf der Insel zittern lässt. Das Staats-Budget 2013 soll abermals das „schrecklichste“ werden, dass eine Regierung im modernen Irland jemals verabschiedet hat: Noch mehr Einsparungen und noch höhere Steuern und Abgaben — die leidgeprüften Irinnen und Iren können die Sparappelle der Regierung nach fünf Jahren rigider Sparpolitik nicht mehr hören und gehen nun zunehmend auf die Straße, um gegen das von der EU und dem Internationalen Währungsfond verordnete Engerschnallen des Gürtels zu demonstrieren. Die Regierung arbeitet derweil mit Peitsche und Zuckerbrot. Geschickt wird die Nachricht gestreut, dass der Muster-Patient Irland mit seiner Therapie bald das rettende Ufer erreicht haben könnte und dass die Krise auf der Insel – im Gegensatz zu den Ländern Südeuropas – bald überstanden sein könnte. Immerhin gibt es einige Anzeichen: Der Immobilienmarkt kommt wieder in Bewegung, Bauprojekte nehmen wieder zu. Ob dies allerdings reicht, um die Krise zu beenden? Die Koalitionäre in der Regierung zumindest haben sich in den entscheidenden Tagen vor den Haushaltberatungen kräftig in die Wolle bekommen und streiten nun wie die Kesselflicker. Die Woche wird politisch spannend . . .

Die Nachrichten dieser Woche wurden zusammengestellt von Christine Fernow und dem Wanderer.