Irland NachrichtenIrland Nachrichten: Überschwemmungen in Cork und Dublin, mehr Rechte für Irlands Kinder, Rückkehr der Armut, Enttäuschung über Angela Merkel: Die Neuigkeiten aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem Wochen-Überblick. von Markus Bäuchle.

Hochwasser in Dublin, IrlandNasse Füße in Cork und Dublin

Eigentlich war das Wetter gar nicht schlecht in dieser zu Ende gehenden Woche, und doch gab es zur Wochenmitte zuhauf nasse Füße, geflutete Straßen und verwüstete Geschäfte: Teile von Dublin, Cork und einige ländliche Gebiete standen nach heftigen Regengüssen wieder einmal unter Wasser. Es war nicht die ganz schlimme Flutattacke, wie man sie aus den vergangenen Jahren nur zu gut kennt, und mit Sandsäcken ließen sich viele Geschäfte in den betroffenen Gebieten ganz gut schützen. Es ist dennoch erstaunlich, wie hilflos und unvorbereitet sich ein mit Wasser reichlich vertrautes Land immer wieder präsentiert, wenn Flut, Mond, Sturm und Tiefs mit vereinten Kräften die Pegel steigen lassen.

Mehr Rechte für die Kinder – zumindest theoretisch

Die Iren müssen oder dürfen am 10. November mal wieder an die Wahlurnen: Es geht um die Kinder des Landes und um eine Verfassungsänderung: Die Rechte der Kinder sollen explizit in Irlands Verfassung niedergeschrieben und verankert werden. Die Debatte zwischen dem Ja- und dem Nein-Lager um ein kinderfreundlicheres Irland per Verfassungsstatus hat in dieser Woche an Lautstärke zugenommen, am 31. Oktober soll nun in TV3 die erste Fernsehdiskussion über das Thema stattfinden. Das Pro-Lager hält es für unverzichtbar, dass Irland nach Jahrzehnten des institutionalisierten Kindermissbrauchs einen entscheidenden und auch symbolisch relevanten Schritt tut und die Rechte der ganz jungen Irinnen und Iren in der Verfassung hervorhebt. Drei Viertel des Wahlvolks sehen das Umfragen zufolge genau so.

Die Armut ist zurück in Irland

Augenwischerei nennen das Vertreter von Irlands größter Wohltätigkeitsorganistion St.Vincent de Paul. Die Streiter für mehr soziale Gerechtigkeit stehen vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft und schlagen medienwirksam die Alarmglocken: Es sei wohl ein Witz, Kindererechte in der Verfassung zu stärken und die Realität zu ignorieren. Denn die sieht hinter den Kulissen des irischen Alltag besonders für viele Kinder düster aus: Der Niedergang der irischen Wirtschaft hat viele Familien in Not gebracht, und laut St. Vincent de Paul ist das Spardiktat von Troika und irischer Regierung für viel Not und Elend verantwortlich: Die Sozialarbeiter der Organisation beklagen, dass der Hunger und das Leid in Irland zurück gekehrt seien und dass vor allem die Schwächsten in der Gesellschaft betroffen seien: Arme, Alte und Kinder. Claudia Kling, eine Journalisten-Kollegin, stellte in dieser Woche in der “Schwäbischen Zeitung” fest, dass man die irische Krise angesichts des pulsierenden öffentlichen Lebens in der Hauptstadt Dublin ja gar nicht sehen könne. Der Kollegin kann geraten werden, genauer hinzusehen und die Helfer von St. Vincent de Paul einmal bei ihrer Arbeit zu begleiten.

Angela “Mörkel” enttäuscht die Iren

Ob das scharfe Spardiktat der irischen Regierung das Leben der Menschen auf der Insel auch in den kommenden Jahren bestimmen wird, hängt ganz entscheidend von der deutschen Regierung ab. Kanzlerin Angela Merkel hat die irische Politik und die Menschen im Land zum Wochenende hin mal wieder enttäuscht: Merkel stemmt sich dagegen, dass monströs hohe alte Bankenschulden zur Entlastung Irlands in der EU “vergemeinschaftet” werden und dass der irische Staatshaushalt dadurch eheblich entlastet wird. Der Wunsch Irlands, dass dies geschieht, ist allzu verständlich, zumal die Regierung im September 2008 von den Spitzen der Europäischen Union und der Europäischen Zentralbank geradezu genötigt wurde, eine umfassende Garantie für Bankeneinlagen auszusprechen — vor allem, um die Interessen der deutschen und anderer europäischer Großbanken zu wahren. Damit wurde der eigentlich ganz gesunde irische Staatshaushalt über Nacht um 70 Milliarden Euro in die Miesen gedrückt — und diese Schulden werden nun auf die Bevölkerung abgewälzt. Die Hoffnung der Iren macht sich nun daran fest, dass die “Mörkel” ja immer erst “nein” sagt und dann am Ende doch “ja” macht. Schaumermal.

Fußball-Opa Trapattoni darf weiter machen

Dass die Iren in den frühen 2000-er Jahren in Saus, Braus und deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben, soll bei aller Mitverantwortung euroäischer Banken für die irische Malaise nicht bestritten werden. Natürlich haben Paddy und Mary auch ihren Anteil an der anhaltenden Wirtschafts- und Finanz-Misere im Land. In den fetten Jahren hat sich jeder ordentlich bedient, so gut er denn konnte und die Ergebnisse der kollektiven Orgie lassen sich auch heute noch besichtigen: Noch immer zählen Irlands Lehrer und Ärzte zu den bestbezahlten in Europa, und auch ein einzelner Fußball-Nationaltrainer namens Giovanni Trapattoni hat sich einst ein Gehalt gesichert, von dem die Kollegen in Spanien oder Deutschland nur träumen können. Genau dieses astronomische Gehalt dürfte dem hyper-aktiven Fußball-Opa aus Italien nun den Job in Irland gerettet haben: Weil es zu teuer werden würde, Trapattoni zu entlassen und abzufinden — und weil er mit den Boys in Green gegen die Faröer immerhin einen 4:1-Sieg landen konnte, haben die Mächtigen des irischen Fuzßballverbands Trap noch einmal das Vertrauen ausgesprochen. Also, weiter so im Rückwärtsgang. Die Fans werden es mit ihren traurigen Gesängen wieder einmal richten müssen.

Irlands Katholiken im Rückwärtsgang

Ebenfalls im Rückwärtsgang bewegen sich Irlands Katholiken, und das schon seit 1961.In dieser Woche gab Irlands Statistikbehörde CSO aktuelle Zahlen zur religösen Lage auf der Insel bekannt: Nur noch 84 Prozent der Bevölkerung ist demnach katholisch (und die Zahl von 3,86 Millionen wird von 110.000 polnischen Katholiken im Land gestützt). 1961 waren es noch 94 Prozent. Die Zahl der “Ungläubigen”, also der nicht Religiösen, Atheisten und Agnostiker hat sich laut Volkszählung 2011 in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht, auf immerhin 227.000 Menschen. In Wahrheit steht es um die katholische Kirche im einst katholischsten Land Europas allerdings viel schlechter, als die Zahlen der Statistiker verraten: In Dublin etwa geht nur noch jeder 20. Katholik am Sonntag in die Kirche, um seinen Glauben kirchen-gerecht zu praktizieren.

So viel für heute, einen schönen Sonntag!