News aus Irland immer aktuellLeicht endet der Besuch bei Prosituierten in Irland in der Sackgasse. 21 Männer aus dem Raum Limerick fanden ihre Namen in dieser Woche in der Zeitung, weil sie auf der Suche nach Sex falschen Prostituierten auf den Leim gingen – darunter auch ein Schulrektor. Die Headlines der Woche: Irland spart noch mehr. Das Olympische Feuer kommt auf die Insel. Irland hat einen Geheimdienst !?! Lesen Sie unsere Irland-News vom Sonntag. Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

TV-Ansprache: Premierminister Enda Kenny wendet sich an die Nation

Irland RegierungDass sich das Regierungsoberhaupt in einer Ansprache direkt an die Nation wendet, kommt in Irland selten genug vor. Da muss es der Nation schon arg schlecht gehen. Zuletzt war es 1980 Taoiseach Charles Haughey, der das Volk ermahnte, den Gürtel enger zu schnallen (er selbst sah sich da bekanntlich ausgenommen, doch das ist ein anderes Thema). Im Vorfeld zum Haushaltsentwurf 2012 wählte nun Taoiseach Enda Kenny (Foto) den direkten Weg in die Wohnstuben der Nation. 1,2 Millionen Zuschauer versammelten sich am Sonntagabend vor dem TV, um von Kenny persönlich zu erfahren, dass dem Land ein langer und schwieriger Weg bevorsteht. Ende 2010 befand man sich in einer Krise, ein Jahr später hat sich die Lage leider nicht großartig geändert, sagte er. Der kommende Etat würde hart werden, keine Frage, aber er sei ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren Zukunft.

In seiner TV-Ansprache verkündete Enda Kenny wenig Neues. Man muss ihm jedoch zugute halten, dass er den Anstand hatte, der Nation selbst offen mitzuteilen, dass die Zeiten schlecht sind und sich leider so schnell daran nichts ändern wird. Damit unterschied er sich auffallend von seinem Vorgänger Brian Cowen, der auf die Frage, ob es dem Land schlecht gehe und der IWF womöglich im Anmarsch sei, erst dann zähneknirschend und brummelnd ein “Ja” hervorbrachte, als die Männer vom IWF bereits auf der Matte standen. (Quelle: Irish Independent)

Stunde der Wahrheit: Regierung präsentiert Haushaltsentwurf für 2012

500 € ScheinDie Woche stand ganz im Zeichen des Haushaltsentwurfs für 2012. In erstmals zwei getrennten Ansprachen legten Brendan Howlin, Minister für öffentliche Ausgaben, und Finanzminister Michael Noonan dar, wie sie im kommenden Jahr das Haushaltsdefizit um insgesamt 3,8 Milliarden Euro reduzieren wollen (in zwei getrennten Ansprachen deswegen, weil es länger als geplant dauerte, den Entwurf aus dem Deutschen zu übersetzen, wie manche zynisch bemerkten). Am Montag stellte zunächst Brendan Howlin seine Ausgabenkürzungen vor, die 2,2 Milliarden Euro einbringen sollen. Die Kürzungen betreffen vor allem die Bereiche Soziales, Gesundheit und Ausbildung. Am Dienstag stellte Michael Noonan seine Änderungen bei diversen Steuersätzen und Abgaben vor, die 1,6 Milliarden Euro einbringen sollen. Hier sind, neben vielen Punkten, die Anhebung der Mehrwertsteuer und der KFZ-Steuer, die pauschale Abgabe für alle Haushalte sowie höhere Abgaben auf Benzin, Diesel und Zigaretten zu nennen. Die Einkommenssteuer blieb unangetastet, ebenso die im Ausland viel diskutierte Unternehmenssteuer.

Man muss der Regierung bescheinigen, einen recht cleveren Haushaltsentwurf ausgearbeitet zu haben. Hier ein paar Milliönchen weniger, da eine Bemessungsgrenze leicht angehoben, dort ein paar Cent höhere Abgaben – es wurde an vielen Stellschrauben ein wenig gedreht, der große Hammer in einigen wenigen Bereichen blieb aus. So wird sich wohl erst im Verlauf des Jahres zeigen, wie sehr jeder betroffen ist. Ob der Etat wirklich dazu beiträgt, Arbeitsplätze zu schaffen, wird sich zeigen. Immerhin enthält der Entwurf steuerliche Anreize für den Kauf von Immobilien und Steuererleichterungen für diejenigen, die während der Hochphase des Booms gekauft haben und nun straucheln.

Interessant wird es Ende nächsten Jahres. Im nächsten Haushaltsentwurf müssen noch einmal etwa vier Milliarden Euro erzielt werden. Da die Wirtschaft auch im nächsten Jahr kaum großartig wachsen wird und der Regierung unverhoffte Einnahmen beschert, wird die Regierung wohl nicht umhin kommen, beim nächsten Haushalt auch bei der Einkommensteuer und anderen Bereichen anzusetzen, die im Budget 2012 verschont wurden.

Gestatten: Bond. Seamus Bond.

Ein unscheinbarer Posten in Brendan Howlins Budget-Zuteilung für 2012 machte neugierig: Der irische Geheimdienst darf im nächsten Jahr über ein Budget von einer Million Euro verfügen. Der irische Geheimdienst? Ganz recht. Über den ist allerdings so wenig bekannt, dass gemunkelt wird, er existiert gar nicht, sondern ist nur eine buchhalterische Kostenstelle für Gemeinschaftsaktionen zwischen der Polizei und dem Nachrichtendienst des Militärs. Aber vielleicht braucht der streng geheime irische Secret Service das Geld, um sich im nächsten Jahr um eine Aufgabe von höchstem nationalen Interesse kümmern zu können: Das Ausspionieren der gegnerischen Mannschafts-Aufstellungen bei der EM in Polen … (Quelle: TheJournal.ie)

Olympische Fackel kommt nach Dublin

Auf ihrem Staffellauf durch England zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London wird die Olympische Fackel auch einen Abstecher nach Dublin einlegen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bestätigte diese Woche eine entsprechende Ausnahmeregelung. Den Regeln des IOC gemäß darf die Route der Fackel eigentlich nur durch das Gastgeberland führen. Man erkannte jedoch an, dass Irlands Olympia-Team alle 32 Grafschaften auf der Insel repräsentiert, und nicht nur die 26 der Republik Irland. Auf ihrer Vier-Tage-Tour durch Nordirland darf die Fackel deshalb auch in Dublin vorbeischauen. Pat Hickey, Präsident des Olympischen Komitees Irlands, begrüßte die Entscheidung des IOC. “Es ist die Erfüllung eines Traums”, sagte er. Nord und Süd vereint unter dem Olympischen Feuer. (Quelle: TheJournal.ie)

Studie: Krebs-Risiko in der Republik höher als in Nordirland

Cancer Map IrelandInteressante Fakten präsentierte das National Cancer Registry Ireland (NCRI) in dieser Woche: Das Risiko, an Krebs zu erkranken, ist auf dem Gebiet der Republik Irland auffallend höher als in Nordirland. Dies ist das Fazit aus dem jetzt veröffentlichten All-Ireland Cancer Atlas, der achtzehn Formen von Krebserkrankungen aus dem Zeitraum 1995 bis 2007 ihrer geografischen Verteilung nach aufschlüsselt. So finden sich Hautkrebserkrankungen häufiger in städtischen und küstennahen Regionen, Magenkrebs häufiger in einem Streifen von Dublin nach Donegal und Darmkrebs häufiger in der Region um Cork City sowie im Norden der Insel. Nur für Lungenkrebs zeigte sich eine höhere Konzentration der Fälle in Nordirland als in der Republik. (Quelle: Irish Times)

Sinéad O’Connor: Hochzeit Nummer vier in Las Vegas

Das ging fix. Im Sommer noch hatte Sinéad O’Connor (45) öffentlich ihr Pech in der Liebe beklagt. Die exzentrische Sängerin (“Nothing Compares To You”) wollte gar die Dienste einer Partnervermittlung in Anspruch nehmen, nahm es dann aber selbst in die Hand mit dem offensiven Aufruf: “Ich suche einen Mann.” Aber nicht irgendeinen. Sexhungrig sollte er sein, schließlich sei sie in der Blüte ihres Lebens und wolle nicht wie eine Nonne leben. Mit dem 38-jährigen Barry Herridge scheint sie fündig geworden zu sein. Diese Woche düsten Frau O’Connor und ihr Barry, nach eigenem Bekunden ein großer Fan der Sängerin, nach Las Vegas, um dort den Bund der Ehe einzugehen. Drive-Through-Hochzeit in Las Vegas mit Ehemann Nummer vier, der passenderweise ein Therapeut ist: Was soll da schon schiefgehen? (Quelle: Irish Independent)

Peinlich: Freier tappen Undercover-Polizistinnen in die Falle

Im Mittelalter gab es den Pranger, heute gibt es die Zeitung. Einundzwanzig Männer im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte sechzig bekannten sich diese Woche vor dem Gericht in Limerick für schuldig, zwischen dem 11. November und 4. Dezember mit Prostituierten Kontakt aufgenommen und um entsprechende Dienste nachgefragt zu haben. Pech für die Herren, dass es sich bei den vermeintlichen Prostituierten um verdeckt operierende Polizeibeamtinnen gehandelt hatte. Zur Strafe fanden die Freier nun ihre Namen in der Zeitung wieder, samt Angabe des Alters und des Wohnortes. Peinlich, peinlich. Da waren die 470 Euro, die sie zusätzlich zur Strafe an eine wohltätige Einrichtung zahlen mussten, das geringste Übel. Einer der Männer bat vor Gericht um einen Pflichtverteidiger. Er sei Sozialhilfeempfänger und könne sich einen Anwalt nicht leisten, erklärte er. Der Richter hatte kein Einsehen: Wer sich eine Prostituierte leisten kann, entschied er, kann sich auch einen Anwalt leisten. (Quelle: Irish Times).

Und noch ein Nachschlag aus eigener Quelle (Irland ist ein kleines Land) für die Englischprofis: Einer der ertappten Männer ist zufällig der Direktor einer Schule in Ennis. Jetzt nennt man ihn den “Vice Principal” . . .

Der Autor: Dirk Huck berichtet aus Dublin.

 

Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

PS: Mehr von Dirk Huck gibt es auf seinem eigenen (derzeit ruhenden) Blog www.blog-for-ireland.blogspot.com zu lesen.

 

 

Fotos: merrionstreet.ie (1)