News aus Irland immer aktuellHalb Irland boykottiert eine neue Steuer der irischen Regierung, scheitert die Regierung an der stillen Revolte? Irlands Nationaltrainer Trapattoni ist am Croagh Patrick gescheitert und Irlands oberster Kirchenmann steht kurz vor dem Scheitern. Die Sonnntags-News aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem Wochenrückblick von Tom Brütting.

 

Trap hat fertig: Die verhinderten Gipfelstürmer

Trap hat fertigEin Großsprecher scheitert am Berg: Seit Monaten groß angekündigt war der Aufstieg von Taoiseach Enda Kenny und Irlands Fußball-Nationaltrainer Giovanni Trapattoni auf den heiligen Berg Croagh Patrick, doch als sich die beiden Protagonisten vergangenen Woche am Fuße von Irlands heiligem Berg trafen, blieb vom guten Vorsatz nicht viel. Lediglich die erste sanfte Anhöhe erklommen der italienische Fußballlehrer und der irische Premier, der den Weg auf den Berg wohl blind finden würde. Schließlich hat Kenny den Croagh Patrick, den Hausberg seines Wahlkreises, nach eigener Aussage schon über 100 Mal bestiegen. Nicht so Trapattoni, der, so wird in den Medien spekuliert, wohl nicht nur wegen der am selben Nachmittag abgehaltenen Pressekonferenz sondern auch wegen gesundheitlicher Bedenken seiner Ärzte vom Gipfelsturm auf den 764 Meter hohen „Reek“ Abstand genommen hat. (Quelle: Goal.com)

Blaue Briefe für Haussteuer-Verweigerer

Stille Revolte der Neinsager: Dass die Haushaltssteuer bei den Iren nicht beliebt ist, ist kein Geheimnis. Offenbar ist sie aber so unbeliebt, dass Umweltminister Phil Hogan jetzt all denen mit juristischen Konsequenzen droht, die sich weigern, die Abgabe zu bezahlen. Mit 57 Prozent hat nur knapp mehr als die Hälfte der Iren die Gebühr von 100 Euro bisher bezahlt. Mit einer Briefkampagne sollen die bisher zahlungsunwilligen rund 500.000 Haushalte nun zum Griff in den Geldbeutel bewegt werden. Die Briefe, die von der jeweiligen örtlichen Verwaltung verschickt werden, sollen die Betroffenen darauf hinweisen, welche Strafen bei einer weiteren Zahlungs-Verweigerung folgen könnten. Man darf gespannt sein, ob die Regierung die stille Revolte der Unzufriedenen noch in den Griff bekommt und den Steuer-Boykott brechen kann oder ob sie am Ende daran scheitert. (Quelle: Herald.ie)

Fianna Fail und Sinn Fein – geht das zusammen?

Nach dem Scheitern ist vor dem Scheitern: Nicht dass Fianna Fail sich derzeit ernsthafte Chancen auf die Übernahme der Regierung machen könnte – und dennoch spielt der FF-Abgeordnete aus West Galway, Éamon Ó Cuív, mögliche Koalitionen durch und erregt damit den Unwillen seines Parteichefs. Sinn Fein, so Ó Cuív, sei aufgrund der gemeinsamen republikanischen Vergangenheit der “natürliche Koalitionspartner” der Fianna Fail. Die Abfuhr durch Micheal Martin folgte umgehend. Natürlich dürfe jeder seine Meinung sagen, so Martin, aber er teile die Ansichten des Abgeordneten Ó Cuív keineswegs, ließ der Fianna Fail-Chef verlauten, er sehe die Sinn Fein auch nicht als republikanische Partei im eigentlichen Sinne des Wortes. (Quelle: breakingnews.ie)

Kirchenboss angeschlagen: Kardinal Bradys Autorität schwindet 

Das Oberhaupt der katholischen Kirche Irlands, der Erzbischof von Armagh und Kardinal Sean Brady, steht unter Druck, nachdem eine BBC-Dokumentation nachgewiesen hatte, dass Brady in den 70-er Jahren den Missbrauch von Kindern durch Geistliche nicht bei der Polizei angezeigt hatte. Brady hatte sich damit entschuldigt, dass das die Aufgabe seiner Vorgesetzten gewesen sei und sieht sich seitdem lautstarken Rücktrittsforderungen ausgesetzt. Experten erwarten, dass dem Erzbischof, dessen Autorität angesichts der Vorwürfe schwindet, ein so genannter Co-Adjutor gewissermaßen als „Geschäftsführer“ zur Seite gestellt wird, der die Aufgaben von Brady sukzessive übernehmen und diesem nach Ablauf einer angemessenen Frist auf den Posten des Erzbischofs von Armagh nachfolgen wird.

(Quelle: Belfast Telegraph )

RTÉ muss für schlampige Rechere bluten

RTÉ scheitert mit schlampiger und unverantwortlicher Recherche an sich selbst und muss 200.000 Euro Strafe zahlen. Das hat die Broadcasting Authority of Ireland (BAI) beschlossen. Der staatliche irische Rundfunk hatte in seinem Fernsehprogramm Prime Time, „Mission of Prey“, einen katholischen Priester fälschlicherweise des sexuellen Missbrauchs eines Mädchens bezichtigt und außerdem behauptet, der Priester habe während seiner Zeit als Missionar in Kenia ein Kind gezeugt. Die BAI erklärte am Freitag , die Sendung habe schwerwiegende, beschädigende und unwahre Anschuldigungen verbreitet, und kritisierte die Methoden, mit denen die Sendung produziert worden war, darunter heimliche Filmaufnahmen unter Bruch der Privatsphäre des Priesters. Einen vom Priester zur Klärung der Vorwürfe angebotenen Vaterschaftstest hatten die Fernsehmacher abgelehnt. Die erste Journalistin der Prime Time-Redaktion ist nach Veröffentlichung des Untersuchungsberichts noch am Freitagabend zurückgetreten. (Quelle: Irish Times)

Osama und die Iren
Nachlass eines Gescheiterten: Wenn man Dokumenten Glauben schenken darf, die im Haus des erschossenen Terrorpaten Osama Bin Laden gefunden wurden, dann hatten sich führende Al-Qaida-Mitglieder dafür ausgesprochen, dass Bin Laden die Iren zur Konvertierung zum Islam auffordern sollte. Grund sei der wachsende Ärger der Iren über die katholische Kirche und die Tatsache, dass Katholiken aufgrund der „historischen Feindschaft mit den Juden“ einen fruchtbaren Boden bildeten. Unterdessen hat Irlands erster Imam Ibrahim Michael Noonan aus dem County Waterford zur Wachsamkeit aufgerufen, da sich “kleine, militante Elemente des Islam” im Land ausbreiteten. (Quelle: Irish Independent)

Kritische Priester 

Scheitert die katholische Kirche an ihrer Verbortheit und Verstocktheit? Die irischen Priester stehen unter strenger Beobachtung durch die katholische Kirche. Behandeln sie für die Kirche kritische Themen wie etwa die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Zölibats oder dem Kindsmissbrauch durch Kirchenmänner, wird von Seiten der Kirche hart durchgegriffen. Father Brian D’Arcy ist innerhalb kurzer Zeit der fünfte Geistliche, der nach kritischen Äußerungen nun zensiert wird. Diese Praxis sorgt unter den irischen Katholiken zunehmend für Unmut. Eine Gruppe von rund 200 Priestern, Nonnen und engagierten Laien demonstrierte vergangene Woche in Dublin vor der irischen Vertretung des Vatikans gegen diese Praxis. Zu der Demonstration aufgerufen hatte die Bewegung „Wir sind Kirche“ Irland, die auf den Unterschied zwischen der ursprünglichen Idee von Kirche und der heutigen Praxis aufmerksam machen will. (Quelle: RTE)

Irlandnews.com

 

Der Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

Fotos: Wikipedia (oben); privat.