Bertie Ahern

Einige der eintmals mächtigsten Männer Irlands dürften sich heute morgen mit einigem Unbehagen rasiert und angezogen haben: Heute ist ein großer Tag der Abrechnung in Irland: Nach 15 Jahren Arbeit legt das Mahon-Tribunal seinen Abschlussbericht vor. Die nach dem vorsitzenden Richter Alan Mahon benannte Untersuchungs-Kommission, die 1997 von der Regierung eingesetzt wurde, untersuchte die finanziellen Verflechtungen zwischen Politikern, Planern und Bauwirtschaft. Es geht um Korruption bei der Umwidmung von Ackerland zu hochkarätigem Bauland im Umland von Dublin, und im Mittelpunkt des Interesses steht der frühere irische Ministerpräsident Bertie Ahern (Foto), dem vorgeworfen wird, aus verschiedenen Quellen illegal Geld angenommen zu haben.

Mehrere Entscheidungsträger, die in den 80-er und 90-er Jahren beim großen Bauland-Monopoly am Herzen des Keltischen Tigers mitgemischt hatten, wurden aufgrund der Zwischenberichte des Mahon-Tribunals bereits zur Rechenschaft gezogen und landeten im Gefängnis. Auch Bertie Aherns Rücktritt als Ministerpräsident im Jahr 2008 steht im Zusammenhang mit dem Korruptions-Skandal. Gerade für den einstigen Taoiseach des Landes wird der heutige Tag richtungsweisend sein: Wie wird er wohl seine Rentenjahre verbringen? Ahern ist in seiner alten Partei Fianna Fail mittlerweile mehr als umstritten und gilt als maßgeblich Verantwortlicher für die beispiellose Immobilienblase im Land und den sagenhaften Absturz Irlands seit dem Jahr 2007.

Manche halten auch das Tribunal selber, das unter dem Vorsitzenden Flood als Flood-Tribunal gestartet war, für einen Skandal: Die Untersuchung kostete den irischen Steuerzahler satte 300 Millionen Euro.

 

NACHTRAG 12:50. Der Report ist jetzt veröffentlicht. Die Kernaussagen: Ex-Regierungschef Bertie Ahern hat es versäumt, wahrheitsgemäß über die Herkunft von 165.000 Pfund ( etwa 209.000 Euro) Rechenschaft abzulegen. Das bedeutet: Meineid. Korruption kann ihm, auch wenn sie nahe liegen sollte, bislang nicht nachgewiesen werden. Andere Ex-Regierungsmitglieder, Abgeordnete und Lokalpolitiker wurden der Bestechung überführt, Bauunternehmer und Bauträger der Bestechung. Der Druck auf Ahern, die Wahrheit zu sagen, ist nun riesengroß. Der Ex-Regierungschef ist zunächst abgetaucht, seine Partei Fianna Fail will heute abend beraten, wie sie mit dem Bestechungsfällen in den eigenen Reihen und ihrem Ex-Chef Ahern umgehen wird.

NACHTRAG FREITAG: Bertie war schon in jungen Jahren als verschlagen, tricky, sauschlau und durchtrieben bekannt. Wir sind gespannt, wie er die Angriffe nun kontern wird. Er hat garantiert vorsorglich Rettungstunnel gegraben und steht nicht – wie ein Radiomoderator heute gemutmaßt hat — hinter der Gardine seines Heims und wartet auf den Gefängniswagen aus Mountjoy.