Luas_tram_stop_at_Abbey_Street_by William Murphy_LUAS_Dublin

Nadine* hier, Gruß aus Dublin. Heute berichte ich über den LUAS-Ausbau, ein Großprojekt, dass zur Zeit hohe Wellen schlägt: Die neuen Straßenbahnlinie, bekannt als LUAS Cross City, wird ab Ende 2017 vom Zentrum in den Norden fahren.  Außerdem: Meine Dublin-Veranstaltungstipps für die kommende Woche.

Die LUAS soll erwachsen werden. Die LUAS, Dublins Tram-Bahn, ist ein immens wichtiges öffentliches Verkehrsmittel in der Stadt.Verkehrstechnisch hat Dublin mit LUAS Cross City bis Ende 2017 Großes vor. Nach der Errichtung  von 13 neuen Haltestellen, davon allein acht im Stadtzentrum, werden in naher Zukunft jährlich mehr als zehn Millionen zusätzliche Passagiere erwartet. In Dublin verkehrt die LUAS (es ist das irische Wort für Geschwindigkeit) bislang auf zwei Linien, der  Red Line und der Green Line. Die beiden Streckennetze verlaufen völlig unabhängig voneinander und fahren wichtige Knotenpunkte der Stadt an.

Mit dem Ausbau der 5,6 km langen LUAS-Tram sollen nun beide Strecken miteinander verbunden und das Tram-Netz dichter gestrickt werden. Der Start der künftigen Cross City erfolgt beim existierenden Halt St. Stephen´s Green und endet in Nord-Dublin an der Haltestelle Broombridge, von der aus man dann direkte Anbindung zum nationalen Zugverkehr haben wird. Auch Studierende sollen durch die bessere Verbindung der Hochschulen der Stadt profitieren.

Der Streckenausbau beschränkt sich zunächst auf die Grüne Linie. Die Bauarbeiten dauern bereits vier Jahre, alles nahm seinen Anfang im Juni 2013. Das Motto des Projekts: Bringing the City together. Die Kosten beliefen sich ursprünglich auf 368 Millionen Euro. Diese Grenze ist nun, wie bei Großprojekten meistens so üblich, schon lange weit überschritten. Damit ist LUAS Cross City eines der größten Bauvorhaben der irischen Regierung – und  eine enorme Herausforderung für Verwaltung, Bauträger und Bürger.

Übersuchtsplan_LUAS_Dublin

Ein Übersichtsplan der neuen LUAS-Route

Auf der Internetseite des Projektes erfahren Interessierte viele Details, Neuigkeiten und über den Streckenausbau. Für jeden einzelnen zusätzlichen Halt werden ausführliche Informationen gegeben und Beispiel-Fotos der neuen Haltestellen gezeigt. Da zeigt sich die Stadt Dublin präsent, und wohl ist dieses Projekt auch eine Prestigesache, die gut gelingen muss — auch wenn man im Moment von den Dublinern überwiegend negative Meinungen zu hören bekommt. Schön sehen die vielen animierten Fotomontagen und Werbefotos aus, doch in der Wirklichkeit ist davon noch nicht viel zu sehen. Statt dessen leidet der Verkehr und müssen die Menschen in der Stadt lange Wartezeiten in kauf nehmen.

Abserrung_LUAS_Dublin

Viele Straßen sind durch die Bauarbeiten nicht mehr befahrbar

Geht man durch die Großbaustelle Dublin, ist von dem ursprünglichen Stadtbild gerade nicht viel zu erkennen: Vom Trinity College bis hin zum Parnell Square reihen sich weiß-rote Absperrungen, riesige Metallzäune, tiefe Gräben und jede Menge Bagger aneinander. Jeden Tag von früh bis spät schuften die Bauarbeiter für den Ausbau der neuen Straßenbahnlinie. Montags bis freitags ist ab 6 Uhr morgens der Lärm von den Baustellen wahrzunehmen – und das zum Ärger von vielen Anwohnern. Ganz zu schweigen von den riesigen Verkehrsstaus, das wichtige Hauptstraßen lahmgelegt sind. Viele Wege können nicht mehr wie ursprünglich befahren werden und in den Hauptverkehrszeiten kommt es zu Verzögerungen von bis zu einer Stunde. Kein wunder, dass die Dubliner gerade jede Menge Luft ablassen über ihre LUAS, die sie ansonsten sehr ins Herz geschlossen haben.

Manche Dubliner schimpfen über pures Chaos. Es ereignen sich derzeit besonders viele Unfälle in der Innenstadt. Wieso, fragen die Leute und haben auch eine Antwort: wegen falscher und teilweise sehr unübersichtlicher Verkehrsführung, aber auch wegen unachtsamen Autofahrern und risikofreudigen Fußgängern. Leider werden einige Verkehrsbehinderungen auch bestehen bleiben, wenn der erste LUAS-Zug im Jahr 2017 seine Fahrt auf der neuen Strecke aufnimmt. Durch die neu entstehenden Gleise können Autos nicht mehr wie gewohnt auf den Straßen verkehren. Die Dubliner Autofahrer werden sich dann wohl auf noch mehr Ausfälle und Staus im täglichen Verkehr einstellen müssen.

Bauzaun_LUAS_Dublin

Viele Bauzäune und Bagger stören aktuell das Stadtbild

Vergangene Woche bewegte ein “neuer Aufreger” die Bewohner. Aufgrund der Festlichkeiten rund um den St. Patrick´s Day wurde ein Großteil der Bauarbeiten unterbrochen. Am Spire und am GPO (General Post Office) wurde die gesamte Straße  extra wieder zugeteert, damit die Parade wie gewohnt stattfinden kann. Anfang April sollen die Ausbauten nun wieder aufgenommen und damit die gerade neu geteerte Straße wieder geöffnet werden: Eine gewaltige Zusatz-Ausgabe von 100.000 Euro wird deshalb fällig. Aber hunderttausende Besucher, die zum Paddys Day und zur Osteraufstands-Parade ins Zentrum kamen, sollten schließlich nicht in Baugruben fallen . . .

Und dann gab es auch noch Streik. Am  Ostermontag  legten Mitarbeiter von Transdev, der LUAS-Gesellschaft, ihre Arbeit nieder. Viele Menschen mussten deshalb ihre Reisepläne ändern und reagierten zum Teil verärgert. Die Mitarbeiter, vor allem Fahrer und Sicherheitspersonal, fordern mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen. Dabei wäre gerade am vergangenen Wochenende, mit den über 400 Veranstalungen zum “1916 Rising” in Dublin, ein funktionierender Straßenbahnverkehr sehr wichtig gewesen. Das sieht der Minister für Transport, Paschal Donohoe, genauso und will laut aktuellen Presseberichten alles dafür tun, dass die irischen Steuerzahler diese Einbuße nicht auch noch bezahlen müssen. Das Unternehmen kündigte an, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Streiks kommen kann, dabei sind konkret das kommende Wochenende und weitere Tage im späten April genannt worden.

Schienen_LUAS_Dublin

Die zukünftigen Schienen des LUAS sind bereits zu erkennen

Trotz dieser  negativen Diskussionen: der Ausbau der LUAS ist wichtig für die Stadt. Einer der wichtigsten Punkte ist, dass sich viele Dubliner mehr Sicherheit und eine Veränderung des Stadtbildes erhoffen. Teile des Dubliner Nordens sind in den letzten Jahrzehnten zunehmend heruntergekommen und in gewisser Weise verwahrlost. Verfallende Häuser, Alkoholismus, Obdachlose, Drogenmissbrauch und Drogenkriminalität gehören hier zum Alltag. Die Anbindung an die LUAS könnte verschiedenen Stadtteilen neue Impulse geben und sie langfristig aufleben lassen.

Fest steht: Bis zum Start der Cross City Ende 2017 hat Dublin noch Großes vor, viel zu tun und viele offene Fragen zu beantworten. Die Zeit läuft…

 

Und hier  meine Tipps und Termine für die irische Hauptstadt für die kommende Woche. Im Mittelpunkt steht das Gedenken an den Osteraufstand von 1916, des “1916 Rising”. Ich wünsche Euch viel Vergnügen:

1. “Imagine Home – Into Europe”: Mittwoch (30. März), 20:00 Uhr, National Concert Hall, Dublin 2; Als Erinnerung an die Proklamation und die Unabhängigkeitserklärung Irlands wird ein Teil der damaligen Geschehnisse aufgenommen und in der Konzerthalle von verschiedenen Künstlern präsentiert. Ein tolles Event – es ist wirklich sehenswert.

2. “Easter 1916”, Abbey Theatre Dublin: Montag (28. März), 12:00 Uhr, Abbey Theatre Dublin, Dublin 1; Der Historiker Fearghal McGarry (Queen’s University Belfast) hält eine Vorlesung zum Thema der Woche: 1916 Rising. Historische Fakten werden auf den Punkt gebracht und eine offene Fragerunde lädt dann zum Nachdenken ein…

3. Ein Ausflug in die umliegenden Orte Dublins ist immer eine Besonderheit. Wie wäre es mit einem Tagestrip nach Bray? Der Küstenort liegt nur eine halbe Stunde DART-Fahrtzeit von der Hauptstadt entfernt und bietet vor allem für Naturbegeisterte viele Attraktionen.

4. Golf Ireland – Promotion Day: Samstag (2. April), ab 14:00 Uhr, Crowne Plaza, Dublin Airport, Santry; Irland hat insgesamt 40 Golfclubs und damit vieles zu bieten. Golf-Neulinge und Interessierte sollten dieses Event nicht verpassen: Hier gibt es Ratschläge, Tipps und Tricks von Experten. Außerdem kann der nächste Golftrip in Irland geplant werden.

5. Chloë Hanslip and Danny Driver: Sonntag (3. April), 20:00 Uhr, Freemason´s Hall, Dublin 2; Besucher erwartet ein tolles Konzert aus Geigen- und Klaviermusik. Die beiden gefeierten Starts der klassischen Musikszene sind in dieser Woche zu Gast in Dublin.

 

Nadine Eckmann* Die Autorin: Nadine Eckmann hat Theologie und Medienwissenschaften studiert. Sie lebt seit September 2015 in Dublin und absolviert einen Europäischen Freiwilligendienst bei der Organisation “Friends of the Elderly Ireland”. Mit ihrem plüschigen Reisebegleiter “Zoe” erkundet sie die Insel und vor allem die Hauptstadt Dublin.

Fotos: Nadine Eckmann; William Murphy/Wikipedia (Titelfoto)

Informationsseiten: LUAS CROSS CITY; LUAS STRIKE