Dass Hunde für viele Menschen die besseren Lebensgefährten sind, ist eine Binsenweisheit – und gut so. Die Vierbeiner sind stets gehorsam (“braaav”), sie widersprechen nicht (“sitz”) und sie sind meist soo dankbar (“jauuul”). Folgerichtig hat sich die Tierliebe bei manchen ZeitgenossInnen stärker ausgeprägt als die Menschenliebe, und wo Lumpi die Lücke füllt, die der fehlende Partner oder der versagte Kinderwunsch gerissen hat, teilt Mensch mit Tier nicht nur besonders gerne Küche und Bett sondern auch gemeinsame Reiseerlebnisse.

Verstärkt erhält der Wanderer in den vergangenen Monaten Anfragen, wie Frauchen am geschicktesten und am besten mit ihrem treuen Vierbeiner nach Irland reisen kann und ob er dort auch willkommen sei – was aufgrund der Allgemeinheit der Fragen zumeist schwer zu beantworten ist. Versuchen wir es dennoch, mit ein paar wichtigen Hinweisen:

Die dem Agrarzeitalter noch nicht allzu lange entwachsene irische Gesellschaft pflegt ein anderes Verhältnis zu Tieren, als wir es aus Mitteleuropa kennen. Man mag es als nüchterner oder distanzierter bezeichnen. Das Tier wird noch immer mehr als Nutz- denn als Kuscheltier betrachtet, auch wenn es das oft nicht mehr ist.  Ob der Hund deshalb überall willkommen geheißen wird? Manche Transportgesellschaften auf der Insel geben dem Vierbeiner Zutritt zu Bussen und Bahnen, andere wie Dublins DART aber nicht – es sei denn, es handelt sich um einen Blindenhund.

Ob man in B&Bs mit Hund übernachten kann? In manchen ja, in anderen keinesfalls. Die Präferenzen der Vermieter entscheiden. Man muss es einfach versuchen. Ob man den kläffenden Kameraden ins Restaurant mitnehmen kann? Viele Wirte werden auf die “strengen Gesetze”pochen und dem Hund einen Platz vor der Tür anweisen, andere sehen es gelassener. Auch hier gilt; Man muss es ausprobieren und sich durchfragen.

 Kann man mit dem Hund in Irland wandern gehen? Jein. Auf öffentlichen Straßen ist ein angeleinter Begleiter wohl geduldet. Sobald es aber ins Gelände geht, sei es querfeldein oder auf einem ausgewiesenen Wanderweg, ist der Hund nicht mehr gerne gesehen. Große Wanderwege wie der “Beara Way” oder der “Sheeps Head Way” führen fast zu 100 Prozent über privates Farmland – und die meisten irischen Bauern kultivieren “aus Sorge um ihre Schafe” eine aufgeblasene Hunde-Paranoia. Wanderer mit vierbeiniger Begleitung werden deshalb vielerorts mit eindeutigen Schildern konfrontiert: “No dogs allowed”. Keine Hunde, zu keiner Zeit, und ohne Ausnahmen – selbst für ordentlich angeleinte Vierbeiner nicht. Das ist die Realität auf dem Land, und dennoch: Wer sich die Zeit nimmt, die Bauern besucht und mit ihnen spricht, kann Vertrauen aufbauen und möglicherweise doch eine Ausnahmegenehmigung erhalten.

 Die höchsten Hürden hat allerdings der Gesetzgeber aufgestellt. Sie stehen an den Grenzen, werden wirksam bei der Einreiseund sollen die Insel vor Tollwut und anderen Tierkrankheiten schützen: Zwar müssen sich nach Irland einreisende Hunde seit dem Jahr 2004 nicht mehr durch eine sechsmonatige Quarantäne quälen, doch die Vorbereitungen sind noch immer immer anspruchsvoll: Hunde aus der EU müssen vor allem gegen die Tollwut geimpft sein. Ein Bluttest muss dokumentieren, dass das Tier durch die Impfung mindestens sechs Monate vor Anreise Antikörper gegen Tollwut aufgebaut hat. Das heißt: Die Impfung muss mehr als sechs Monate vor Einreise erfolgt sein.

Zudem muss der Hund unter seinem Fell einen kleinen Chip tragen, der ihn eindeutig identifiziert. Dieser subkutane Animal-Ausweis wird vom Tierarzt programmiert und verpflanzt. Die Impfergebnisse – gefordert wird zudem eine Behandlung gegen Bandwürmer und Zecken 24 bis 28 Stunden vor Einreise – werden in einem standardisierten EU-Tierpass festgehalten. Der gute Tierarzt kennt die Regeln und weiß auch über Details bescheid. Wer diese Vorbereitungen für Rex und Lumpi nicht rechtzeitig trifft, hat das Nachsehen – und nur noch eine illegale Chance: Schmuggeln. Das aber ist nicht empfehlenswert und geht unter Umständen schief.

Wer mit dem Hund reist, fährt in der Regel mit dem eigenen Auto und reist mit der Fähre über Kanal und Irische See – eine Transportart, die dem Hund wohl am ehesten gerecht wird. Während die meisten Fähren vorschreiben, dass das Tier entweder im Auto bleibt oder auf dem Autodeck der Fähre in einem Zwinger untergebracht werden muss, geht die neue Südfähre zwischen Swansea und Cork neue Wege: Sie hat Unterkünfte für Tiere auf dem Passagierdeck eingerichtet, was für kurze Wege von Mensch zu Tier und für bessere Betreuungsmöglichkeiten sorgt.

Die prinzipielle Frage, ob ein Hund 4000 Kilometer Autofahrt als erstklassiges Ferienerlebnis in Erinnerung behalten wird, müssen Herrchen und Frauchen selbst beantworten. Stellvertretend für ihren Canis lupus familiaris, weil der doch so ungern widerspricht.

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PS: Der Lumpi auf dem Foto heißt Tommy und ist trotz seines Namens ein waschechter Ire vom Clan der O´Collies. Er muss nicht auf der Insel einreisen, weil er sie nie verlassen hat. Er komplettiert die Wanderer-Familie, ist sehr gehorsam (wenn er nicht gerade mal wieder wegläuft), widerspricht nie (zumindest nicht verbal) und ist die Dankbarkeit auf vier Beinen. Am Tisch darf er allerdings nicht Platz nehmen und schlafen muss er vor der Tür. 


Und übrigens: Die zitierten Bestimmungen für die Einreise gelten auch für Katzen.