News aus Irland immer aktuellIrland will als letztes Land in Europa Wassergebühren einführen und tut sich schwer. Auch die neuen Bahn-Tarife sorgen für Ärger. Und Irlands einst teuerstes Haus will keiner mehr haben — auch nicht zum Schnäppchenpreis. Die Sonnntags-News aus Irland heute wieder kurz und knapp in unserem Wochenrückblick von Tom Brütting.


Euro in IrlandWassergebühren: Zählen ohne Zähler

Der Plan klang so einfach, quasi wie die Lizenz zum Geldddrucken:  Durch Wasserzähler sollte der individuelle Wasserbedarf der irischen Haushalte ermittelt und als Grundlage der Gebührenberechnung herangezogen werden. Diese Woche die neue Erkenntnis: Wie die Regierung nun einräumen musste, können in bis zu 20 Prozent der irischen Haushalte gar keine Zähler installiert werden. Alternativ soll nun in den 300.000 betroffenen, meist älteren Häusern eine Pauschale von den Bewohnern erhoben werden, die auf Basis der Anzahl der Hausbewohner und der Größe der Immobilie berechnet werden soll. Die Bevölkerung ist wenig angetan und beklagt jede Form neuer finanzieller Belastungen. (Quelle: Irish Independent)

Neue Bahntarife sorgen für Ärger

Was die deutschen Bahnkunden schon vor Jahren durchgemacht haben, das trifft zur Zeit auch die Fahrgäste der staatlichen irischen Bahngesellschaft „Irish Rail“: ein neues Tarifsystem. Und das hat nicht etwas höhere Einnahmen für die Bahn zum Ziel sondern natürlich ausschließlich einen größeren Nutzen für die Kunden, sagt „Irish Rail“. Doch leider sind die Kunden nicht wirklich angetan von den neuen Tarifen, denen zufolge ein Verstoß gegen die Zugbindung eine Strafe von 100 Euro zur Folge haben kann. Auch die Logik der Ticketpreise erschließt sich nicht jedem Passagier auf Anhieb. Ein Beispiel: Die Distanz von Thurles nach Dublin ist deutlich niedriger als von Galway nach Dublin und die Fahrtzeit mit dem Zug ist von Thurles mindestens eine Stunde kürzer als aus Galway – und doch kosten beide Strecken das Gleiche. (Quelle: Irish Examiner)

Das Schnäppchen, das keiner will

Ein schönes edwardianisches Backsteinhaus im feinsten Viertel Dublins, dazu über 7000 Quadratmeter Gartenfläche, und das alles zu einem wahren Sonderangebots-Preis. Und doch will keiner zuschlagen. Das mit 58 Millionen Euro ehemals teuerste Haus Irlands erwies sich dieser Tage als wahrer Ladenhüter und fand trotz eines spektakulären Preisnachlasses von 75 Prozent keine Käufer. Das Interesse für das Haus „Walford“ war trotz der nurmehr geforderten 15 Millionen Euro so gering, dass die Maklerfirma das Haus nun vom Markt genommen hat. Als Grund für das schwächelnde Interesse vermuten Experten die für ein Haus dieser Größe „spartanische“ Ausstattung. Kein Swimmingpool, keine Edelküche – kein Interesse bei der Zielgruppe. (Quelle: Irish Independent)

Zweijähriger stürzt aus Wohnhaus in den Tod

Ein tragischer Unfall erschütterte vergangene Woche die Menschen in Irland. Ein zweijähriger Junge war am Dienstagvormittag aus dem fünften Stock eines Wohnhauses im Dubliner Stadtteil Inchicore auf eine Garageneinfahrt gestürzt und hatte sich dabei schwerste Verletzungen zugezogen. Wenige Stunden nach dem Unfall erlag das Kleinkind im Crumlin Children’s Hospital seinen Verletzungen. Warum die aus Brasilien stammende Mutter des Jungen, die zum Zeitpunkt des Unfalls in der Wohnung war, nichts vom Sturz mitbekam, ist noch ungeklärt. (Quelle: Irish Independent)

Ermattet von der Bürde des Amtes

Ein Regierungschef hat es nicht leicht. Da rackert man quasi rund um die Uhr für sein Land, kämpft bis zum Umfallen gegen Europa, Währungsfond und Wirtschaftskrise. Und wenn dann der Schlaf seinen Tribut fordert, ergießt sich Spott und Häme über einen. Taoiseach Enda Kenny musste sich Mitte der Woche hartnäckiger Gerüchte erwehren, er sei bei einem offiziellen Termin eingenickt. Das Pharmazieunternehmen Amgen hatte nach Dun Laoghaire eingeladen, um in Anwesenheit des Regierungschefs die frohe Botschaft von 100 neu geschaffenen Stellen zu verkünden. Doch Enda war von seinem Tagespensum und der sich eineinhalb Stunden hinziehenden Veranstaltung so geschafft, dass er Augenzeugenberichten zufolge kurz eindöste. Hilfe erfuhr Kenny von seinem Stellvertreter, Tanaiste Eamon Gilmore, der beteuerte, sein Chef wäre zu keinem Zeitpunkt eingenickt. Manche Menschen schließen eben die Augen, wenn sie sich stark konzentrieren. (Quelle: Irish Independent)

Neues Quartier für Fry Model Railway in Sicht

Eine der beliebtesten Touristenattraktionen im Umkreis von Dublin wird wiederbelebt und erhält ein neues Domizil. Die Fry Model Railway, eine rund 250 Quadratmeter große Modellbahnanlage aus den 1920er-Jahren war viele Jahre in Räumlichkeiten in Malahide Castle untergebracht, musste jedoch im Rahmen der Umgestaltung des Schlosses weichen. Jetzt soll nahe dem Casino von Malahide ein eigenes Gebäude für die Anlage und die Modelle des Ingenieurs Cyril Fry entstehen, versprach Tourismusminister Leo Vardakar. Insgesamt zwei Millionen Euro sollen in das Projekt fließen, darunter auch das Erbe eines Gönners, der die Fry Model Railway in seinem Testament bedachte. (Quelle: Irish Times)

Abrechnungsbetrug – Gardai nehmen Ned O’Keeffe fest

Fianna Fail-Urgestein Ned O’Keeffe musste am Freitag die Gemütlichkeit seines Hauses mit den harten Stühlen eines Verhörraumes der Gardawache in Cobh tauschen, nachdem er am Vormittag von den Gardai unter Betrugsverdacht festgenommen worden war. O’Keeffe soll, davon gehen die Strafverfolger aus, als Abgeordneter gefälschte Handyrechnungen zur Abrechung eingereicht haben. Insgesamt soll dabei ein Schaden von rund 2000 Euro entstanden sein. Noch während O’Keeffe zum Verhör gebracht wurde, durchsuchten weitere Beamte das Haus des Ex-Ministers in Mitchelstown, County Cork, und stellten zahlreiche Dokumente sicher. Am Abend wurde der Politiker wieder aus dem Gewahrsam entlassen, der Fall an den Director of Public Prosecutions weitergeleitet. (Quelle: Irish Times)

Irlandnews.comDer Autor: Tom Brütting ist in Augsburg als freiberuflicher Journalist und PR-Berater tätig. Seit einer Schulexkursion auf die grüne Insel im Jahr 1991 ist er Irland hoffnungslos verfallen und hat das Land seitdem rund zehnmal besucht – zwei Auslandssemester an der National University of Ireland Galway inklusive. Im Herbst 2010 setzte er mit der Website www.gaelnet.de eine lange gehegte Idee in die Tat um. Gaelnet wertet irische Nachrichten für deutschsprachige Leser aus.

 

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