Es wird ja schon wieder gejubelt in Irland: Die Hauspreise in Dublin stiegen im vergangenen Jahr um 15 Prozent, die Arbeitslosigkeit geht zurück, in einigen Wirtschaftsbranchen gab es erstmals wieder Lohn- und Gehaltserhöhungen, und die allgemeine Stimmung hat sich nach sieben Jahren Wirtschaftskrise gebessert. Doch während die Regierung und interessierte Kreise die Lage im langsam anhebenden Wahlkampf zu den Parlamentswahlen 2016 allzu schön reden, spüren viele Menschen in Irland — manche sagen, es ist die große Mehrheit – noch rein gar nichts von Aufschwung und Erholung. Sollte der positive Trend anhalten, wird es im ländlichen Irland noch Jahre dauern, bis die in Elitezirkeln in Dublin gefeierten Erholungsimpulse auch an der Peripherie spürbar werden. Klar ist vor allem: Wenn Europa und die Weltwirtschaft nicht weiter die destruktive Wachstumsmaschine erfolgreich füttern, dann bleibt auch die Erholung im wachstumsbesessenen und stark exportabhängigen Irland bald stecken.
Tschüss Irland. Am Wochenende machte der Beitrag eines irischen Auswanderers in der Irish Times viel beachtete Schlagzeilen. Denn er beschreibt das aktuelle Lebensgefühl vieler Irinnen und Iren gut: Declan Brennan lebt mit seiner deutschen Freundin in Pfohren bei Donaueschingen und behauptet: “Ich bin pleite, kann kaum Deutsch und habe wenig Chancen auf einen guten Job — aber ich habe hier Hoffnung. Ich beiße mich lieber mit Gelegenheitsarbeiten in Deutschland als in Irland durch, denn hier gibt es wenigstens Hoffnung.” Der studierte Sozialwissenschaftler beschreibt das unterschiedliche Lebensgefühl in Deutschland im Vergleich zu seinem Heimatland, in das er gerne eines Tages zurück kehren möchte: “Hier in Deutschland ist das Versprechen einer tragfähigen Zukunft viel stärker als zuhause in Irland. Der Stillstand hat ein Ende, ich fühle, dass ich wieder Fortschritte mache.” Schöner Scheitern in Deutschland oder die bessere Zukunft? Alles Gute, Declan!
Hallo Saskia, ich wünsche Euch alles Gute — wo auch immer.
Hallo Markus,
für eine Veranstaltung über Irland habe ich gerade dein Buch gelesen und bin so auch auf deinen Blog aufmerksam geworden. Vielen herzlichen Dank für die vielen gut recherchierten und vielfältigen Artikel. Danke auf für den obenstehenden Bericht – eine Situation, die auch ich genauso kenne. Ich habe meinen Freund vor fünf Jahren in Irland kennen gelernt und wir haben gemeinsam entschieden, dass wir – zumindest vorerst – Deutschland den Vorzug geben. Hier hat wenigstens einer von uns Chancen auf qualifizierte und gut bezahlte Arbeit. Wir verfolgen aber natürlich auch weiterhin das Geschehen bei euch auf der Insel (nun auch gerne über diesen Blog) und wer weiß schon wo es uns in den nächsten Jahren so hin verschlägt. Mal schauen, wann wir an dem Punkt angelangt sind, dass die Sehnsucht nach der (zweiten) Heimat die beruflichen Perspektiven hintenanstehen lässt.
Viele Grüße auf die Insel
Saskia