Wandern in Irland mit WanderlustWer in den Bergen Bearas in Südwest-Irland unterwegs ist, trifft selten andere Menschen; und wenn er welche trifft, sind es meist Briten, Holländer oder Deutsche. Ganz selten nur kommt es vor, dass man dort oben auf Einheimische stößt. Die meisten Iren fragen sich, was sie da oben in den Bergen sollen und warum sie sinnlose Energie verschwenden müssen, um einen Gipfel zu erreichen. Vielleicht waren sie als Kinder noch als Schafhüter oder als Torfbauern unterwegs und erinnern sich nicht gerne an die harte Arbeit früherer Jahre.

Es sind nur ein paar Handvoll Einheimische in unserem Dorf Glengarriff, die gerne in die Berge gehen und sich dort auch auskennen. Von vielen anderen hört man, dass sie sich einmal ganz gut ausgekannt haben, dass sie nun aber schon seit vielen Jahren nicht mehr zu Fuß unterwegs seien. Der “neue” Lebensstil begrenzt die Aufenthaltsorte auf die Dorfstraße, das Auto, die Supermärkte und die Shoppingmalls.

Michael O`Shea (Foto; auf irisch: Micheal O´Se) ist einer der wenigen, die es noch hinaus zieht ins Freie, in die Landschaft, auf die Berge. Michael hat von seinem Vater gelernt, wie er sich im Gelände orientieren muss, wie er sich dort zurecht findet, wo es keine Wege und keine Wegweiser gibt. Er orientiert sich an Felsen, Steinhaufen, kleinen Teichen und Seen, an Ausblicken, Felsabbrüchen und vor allem an Bächen. Die Bach- und Flussläufe strukturieren die Gebirge, sie weisen Micheal den Weg hinauf und hinunter. Der irische Wanderer kennt die Caha Mountains wie seine Westentasche. Fast täglich fügt er seinem erstaunlichen Laufpensum ein paar Meilen hinzu.

Hoch über dem Barley Lake, am Gap of Barley, zeigt Micheal hinunter auf die herrliche Landschaft, die einmal den Nationalpark Glengarriff bilden könnte. Ganz unauffällig sammelt die Nationalparkverwaltung seit einigen Jahren Grundstücke im Großraum Glengarriff / West-Beara. 1000 Hektar Land müssen zusammenkommen, bis ein Nationalpark gegründet werden kann, fast zwei Drittel sind bereits im Besitz der Natural Park and Wildlife Services NPWS in Killarney, Kerry. Doch mit dem Rest tut sich die Staatsbehörde in Zeiten der Rezession offenbar schwer.

Gerade standen 500 Acres herrliche Landschaft nach dem Tod eines Jungesellen-Farmers preiswert zum Verkauf; die staatlichen Naturschützer ließen sich das Schnäppchen allerdings entgehen, weil sie die Mittel bis zur Auktion anfang Februar nicht aufbringen konnten. Das Land, das sich vom Glen in Richtung Coomerkane und Richtung Crossterry West erstreckt und zu dem auch ein Teil des Barley Lakes gehört, ging für weniger als 300.000 Euro an einen in Gründstückangelegenheiten versierten Privatmann. Das Land macht 20 Prozent der Fläche eines potentiellen Nationalparks aus — und nun hört man hinter vorgehaltener Hand, dass der 200 Hektar große Besitz gegen einen Aufpreis bald doch noch in den richtigen Händen landen könnte. Es wäre schön.