Betrunkene IrenIrlands Fußballfans sind also gerade Europameister geworden. Noch bleibt allerdings unklar, in welcher Disziplin: Im Chorgesang, im Annehmen von Niederlagen, in vorbildlichem Benehmen, in betrunkener Friedfertigkeit oder in friedfertiger Besoffenheit? Der ZDF-Sportreporter Bela Rethy zumindest erkannte  als wahre Leistung der irischen Fans, dass sie “saufen können ohne zu pöbeln”.

Im Angesicht britischer Hooligans fragt man sich, warum ausgerechnet Irlands Fußball-Fans gelingt, woran irische Rugby-Fans, GAA-Fans und junge Auswanderer regelmäßig scheitern. Denn der Mythos vom friedlichen und friedlich alkoholisierten Iren wird fernab polnischer Fußballstadien von vandalierenden und randalierenden Boys in Green gerade nachhaltig erschüttert. Aus Australien und Neuseeland, zwei bevorzugten Destinationen junger irischer Auswanderer, dringt beschämende Kunde nach Hause. In einem Hostel in Queensland, Australien, haben Iren nach zahlreichen “Zwischenfällen” samt Verhaftungen gerade generelles Zutrittverbot bekommen.

Das Pikante: Der Hostel-Besitzer ist Thomas Dunne, ein Ire aus Dublin, der seit 25 Jahren in Australien lebt und der über seine Landsleute wenig Schmeichelhaftes berichtet: Die Iren seien die einzigen, die unter Alkoholeinfluss mutwillig Zimmer und Einrichtungen zerstörten. Dafür seien sie landesweit bekannt. Thomas Dunne ist nicht alleine mit seiner Meinung. Tatsächlich zitiert der Autor Michael Clifford am Wochenende im Irish Examiner eine ganze Reihe von Australiern und Neuseeländern, die den Gästen aus Irland kollektives dissoziales Verhalten attestieren. Der Tenor: Sie saufen, sie feiern Party ohne Ende und sie zerstören, was Ihnen in die Finger kommt: Haus- und Wohnungseinrichtungen, Schankräume, Hotel- und Hostelzimmer, Schaufenster, Straßenlaternen und und und. In West-Australien sind trinkende irische Vandalen notorisch polizei-bekannt, in Queensland stellen Arbeitgeber Iren bevorzugt nicht ein, Haus- und Wohnungseigentümer schrecken vor irischen Mietern zurück. Wow.

Acting the Maggot: Das Image vom saufenden, pöbelnden und raufenden Paddy schufen irische Emigranten im 19. Jahrhundert in Amerika. Es sieht ganz so aus, dass sich gerade eine neue Generation frustrierter junger Iren aufgemacht hat, um nach 150 Jahren an diese zweifelhafte Tradition anzuknüpfen und den guten Ruf von “den netten sympathischen Iren” mit Promille und Randale in die Tonne zu treten.

Quelle: Irish Examiner vom 30. Juni 2012:  “Sobering Lessons for Young Irish Abroad”
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