Doolin Castle

Im Herbst dieses Jahres sprudelt sie endlich wieder, die Quelle der Anwesenheit und des Wohlstands: Nach vier Jahren Corona-Pause feiert John O’Donohue’s West of Ireland Tour Wiederauferstehung. 15 Jahre nach dem Tod des irischen Ex-Priesters, Autors und Dichters und ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen seines Bestsellers Anam Cara geht John O’Donohues Erben-Gemeinschaft wieder mit dem guten Namen auf Tour. Vom 23. bis 30. September wandelt ein Viertelhundert Anhänger des früh gestorbenen Charismatikers aus dem Caher Valley im Family & Friends-Programm eine knappe Woche lang im County Clare auf den Spuren des Unvergessenen.

John O'Donohue

John O’Donohue (1997)

The Wellspring of Presence, die Quelle der Anwesenheit, heißt das gewinnende Motto der Tour in der Heimat des wortgewaltigen keltischen Priesters, der im Januar 2008 in Frankreich gestorben ist. Und weil der Hauptakteur selber nicht mehr physisch dabei sein kann, werden Orte gezeigt an denen er wirkte, wird über ihn gesprochen, werden seine Worte zitiert werden. Seine noch immer schmerzhafte Abwesenheit wird mit seinen eigenen Worten gesegnet: “Die Abwesenheit ist lebendig mit verborgener Anwesenheit, nichts ist jemals verloren oder vergessen.”

Sie nehmen es von den Lebenden. Orte, Worte, Emotionen: 4.500 US-Dollar kostet die spirituelle Erlebniswoche im schlichten Doppelzimmer (Anreise nicht inbegriffen). Wer ein Einzelzimmer will, ist mit 5.000 Dollar dabei. Ich werde nicht dabei sein – nicht, weil die Tour bereits ausgebucht war, als ich im April auf sie aufmerksam wurde. Die amerikanischen O’Donohue-Jünger waren wieder schnell.

John O’Donohue selber war zu Lebzeiten in seinen Schriftsteller-Jahren regelmäßig als Reiseveranstalter aktiv: Er gründete die West of Ireland Tours, organisierte einwöchige spirituelle Retreats in der Umgebung von Ballyvaughn in Nord Clare und zog mit seinem Angebot insbesondere seelenheil-suchende Amerikaner an. Die Retreats fanden in John´s alter Heimat im Burren mit einer Tour zu den Aran Islands statt. Seinen Lebensort in Connemara behielt er für sich. Dieser Tradition verpflichten sich wohl weiterhin auch die Erben. Bis 2019 – bevor die Pandemie das Programm ausfallen ließ – konnten jeweils 25 Teilnehmer eine Woche lang für 3.500 US-Dollar (ohne Anreise) im Burren auf den Spuren von John wandern und spazieren. Das verlassene alte Cottage in Connemara, um das sich viele Geschichten ranken, bekam niemand zu sehen – so wie John, nachdem er berühmt war, nur noch wenigen Menschen Zugang zu seinem Haus in der Einsamkeit gewährte.

Doonagore Castle (Foto oben), mit dem die John O’Donohue West of Ireland Tour beworben wird, fügt sich übrigens nahtlos in das Tour-Motto der nicht-präsenten Präsenz ein: Der Rundturm aus Sandstein, der heute als privates Ferienhaus dient, erinnert Eingeweihte an 170 hingerichtete spanische Seeleute. Als ein Schiff der spanischen Armada im September 1588 in Doolin unterhalb der Burg strandete, machte der Sheriff von Clare mit der Besatzung kurzen Prozess: Er ließ alle 170 Überlebenden gefangen nehmen und am Doonagore Castle am Galgen in die andere Welt der abwesend Anwesenden befördern.


John O’Donohue war Priester und Schriftsteller, Philosoph und Umweltaktivist. Der Autor des Welt-Bestellers Anam Cara starb früh und jäh im Alter von 52 Jahren. John O’Donohue. Ein irisches Leben. Wie er lebte, wie er liebte, wie er starb. Eine Spurensuche. Die Serie. Exklusiv auf Irlandnews.
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Fotos:
Die Aufnahme von John O’Donohue  aus dem Jahr 1997 stammt aus dem Dokumentarfilm des Hessischen Rundfunks Irlands einsamer Westen – Eine Reise durch Connemara mit dem Priester und Poeten John O’Donohue. Der knapp einstündige Film von Meinhard Schmidt-Degenhard ist ein einzigartiges Dokument. Es stellt John O’Donohue in seiner Heimat Clare und seiner Wahlheimat Connemara vor.  (© Hessischer Rundfunk – www.hr.de )
Bild oben und unten: Doonagore Castle und Cliffs of Moher: Markus Baeuchle
Zum ausgebuchten Tour-Angebot 2023: John O’Donohue’s West of Ireland Tour