Na. Nu. Was brummt denn da über unseren Köpfen? Eine überdimensionierte Hummel, eine Schmeiß-Fliege, ein Mistkäfer? Ein Schatten fegt über das Land. Ein Falke, ein Bussard, ein Seeadler? Keine 50 Meter über unseren Dächern im Himmel von West Cork, Irland, taucht gestern um 16 Uhr eine ratternde Kiste auf und dreht dort in den folgenden 20 Minuten Runde um Runde. Mal setzt der Motor aus und der Blechkläfer mit dem Front-Propeller übt sich im Gleiten. Dann wird die Rumpelbox wieder angeschmissen, dreht unter lautem Knattern Loop um Loop. Höhe: 30 Meter, 40 Meter? Ja, sind wir denn auf der Flugschau?

Ein Blick durchs Tele-Objektiv schafft Klarheit: Hier amüsiert sich der Pilot einer Cessna. Einer Cessna 177A, einmotorig, Baujahr 1969. Registriert in den USA. Eigentümer: Southern Aircraft Consultancy Inc Trustee, Sitz Norfolk, Großbritannien. Die Registriernummer  “N707XJ” am Heck der kleinen Propellermaschine und ein Blick ins Internet verraten schnell die Details. Die Person am Steuerknüppel der Cessna hat derweil Spaß daran, die Freiheit tief unten in den Lüften über Bantry Bay zu genießen. Sie will gar nicht mehr aufhören, ihre Loops über unseren Köpfen zu fliegen.

Ja, die Freiheit hoch über dem Busch im wilden Südwesten Irlands muss grenzenlos sein. Auch die Freiheit hat ihren Preis: ohrenbetäubender Lärm. Mir fällt der gute alte Rousseau ein: Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des Piloten beginnt. Also: Ohrenstöpsel auspacken – oder doch mal zum Telefonhörer greifen? Mal warten, vielleicht, bevor die Flugstunde über Ardaturrish zur schönen Gewohnheit wird.

Wer kennt sich aus im Himmel über Irland? Wo dürfen die überdimensionierten Mistkäfer eigentlich auftauchen? Wie tief dürfen sie fliegen? Wie lange? Und zu welchem Zweck? Fragen über Fragen.