Alkohol Irland

 

Schon wieder Vorreiter: Als erstes Land in Europa will Irland Warnhinweise auf Alkoholflaschen einführen. Wein- und Whiskeyflaschen, Bier- und Ciderdosen sollen bald schon obligatorisch Warnetiketten tragen, die über die gesundheitlichen Gefahren des Alkoholtrinkens informieren. Raucher kennen die Labels von Zigaretten- und Tabak-Packungen. Nach der Regulierung des Tabakmarktes und der Einführung des Rauchverbots in Pubs, Gaststätten, am Arbeitsplatz  und in öffentlichen Gebäuden als erstem Land weltweit im Jahr 2004, geht die irische Regierung erneut voraus: Seit dem Jahr 2015 arbeitete sie an der Reduzierung des Alkoholkonsums im Land, und dabei auch an der Etikettierung von Alkoholbehältern. Nun ist der Weg frei, alle Einspruchsfristen in der EU gegen die Warnhinweise sind abgelaufen.

Während der Kampf gegen die mächtige Tabakindustrie Jahrzehnte dauerte, um erste Erfolge zu zeitigen, sind auch Maßnahmen gegen die mächtige Alkohol-Lobby nicht einfach durchzusetzen. Doch nun geht was im Land von Whiskey und Stout. Gemäß der neuen irischen Gesetzgebung soll jedes alkoholische Produkt künftig eindeutige Warnhinweise tragen, dass Alkohol Krebs, insbesondere Leberkrebs verursachen kann. Schwangere sollen besonders gewarnt werden.

  • Das Etikett trägt den Text: “Alkoholkonsum verursacht Lebererkrankungen”.
  • Es zeigt ein Gesundheitssymbol, das die Öffentlichkeit über die Gefahren des Alkoholkonsums in der Schwangerschaft informieren soll, und weiter den Text:
  • “Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Alkohol und tödlichen Krebserkrankungen”.
  • Darüber hinaus schreiben die Verordnungen vor, dass der Alkohol- und Kaloriengehalt des Produkts angegeben werden muss und dass die Website askaboutalcohol.ie zur Information über Alkohol im öffentlichen Gesundheitswesen angezeigt wird.

 

Alkohol Irland

So ähnlich könnten Irlands Warnhinweise aussehen. Die abgebildeten Labels stammen von Testeinsätzen in Kanada.

 

Nachdem sich im Jahr 2016 noch elf europäische Regierungen, darunter vor allem die der Wein produzierenden Länder, gegen die irische Initiative stark gemacht hatten, beließen sie es schließlich bei rechtlich folgenlosen Protestnoten. Die mächtige Alkoholindustrie, bekannt als Big Alcohol, versuchte die politische Initiative innerhalb der EU mit viel Geld und massiver Lobbyarbeit zu verhindern, und scheiterte nun doch.

Und warum will Irlands Regierung ihre Bürgerinnen und Bürger nun auch in Sachen Alkohol bevormunden? Es gibt gute Gründe: Der kollektive Alkoholge- und missbrauch in Irland und die damit verbundenen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Probleme sind im EU- und im globalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Studien in Kanada und Australien haben gezeigt, dass Warnetiketten auf Weinflaschen und Bierdosen ihre Wirkung auf die Konsumenten nicht verfehlen und dabei helfen, das individuelle Trinkverhalten zu verändern und den Gesamtkonsum zu reduzieren.

Ganz gebrochen ist der Widerstand der Alkoholindustrie allerdings noch nicht: Die italienischen Winzer protestierten in dieser Woche lautstark gegen die Pläne und kündigten einschneidende Maßnahmen an. Die Rede ist von Wirtschaftskrieg und einem Komplett-Boykott des irischen Marktes.

Fotos: Markus Bäuchle (oben); Wikipedia.