Endlich. Es regnet. Irlands trockenster Frühling seit Menschengedenken legt zumindest eine Pause ein. Über sieben Wochen lang, seit dem 22. März und bis zum vergangenen Samstag, fiel im Süden der Insel kaum Regen. Wir erlebten den trockensten April, solange sich Menschen zurück erinnern können. Manche Zeitgenossen sprachen davon, dass es im April seit Jahrhunderten nicht mehr so wenig geregnet habe – und man fragt sich, woher sie das nur wissen wollen. Tatsache ist allerdings: Es hat im April 2017 hier im Südwesten ganze 20 Liter pro Quadratmeter geregnet, das ist etwa ein Zehntel der durchschnittlichen Ladung – und auch in den ersten zwölf Tagen im Mai gab es überhaupt keinen Regen.

Die Folgen: dürstende Pflanzen und Tiere, besorgte Bauern, braune Berge, kaum frisches Gras, trockene ausgedorrte Böden, ausgetrocknete Fluss- und Bachbette, tote Fische und Frösche. Auf den Schaf- und Rinder-Farmen türmten sich die Fäkalien, es stank zum Himmel  – und die Weiden und Berge brannten vielerorts lichterloh, mancherorts griffen die Feuer auf die wenigen Wälder über, die das Land hat.

Die berühmt-berüchtigen irischen Landschaftsfeuer, die beschönigend Ginsterfeuer genannt werden, obwohl sie der Förderung des Graswuchses dienen sollen, sie haben in diesem Jahr besonders stark gewütet und Tiere und Pflanzen vernichtet. Tote Vögel, Hasen, Dachse, Frösche, Mäuse, Eidechsen und Insekten in Scharen. Abgesehen davon: Die Vogelschützer von BirdWatch Ireland  haben ausgerechnet, dass in den beiden letzten Jahren jeweils 25.000 Hektar Land in Flammen standen und dass die Bekämpfung von 6743 gemeldeten, überwiegend absichtlich gelegten Landschafts-Feuern in den Jahren 2010 bis 2015 über sechs Millionen Euro Steuergeld gekostet haben. Trotz vollmundiger Drohungen: Kein einziger Feuer legender Farmer hat jemals einen Cent Entschädigung bezahlt.

 

 

Immerhin gab es in diesem Jahr erstmals einen hörenswerten Aufschrei aus Teilen der Bevölkerung – und sogar die Medien, die üblicherweise von den Feuern so trocken und kurz berichten, als handele es sich um übliche Jahreszeiten-Rituale, ließen das ein oder andere kritische Wort verlauten. Der Kolumnist Michael Viney schrieb im Umwelt-Eckchen der Irish Times gar von unvorstellbarer Missachtung der Gesetze und der Natur.  Es gibt also ein wenig Hoffnung, dass die Brandstifter in Gummistiefeln endlich in die Schranken gewiesen werden und dass die Landwirtschafts-Ministerin Irlands nicht auch noch damit durchkommt, die bis zum 28. Februar limitierte legale Feuer-Saison in den März auszuweiten. (Mehr zum Thema gibt es hier).

Es regnet. Endlich. Des einen Freud ist des andern Leid. Den Irland-Urlaubern, die gerade jetzt, da der Regen zurück gekehrt ist, durchs Land reisen, sei zum Trost gesagt: Sie erleben echtes irisches Wetter. Ohne Regen gibt es auch keinen Regenbogen. Und keine grünen Wiesen. Zudem: Nach dem Regen riecht die Natur besonders intensiv, das Licht präsentiert die schönsten und intensivsten Farben – und heute soll es ja schon wieder eine ganztägige Regenpause geben ;-)

Fotos: Markus Baeuchle / Wanderlust