Wie geht es Deinen guten Vorsätzen? Die zweite Januar-Hälfte hat begonnen, und damit die Zeit, in der sich all unsere schönen Vorsätze für das neue Jahr allmählich verflüchtigen. Gesünder leben, drei Mal die Woche joggen, Plastikmüll reduzieren, ein paar Kilo abnehmen, weniger trinken und nicht mehr rauchen, gelassener werden und liebevoller, mehr lesen und weniger arbeiten, mehr mit den Kindern unternehmen und die Freundschaften besser pflegen. . . Da gehen sie hin, die schönen Ziele, rechtzeitig bevor sie neue Gewohnheiten werden konnten.
Es gibt nichts Gutes – außer man tut es
Erich Kästner (1899 – 1974)
In eitlen Kreisen ist längst angesagt, sich diesen spießigen Anflügen des inneren Aufbruchs zum Jahreswechsel komplett zu entziehen und nur noch einen einzigen Vorsatz zu kultivieren: den, keinerlei Vorsätze zu fassen.
Geist willig. Fleisch schwach: Psychologen und Gehirnforscher erklären uns via Medien immer schon zum 1. Januar, warum es gar nicht klappen kann, dass wir alten Gewohnheitstiere uns wirklich ändern, dass wir den inneren Schweinehund überwinden und endlich konsistent handeln, und warum wir meistens schnell in die alten Muster zurückfallen.
Aber stimmt das wirklich? Wie ergeht es Euch? Ist es nicht wichtiger denn je, dass wir uns ändern, dass wir unsere alten Gewohnheiten ablegen, weil es längst ums Ganze geht? Ich bin überzeugt davon, und habe deshalb zur Jahreswende 2017-18 wieder unverdrossen Vorsätze gefasst. Wenn die Ziele klar definiert und realistisch sind und die Wege zum Ziel erkannt sind, dann müsste es eigentlich gelingen . . . (gute Tipps gibt es hier bei Psychologin Karin Kutz.)
In der stillen Zeit der Rauhnächte in der Abgeschiedenheit unseres Lebensortes in Irland wurde mir eindringlicher und schmerzlicher denn je bewusst: Unsere Welt ist in einem schrecklichen Zustand – und trotz allem Zweck-Optimismus (Früher war Vieles schlechter) – leben wir in einer multikausal krisen-erschütterten Wirklichkeit, in einer bedrohlichen ökologischen Abwärts-Spirale. Überbevölkerung, Klimawandel, Erderwärmung, Massenfluchten, Artensterben, Resourcen-Plünderung, steigende Ungleichheit, Demokratiekrise, Bodenverlust Ernährungskrise und industrielle Tierquälerei. Es ist erbärmlich, in welchem Zustand unsere Generation, diese Erde an unsere Kinder übergibt. Es ist erbärmlich und zutiefst beschämend, wie wir in den vergangenen 50 Jahren gehaust und gewütet haben, wie wir diesen wundervollen Planeten beschädigt und zerstört haben.
Als einzelne Menschen können wir die großen Probleme unserer Heimat Erde nicht lösen. Wir können (und sollten) noch nicht einmal – was wir immer so gerne versuchen – unsere nächsten Mitmenschen ändern, unsere Kinder unsere Partner. Was aber jederzeit in unserer Macht steht: Wir können uns selbst ändern.
Wenn wir erkannt haben, dass wir etwas besser machen können, dann können wir das einfach tun. Wir können unser Verhalten ändern und uns so verhalten, dass zumindest wir nicht mehr die Ursache sind für Umweltzerstörung, Ernährungskrise, Klimawandel oder industrielle Tierquälerei. Wenn wir zum Beispiel erkannt haben, dass der völlig außer Kontrolle geratene Konsum von Wegwerf-Plastik unsere Ozeane, die Tierwelt und schließlich uns Menschen selbst zerstören wird, dann können wir zumindest für uns selber entscheiden: Ich reduziere meinen eigenen Plastik-Verbrauch drastisch; ich kann heute damit beginnen, mein Konsumverhalten zu ändern. So einfach ist es.
Die Verschmutzung der Erde mit Plastiktüten, Plastikbechern, Plastikflaschen, Plastik-Wegwerf-Spielzeug zu bejammern, zu kritisieren oder zu verurteilen, reicht nicht mehr. Wir müssen uns endlich wieder ernst nehmen und das leben, was wir als richtig erkannt haben. Ganz nach Erich Kästner: Es gibt nichts Gutes – außer man tut es.
Die Zeit des wachsweichen Lavierens, des lauwarmen Theoretisierens, des billigen Klagens und des hedonistischen Wegschauens geht zu Ende. Wenn wir eine Überlebens-Chance als Menschheit haben wollen, müssen wir uns jetzt radikalisieren und jetzt handeln, unser Leben ändern, Vorsätze zu neuen Gewohnheiten machen, mehr und öfter das Richtige tun anstatt dem bequemen Weiter-so, dem Ist-mir-egal oder dem Für-mich-reichts-noch zu fröhnen. Es ist nie zu spät, wieder radikal zu werden. Menschen wie Margarete Mitscherlich, Norbert Blüm oder Heiner Geissler sind gute Vorbilder.
Das Beispiel Plastik. Wir Menschen kaufen weltweit pro Minute eine Million (!) Plastikflaschen. Plastikmüll verwüstet das Land und die Ozeane. In wenigen Jahren schon wird es mehr Plastik in den Weltmeeren geben als Fisch. Mikro-Plastik kehrt über Nahrungsmittel und Kosmetik in unsere Körper ein und bedroht unsere Gesundheit. Die EU verkauft nun gerade als verwegenes Ziel, dass bis 2030 (!) sämtliche Plastikverpackungen in Europa wiederverwertbar (!) sein sollen. Bis 2030. Und natürlich möglichst ohne Verzicht.
Das ist wachsweicher Bullshit, der nur eines zeigt: Wir können unsere Zukunft nicht der Politik überlassen. Aus den kuriosen Sondierungsgesprächen zwischen CDU/CSU und SPD zur Bildung einer Regierung für Deutschland haben wir als erstes erfahren: Blitzschnell war man sich einig, sich von den Klimaschutz-Zielen zu verabschieden. Nein, wir können unsere Zukunft nicht der Politik überlassen.
Meine kleine Antwort für den Alltag 2018 ist deshalb:
- Keine Plastiktüten mehr.
- Keine Plastikbecher mehr.
- Keine Plastikflaschen mehr.
- So wenig neue Plastik-Gegenstände wie möglich. (Sehr schwierig im Plastik-verseuchten irischen Lebensmittelhandel)
- Kosmetik und Hygiene-Artikel nur aus Naturstoffen.
Dafür muss ich meinen Alltag ein wenig besser organisieren und ein bisschen mehr nachdenken als bisher. Es ist aber nicht schwer: Ich bin jetzt immer mit eigener Taschen, eigener Flasche und eigenem Becher im Tagesrucksack unterwegs. Ich kaufe möglichst keine verpackten Waren mehr – und wenn es nicht anders geht, bleibt die Plastikverpackung im Shop zurück. Das Ziel: Müllvermeidung statt Gewissens-Beruhigung durch weltmeisterliches Mülltrennen ;-)
Im Vergleich zu den Anstrengungen der bewundernswerten Plastik-Komplettverweigerer mag das wenig sein, aber: Ein Schritt folgt dem anderen. Nicht zuviel auf einmal, um dann am zu großen Vorsatz grandios zu scheitern – und nächstes Jahr gibt es neue Ziele. Zudem:Bei Rückschlägen nachsichtig sein, nicht gleich aufgeben, einen neuen Anlauf nehmen . . .
Zudem will ich mit diesen Zielen den eigenen Beitrag gegen Klimawandel und Resourcenzerstörung verbessern:
- Kleidung und Gebrauchsgüter: Nur ein neues Stück kaufen, wenn ein altes raus geht (Charity Shop, Bekannte, Recycling).
- Den Konsum generell weiter reduzieren.
- Weiterhin wie seit Jahren schon: Ernährung ohne Fleisch und mit möglichst wenig tierischen Produkten.
- Weniger Flugreisen als in den vergangenen Jahren (mein großer Schwachpunkt. Darüber demnächst mehr an dieser Stelle).
Und eines noch: Gute Vorsätze können wir jederzeit fassen und als Ziele in neue Gewohnheiten verwandeln. Es muss nicht am Jahresbeginn sein.
Was meint Ihr? Macht das Sinn? Ändert Ihr etwas in Eurem Leben?
Fotos: Markus Baeuchle
In diesem Jahr findet der erste Bergungseinsatz von Ghost Fishing in Irland statt (zwischen Baltimore und Kinsale). Er erstreckt sich über eine Woche und geplant sind 5 Tauchtage mit je 2 Tauchgängen, um die Geisternetze aus den Riffs und Wracks zu bergen. Ghost Fishing kommt mit voraussichtlich 6 Tauchern aus den Niederlanden und 6 Tauchern aus Großbritannien. Zusätzlich helfen im flacheren Wasser 5 irische Taucher. Alle sind mit großem Eifer in der Planung.
Über jeden Support würden wir uns sehr freuen! Wir können ihn mehr als gut gebrauchen, da die Kosten für Helium z.B. nicht gering sind.
Hier sind die detaillierten Informationen:
http://www.ghostfishing.org/projects-all/south-west-ireland-project-2018/
Auf Facebook sind wir auch:
https://www.facebook.com/ghostnetsIreland/
Danke, Markus, dass wir das posten dürfen. Das Projekt soll ein Erfolg werden, um Folgeprojekte nachsichzuziehen
Ein absolut treffender Beitrag, vielen vielen Dank für die deutlichen Worte, die nicht oft genug gesagt werden können.
Mir geht es so, daß ich die Gleichgültigkeit vieler Menschen nur noch schwer ertragen kann. Was muß eigentlich noch alles passieren, bis die Ignoranten aufwachen? Viele tun noch immer so, als ginge sie das ganze hausgemachte Dilemma nichts an, die anderen werden es schon in Ordnung bringen, ist doch alles garnicht so schlimm.
Wenn man mit offenen Augen durch das Leben geht, wird man feststellen, daß das Ganze viel verheerender ist, als die meisten Menschen überhaupt ansatzweise ahnen oder wahrhaben wollen. Die haben noch immer nicht begriffen, daß wir alle in eine totale Katastrophe schlittern, die ab einem bestimmten Punkt überhaupt nicht mehr aufzuhalten ist. Und sie kapieren nicht, daß wir nur mit vereinten Kräften den Karren – soweit überhaupt noch möglich – aus dem Dreck ziehen können.
Es ist m. E. längst keine Sache des guten Vorsatzes mehr, sondern nur noch eine Sache des dringenden, konsequenten Handelns. Jeder kann eine Menge tun, jeder … indem er sein Konsumverhalten gründlichst hinterfragt und sich vor Augen führt, was er mit seinem Verhalten weltweit anrichtet. Alles was konsumiert wird, hinterläßt einen Fußabdruck, für jedes Ding das neu produziert und gekauft wird, wird die Erde ausgeraubt.
Der Plastikverbrauch kann massiv eingeschränkt werden, der ganze Modezirkus kann sofort beendet werden, tauschen oder Second hand statt neu kaufen, selber nähen, reparieren, kleinere Autos fahren und die so lange fahren, bis es nicht mehr geht, das gleiche gilt für Fahrräder (hier hat sich auch so ein unsinniger Modetrend eingeschlichen).
Anstatt die Glotze einzuschalten, um sich irgendwelchen stromverschwendenden Schwachsinn anzusehen, lieber mal wandern oder lesen oder die Freizeit miteinander verbringen, generell Strom und Wasser sparen, Wäschetrockner weglassen und die Wäsche lieber an der Wäscheleine trocknen, sich gesund ernähren, so daß auch möglichst keine Medikamente gebraucht werden, die man ausscheidet und damit das kostbare Wasser verunreinigt (kann von den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden).
Es gibt in Deutschland mittlerweile Unverpackt-Läden, in denen es nichts Verpacktes mehr zu kaufen gibt. Man kann seine eigenen Behälter eigentlich in jeden Laden (z. B. Bäcker oder Metzger) mitnehmen und die Ware somit ohne Verpackungsmüll erwerben. Man kann sich Einkaufstaschen aus alten Hosen oder Stoffresten nähen, anstatt Plastiktüten zu verwenden, man kann Obst und Gemüse in selbstgefertigte Stoffbeutel abfüllen, man kann eine ganz große Menge an Reinigungs-/Waschmittel und Kosmetika einsparen, indem man Kernseife und Natron bzw. Waschsoda verwendet und sich Kosmetik aus natürlichen Rohstoffen selber macht.
Den Flächenfraß stoppen. Muß man unbedingt ein eigenes Haus bauen und damit weitere Flächen verbauen, muß das Haus wirklich so groß sein, ist es nicht besser, ein altes Haus zu kaufen und es zu renovieren, anstatt neu zu bauen. Oft wird viel zu groß gebaut, Räume sind ungenutzt, stehen die meiste Zeit leer.
Statt in großen Konsumtempeln kann man die kleinen Läden einkaufen und die Bauern vor Ort unterstützen, Obst und Gemüse nach Saison essen. Es ist dringend angebracht, sich aktiv für den Umweltschutz einzusetzen, mitzumachen anstatt zu jammern und zuklagen usw. Dieser Planet ist so wunderschön, es ist ein Verbrechen, was die Menschen hier tun, es ist Ökozid.
Ja, Konsum erfüllt nicht, es ist eine Befriedigung der inneren Leere. Darum ist es so wichtig, sich zu erfüllen, indem man in sich geht, die Stille sucht, meditiert, um zur Klarheit zu finden. Und nochmal ja, jeder kann sofort damit anfangen, jetzt, hier und heute.
Dieser ganze Zerstörungswahnsinn ist mir seit zig Jahren ein Dorn im Auge und selbst heutzutage erlebe ich, daß ich unglaubig belächelt werde, wenn ich auf diesen Wahnsinn hinweise. Was ist nur mit den Menschen los? Wenn wir weiterleben wollen, geht dies nur, wenn wir zusammenhelfen. Und wir sollten auch nicht nur an uns Menschen denken, es gibt noch viele andere Lebewesen in Fauna und Flora, die durch uns Menschen massenweise zu Tode kommen.
Stopp dem Ökozid!!!
Hallo Markus,
Du hast absolut Recht, das Dilemma lässt sich insgesamt zwar nicht (mehr?) lösen, entbindet jedoch keinen Einzelnen von seiner persönlichen Verantwortung und Handlungsweise. Und wo soll man bitteschön beginnen, wenn nicht ganz klein und bescheiden bei sich selbst?
Auch die größte Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt, wie der alte Lao-tse oder einer seiner Epigonen schon wusste.
Oder anders ausgedrückt: Wenn man die Fähre (Arche?) verpasst hat, ist es wenig zielführend, hinterher zu schwimmen – man muss sich andere Wege suchen, wahrscheinlich besser gleich andere Ziele. Konsum erfüllt uns nicht, er füllt höchstens die Leere in uns und höhlt uns gleichzeitig immer mehr aus, das kann es also definitiv nicht sein.
Alles Gute von hier auf die schönste aller Inseln!
Bravo , Markus ,klare Worte / Forderungen zu einem weltweiten Problem.
Schade nur ,dass Dein Appell weder in Ostasien noch bei Trump und Konsorten Gehör finden wird !