Immer dienstags: Heute liest Ralf Sotscheck für uns skurrile Nachrichten aus britischen Lokalzeitungen. Von Schlüpfer-fressenden Mopsen und an Herzinfarkt verendenden Kühen bis zu den dümmsten Gaunern ist alles dabei.
Man muss die Lokalpresse lesen, denn sie enthält oft relevante verkehrstechnische Hinweise. Manchmal geraten sie aber etwas vage – wie die Ankündigung einer Brückensperrung auf der Straße nach Newbury in Berkshire: „Donnerstag oder Oktober.“ Am Donnerstag war die Brücke noch offen. Also kann man sich im Oktober darauf gefasst machen.

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck. Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs
Wer sich für Tiere interessiert, kommt bei Lokalzeitungen ebenfalls nicht zu kurz. „Hund fraß Riesenschlüpfer“, rief das Northern Echo von der Titelseite. Mops Oscar hatte das Bekleidungsstück einer Hebamme verschlungen, sodass ihm der Tierarzt den Bauch aufschlitzen und die Unterhose entfernen musste. Der Mops überlebte den Eingriff, eine Kuh hingegen kam durch eine Baptisten-Rakete ums Leben.
Die Broughty Ferry Baptist Church im schottischen Dundee hatte laut The Courier ein Feuerwerk für die Gemeinde gezündet, doch eine Rakete erschreckte eine Kuh dermaßen, dass sie einen Herzinfarkt bekam. Die bisher als eher friedlich eingeschätzte Religionsgemeinschaft greift in diesen unsicheren Zeiten offenbar zu Tieropfern.
Manchmal machen Lokalzeitungen aber auch Fehler. The Argus hatte in einem Interview mit dem Organisator des Brighton Science Festival, Richard Robinson, behauptet, er habe vor einem furchtbaren Krieg zwischen Menschheit und Ziegen gewarnt: Jedes Jahr würden zwei Millionen Menschen von Ziegen getötet. Das Blatt musste einräumen, dass es sich nicht um Robinsons Antworten, sondern um Fragen eines törichten Lesers gehandelt habe.
Interessanter sind aber die Berichte über kriminelle Aktivitäten – vor allem für Gauner, denn sie können aus den Fehlern ihrer Kollegen lernen. Der 33-jährige Stephen Murphy zum Beispiel dürfte als dümmster Gauner in die Geschichte eingehen. Die Polizei in Lancashire suchte ihn wegen Sachbeschädigung und veröffentlichte ein unvorteilhaftes Bild von ihm im Lincolnshire Reporter. Murphy war so erbost, dass er dem Lokalblatt ein Foto schickte, auf dem er als Dressman zu sehen war. „So habt ihr wenigstens eine Chance, mich zu schnappen“, schrieb er im Begleitbrief – und behielt recht.
Einem Drogendealer hingegen ist seine Vorliebe für Stilton zum Verhängnis geworden. Der 39-jährige Carl Stewart aus Liverpool postete ein Foto des englischen Blauschimmelkäses auf der Webseite EncroChat, die vor allem von Gangstern benutzt wird. Über diesen Messenger Service, den weltweit rund 60.000 Menschen nutzen, werden Waffen und Drogen vertickt.
Stewart machte den Fehler, den Stilton in der Hand zu halten, als er das Foto schoss. Der Polizei gelang es, Stewarts Fingerabdrücke zu analysieren und ihn als „Toffeeforce“ zu identifizieren. Unter diesem Pseudonym hatte der Fan des FC Everton, deren Spitzname „The Toffees“ ist, Kokain und Heroin verkauft. Stewart wurde zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Da behaupte noch jemand, dass 13 keine Unglückszahl sei.
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Titel-Foto: Screenshot, Ausschnitt der Website von The Courier aus Dundee.
Dazu würde noch unser demnächst anstehender zehn Wochen langer 85 km Umweg passen, um ins idyllische Nachbarstädtchen Kenmare zu gelangen. Sonst nur ein Hopser von 30 Minuten, um ins Lieblings-Einrichtungs-Lädchen zu gelangen, um die besten von französischer Hand gerollten Croissants zu genießen und um bei Aldi den guten Bio-Rotwein zu erstehen. Ab 1.10. wird es dann genauso weit wie zum Aldi in Cork City – allerdings mühsam durch die geschlängelten und steilen Pampa-Straßen. Wegen einer Baustelle, wo vor wenigen Jahren bereits wochenlang die Straße deutlich höher gelegt wurde, anstatt sie etwas breiter zu machen, damit Radler nicht pausenlos in Lebensgefahr schweben bzw treten.
Du meine Güte. Eine Umleitung von 85 km? Das gehört ins Guinness-Buch der Rekorde.