Immer dienstags: Heute am Andreastag klärt uns Ralf Sotscheck über den schottischen Nationalheiligen St. Andreas auf. Ein Enthaltsamkeits-Gelübde brachte den Apostel an das Kreuz, das wir heute vom deutschen Bahnübergang kennen.
Jedes Land braucht einen Nationalheiligen. Und sei es nur, um einen zusätzlichen Feiertag zu erhaschen. Heute ist der Ehrentag des schottischen Nationalheiligen St. Andrew. Aber er gehört Schottland nicht exklusiv: Er kümmert sich auch um Russland, Rumänien, Spanien und Griechenland.

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck. Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs
In Deutschland gedenkt man Andreas vor allem an 16.391 Bahnübergängen, an denen das Andreaskreuz steht, das nach dem Apostel benannt ist. Schutzpatron der Deutschen ist hingegen der Erzengel Michael. Er ist unter anderem für Soldaten, Radiomechaniker und Bankangestellte zuständig und hält böse Geister von Kapellen in Obergeschossen von Türmen fern. Das ist ein ziemlich öder Job, aber auch Andreas‘ Leben als Schutzpatron ist nicht sonderlich aufregend. Er ist für Fischer, Fischhändler, Seilmacher und Wasserträger zuständig. Dagegen ist Nikolaus von Myra beneidenswert: Er schützt Schnapsbrenner und Weinhändler.
Andreas ist der ältere Bruder von St. Peter. Die beiden Brüder fischten am See Genezareth, als Jesus vorbeikam, ihnen weismachte, dass er der Messias sei und sie zu „Menschenfischern“ machte – also zu einer Art Vertreter in Sachen Glauben. Nach Schottland kam Andreas erst posthum. Im 4. Jahrhundert hatte der griechische Mönch Regulus angeblich die Eingebung, ein paar Knochen von Andreas ans „Ende der Welt“ zu schaffen und dort einen Schrein zu bauen. Also packte er neben Reiseproviant ein paar Knochen in seinen Koffer und landete damit an der Stelle, wo heute die Stadt St. Andrews in der schottischen Grafschaft Fife steht. Allerdings kommen die Pilger heutzutage nicht wegen Andreas nach St. Andrews, sondern wegen des Golfplatzes, denn diese Sportart soll dort erfunden worden sein.
So mancher Schotte glaubt, Andreas sei der erste Golfspieler gewesen. Dabei war er bloß der erste Apostel, hat aber auch einige Bauernregeln zu verantworten, zum Beispiel: „Andreas, hell und klar, verspricht ein gutes Jahr“. Aber in Schottland ist es selten hell und klar. Deshalb gilt wohl eher: „Andreas’ Schnee tut Korn und Weizen weh.“
Apropos wehtun: Warum ist Andreas eigentlich am Kreuz gelandet? Er soll Maximilla, die Frau des Statthalters Ägeas, von einer Krankheit geheilt, sie zum Christentum bekehrt und zu sexueller Enthaltsamkeit überredet haben. Wegen des letzten Punkts war Ägeas so erzürnt, dass er Andreas auspeitschen und ans Kreuz binden ließ. Der suchte sich das Schragenkreuz aus, weil er es anmaßend gefunden hätte, am selben Kreuztyp wie Jesus zu sterben. Bevor es aber am 30. November so weit war, predigte er noch zwei Tage lang vom Kreuz herab.
Hätte Andrew, der missratene Sohn der Queen, sich an die Empfehlung seines Namensgebers gehalten und sexuell enthaltsam gelebt, wäre den Windsors viel erspart geblieben. Noch mehr wäre ihnen erspart geblieben, wenn sich Elisabeth daran gehalten hätte.
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Titelbild: Lesender Sankt Andreas, ein Gemälde von Artus Wolffort aus dem 17. Jahrhundert
Nun ja, da Themse-Liesel ihren Cousin heiratete und vor ihr bereits ihre Vorfahrin, die werte Victoria, auch einen Cousin ehelichte, können schon mal ein paar schräge Gen-Kombinationen durch die Welt spazieren…. Das macht die Welt doch bunter. Manchmal.
Stimmt, liebe Eliane. Aber bunter ist die Welt der Windsors doch erst durch Meghan geworden. Das war der maroden Familie aber auch nicht recht.
Das hat aber mal wieder Spaß gemacht, den Beitrag zu lesen!!! DANKE !
Tut besonders gut bei dem Wetter hier, der Corona-Situation und überhaupt…..Passen Sie GUT auf sich auf! Birgit Michael aus dem Köln-Düsseldorfer Raum
Vielen Dank für das Lob, liebe Birgit Michael!
Das Wetter hier an der irischen Westküste ist heute keinen Deut besser als im Rheinland. Aber noch darf man ja ein Torffeuer im Kamin anzünden.
Viele Grüße, Ralf Sotscheck
Interessanter Beitrag, vor allem der letzte Absatz :-)
Gruss aus Co. Clare
Markus
Danke sehr! Und ebenfalls Gruß aus County Clare.
Ralf