Immer dienstags. Heute begeht Ralf Sotscheck den 263. Geburtstag des schottischen Nationaldichers Robert Burns – und erklärt, warum Tommy Hilfiger nicht mit feiert.
Ich lag mal in seinem Bett, aber nur kurz. Da war Schottlands Nationaldichter Robert Burns schon gut 200 Jahre tot. Das Cottage mit dem Bett, in dem er geboren wurde, ist heutzutage ein Wallfahrtsort im südschottischen Alloway. Als die Aufsichtsperson vor die Tür ging, um zu rauchen, schlüpfte ich heimlich in das Bett und hoffte auf dichterische Inspiration, aber die blieb aus.

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck. Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs
Zum Glück blieben auch andere Burns-Inspirationen aus. Der Dichter, der heute vor 263 Jahren geboren wurde, war wohl ein ziemlicher Klotzkopf. Das mindert seinen Ruhm in Schottland keineswegs, obwohl er nicht in einer Schlacht gegen die Engländer gefallen, sondern an rheumatischem Fieber gestorben ist. Die Schotten feiern seinen Geburtstag heute wie jedes Jahr mit Unmengen Whisky und den gekochten Überresten eines Schafes, und zum Schluss singen alle „Auld Lang Syne“, den Burns-Hit, der die ewigen Charts mit Längen anführt.
Neben seinen Gedichten war Burns für seinen Alkoholkonsum berühmt und für seine Liebschaften berüchtigt. Er hatte zwölf Kinder von vier Frauen. Das jüngste wurde an dem Tag geboren, an dem Burns im Alter von 37 Jahren starb. Das erste Kind hatte er mit Elizabeth Paton gezeugt, die auf dem Bauernhof der Burns-Familie arbeitete. Burns schrieb, sie habe „ein hässliches Gesicht, aber eine gute Figur“.
Eine andere Hausangestellte war Jenny Clow, die einen Liebesbrief von Burns an ihre Chefin überbringen sollte. Weil die Burns abwies, verführte er stattdessen Clow, die schwanger wurde und ihren Job verlor. Als ihr Baby kurz darauf starb, wurde sie schwer krank und lebte verarmt in einem winzigen Zimmer in Edinburgh. Burns hörte davon und schickte ihr fünf Schilling, was einem heutigen Wert von etwa 40 Pfund entspricht.
1788 schrieb er in einem Brief an einen Freund, er habe seine schwangere Geliebte Jean Armour „gefickt, bis sie jauchzte“. Die Schriftstellerin Liz Lochhead bezeichnete das als „schändliche Prahlerei“. Das klinge wie eine Vergewaltigung der Hochschwangeren: „Das ist sehr, sehr weinsteinisch.“
Heute leben rund 900 von Burns’ Nachfahren in aller Welt. Der bekannteste ist der US-amerikanische Modeschöpfer Tommy Hilfiger, ein Neffe dritten Grades: Die Enkelin von Burns’ Bruder Gilbert war Hilfigers Tante. Darauf sei er nicht stolz, sagte Hilfiger einmal. Man habe das in seinem Elternhaus verschwiegen, denn Burns galt dort als „Schürzenjäger und Säufer“. Erst als er Mitte 20 war, habe er von seinem unerfreulichen Verwandten erfahren, sagt Hilfiger.
Die erste Feier für den unerfreulichen Verwandten hatten seine Freunde am fünften Todestag 1801 veranstaltet. Sie betranken sich zu seinen Ehren und aßen Haggis, jenen mit Innereien gefüllten Schafsmagen, über den Burns geschrieben hat: „Dein feines Gesicht sei von Glück erhellt, du Häuptling in der Würstewelt!“
Der Dichter und die Wurst – zwei unappetitliche Nationalheiligtümer unter sich.
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Titelbild: Portrait of Robert Burns by Alexander Nasmyth, 1787, Scottish National Portrait Gallery
Herrlich zu lesen, und ich Dodel hab vorgestern vergessen die Haggis die in der Dose im Schrank ihr dasein fristet zu vertilgen. Ab und zu ist das wirklich lecker auch wenn die Frau die NAse rümpft. Vegetarische Haggis ist dann aber wirklich nur was für den fortgeschrittenen Pflanzenfresser, sowas werde ich nie verstehen, wieso braucht man vegetarische Schnitzel, vegetarische Wurst oder eben vegetarische Haggis? Dann soll man doch bitte auch nicht den Namen verwenden sondern was eigenes kreieren. OK, Tofu-Bratling klingt auch blöd …….
…ist doch alles Igittibah wie mein Sohn als Kleiner zu sagen pflegte, wenn er etwas nicht mochte ! Aber der Artikel machte, wie immer, viel Freude! DANKE aus dem Rheinland! Und geniessen Sie Ihre „neue Freiheit“ !!! Birgit Michael
Ach herrje, vegetarischer Haggis? Das ist ein Widerspruch in sich. Sind das Innereien einer Mohrrübe und einer Zuckerschote, die in einem Kürbis gekocht werden? Was komt danach? Eine vegane Schweinshaxe? Aber okay, mit dem Blutdruck hast Du recht…
Armer oller Burns, kein Kommentar, tosende Stille. Ich mag weder die Mode von TH noch Haggis in seiner Originalversion, doch die vegetarische Version, die man sowohl in Irland als auch auf der Nachbarinsel in vielen Versionen kaufen kann, schmeckt wirklich ziemlich gut. Es kommt bei beiden Versionen auf die richtige starke Würzung an, dazu ziemlich viel Salz. Eigentlich wie bei den meisten deutschen Wurstwaren auch, die ja vor Majoran und Salz nur so strotzen, immer noch. Es lebe der hohe Blutdruck, vielleicht hat dieser den Schürzenjäger so angetrieben.