Bäume Irlands

 

Immer dienstags. Heute überprüft Ralf Sotscheck die Grundfesten seiner Überzeugungen – und schärft sie an Fußballgöttern, an Harry Kane und dem großen Pelé.

Der Bundesligakrösus Bayern München ist hinter Tottenhams Mittelstürmer Harry Kane her, heißt es. Für rund 100 Millionen Euro wäre er ein Schnäppchen, aber die Bayern sollten noch ein paar Euro mehr ausgeben, um die Familie des pensionierten Journalisten Frank Kilfeather als Zugabe einzukaufen.

Ralf Sotscheck

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck.  Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs

Der 81-Jährige schrieb neulich in der Irish Times, dass seine englische Verwandtschaft bei den vergangenen Fußball-Europameisterschaften alle Spiele Englands im Fernsehen verfolgt und dabei festgestellt hatte, dass Kane jedes Mal ein Tor schoss, wenn der Sohn auf der Toilette war. Also füllten sie ihn vor dem nächsten Spiel mit sehr viel Orangensaft ab und nahmen exakt dieselben Plätze ein wie beim vorigen Spiel. Dann warteten sie auf Kanes Tor.

Nicht nur Fußballfans, sondern auch Fußballer sind abergläubisch. Pelé zum Beispiel hatte sein Trikot nach einem siegreichen Spiel einem Fan geschenkt. In den folgenden Spielen ging es mit seiner Form bergab, sodass er einen Detektiv beauftragte, das verschenkte Trikot wieder aufzutreiben.

Ich bin nicht abergläubisch, aber einen Weißdornzweig würde ich auf keinen Fall ins Haus bringen, nachdem mich meine Schwiegermutter vor langer Zeit mit einem solchen Zweig ertappt hatte und mir vorwarf, ich würde jahrelanges Leid über die Familie bringen. Wenn ich etwas zu Hause vergessen habe und zurück muss, um es zu holen, setze ich mich für eine Minute auf einen Stuhl, bevor ich wieder losgehe. Und wenn eine schwarze Katze von links kommt, ändere ich meine Richtung. Aber an Aberglauben glaube ich nicht. Und an Elstern auch nicht.

Eine Anne berichtete der Irish Times, dass ihr Vater bei Autofahrten stets nach Elstern Ausschau hielt. Erspähte er eine einzelne, was ein Zeichen für bevorstehendes Unglück sein soll, musste die Familie binnen Sekunden ein vierbeiniges Tier finden, um das Pech abzuwenden. Als man einmal keins finden konnte, brach der Vater die Fahrt ab und kehrte um. Zwei Elstern hingegen versprechen Glück, und wenn man sonntags zum Pferderennen fuhr und unterwegs zwei dieser Vögel sah, setzte der Vater größere Summen am Wettschalter. Ob das funktioniert hat, verriet Anne nicht.

Drei Elstern weisen übrigens auf die Geburt einer Tochter und vier auf die Geburt eines Sohnes hin. Bei deren Taufe sollte man darauf achten, dass sie brüllen. Andernfalls muss man sie kräftig zwicken, denn der Schrei ist ein Zeichen dafür, dass der Teufel gerade ausgetrieben wird.

Und schließlich erzählte Anne, dass ihr Vater die Farbe Grün für Unglück bringend hält. Das stimmt wahrscheinlich, man muss sich bloß die irische Fußballnationalmannschaft – die „Boys in Green“ – ansehen. Harry Kane hingegen trägt sowohl bei den Tottenham Hotspurs als auch bei der englischen Nationalmannschaft blütenweiße Hemden.


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Titelbild: Weißdornblüte, Markus Bäuchle