Immer dienstags. Heute schaut Ralf Sotscheck auf die lustige kleine Insel Großbritannien und bewertet die Chancen eines Kopfsalats, neuer Regierungschef zu werden.

Großbritannien ist eine lustige kleine Insel  mit einer Regierungspartei voller Spaßvögel. Die haben vorigen Donnerstag ihre Chefin hinausgemobbt, weil sie nicht blond genug war. Stattdessen spielten viele ein paar Tage mit dem Gedanken, dass es der blondeste Ex-Premier aller Zeiten wieder richten soll. Bei den Mitgliedern der Clownspartei war Oberclown Boris Johnson ernsthaft im Gespräch, bevor er dann doch noch einen Rückzieher machte.

Ralf Sotscheck

Die Irland-Kolumne von Ralf Sotscheck.  Der Berliner Journalist lebt seit 1985 in Irland und ist irischer Staatsbürger. Er pendelt zwischen Stadt und Land, irischer See und Atlantik, zwischen Dublin und einem Dorf im Burren. Ralf arbeitet als Irland-Korrespondent für die tageszeitung (taz) und schreibt Bücher, vorzugsweise über Irland und die Iren. Er hält Vorträge, Lesungen und ist ein brillanter Unterhalter. Seine Irland-Kolumne erscheint dienstags auf Irlandnews. Ralfs Website: www.sotscheck.net. Foto: Derek Speirs

Johnson, der Serienlügner? Vergeben und vergessen. Schließlich gehört Lügen zur Jobbeschreibung von Politikern. Liz Truss hat das nicht richtig beherrscht, die taube Nuss hat ganz offen gelindnert, dass sie den Reichen noch mehr Geld zuschanzen wollte. Aber war sie das wirklich selbst?

Das Nachrichtenportal Waterford Whispers hat herausgefunden, dass es Liz Truss gar nicht gibt. Sie wurde von Sacha Baron Cohen aka Borat gespielt. Das Schwierigste sei „das verdammte Make-up“ jeden Tag gewesen, so zitiert das Blatt den Schauspieler: „Aber die Partei davon zu überzeugen, mich an die Macht zu wählen, war simpel. Ich sagte einfach, lasst uns den Armen einen Vorschlaghammer vor die Birne knallen.“

Er fürchtete aufzufliegen, weil er ständig grinsen musste, als ob er gerade in der Öffentlichkeit gefurzt hätte, aber dann fiel ihm ein, dass das „ja die tumben Tories sind, haha“. Bei seiner letzten Amtshandlung als Premierministerin sei ihm ein Malheur passiert: Als er die Truss-Rücktrittsrede auf dem Computer speichern wollte, habe er versehentlich Großbritannien gelöscht.

Sacha Baron Cohen, inzwischen 51, war übrigens auch der Kopfsalat, den der Daily Star gegen Truss antreten ließ, um herauszufinden, wer das frühere Verfallsdatum habe. Das Blatt installierte eine Kamera, sodass man den Zustand des Salatkopfes mit ebenfalls blonder Perücke live überprüfen konnte. Um Truss’ Zustand zu überprüfen, musste man lediglich einen beliebigen Fernsehsender einschalten. Bekanntlich gewann der Salat, dem daraufhin eine Krone aufgesetzt wurde. Zur Feier wurde die britische Natio­nalhymne abgespielt.

Apropos Krone: Auch König Charles III. wird froh gewesen sein, dass der Salat gewonnen hat. Er kann Truss nämlich nicht leiden. Schließlich untersagte sie dem König die Teilnahme an der Uno-Weltklimakonferenz im November. Nach ihrem Rücktritt öffnete Charles ein Fläschchen Champagner und leerte es zusammen mit dem Salat-Liz-Borat.

Aber hätte Johnson wirklich eine Chance gehabt auf die Nachfolge von Borat Truss? Nach Informationen der taz will auch John Major erneut kandidieren. Er ist kaum älter als Konrad Adenauer es war, als er zum ersten Mal Bundeskanzler wurde. Er hat Erfahrung, und er ist proeuropäisch eingestellt, was wegen des Brexit-Fiaskos bei vielen Wählern ein Pluspunkt wäre.

Die Tories sollten aber in Erwägung ziehen, den Kopfsalat zum Premierminister zu machen. Er hat bewiesen, dass er Durchhaltevermögen hat, er hat grüne Glaubwürdigkeit, und die blonde Perücke steht ihm ganz ausgezeichnet.


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Neues Buch von Ralf Sotscheck: Der Name der Ente

Der Name der Ente SotscheckGeschichten aus Irland, die manchmal unglaublich, aber immer wahr sind – und ziemlich lustig. Größtenteils jedenfalls. Ralf Sotscheck ist Berliner, lebt aber seit 1985 auf der Grünen Insel und arbeitet als Korrespondent für taz, die tageszeitun, und andere Medien.

„Einen Sotscheck zu sehen gilt als großes Glück; man muss sich sogleich den Bauch reiben und ein Guinness bestellen. Im Glase sieht man dann Dinge, die es gar nicht gibt – schönes Wetter oder funktionierende irische Behörden.“ Friedrich Küppersbusch

Der neue Sotscheck kostet als eBook 6,99 € und ist hier bei Thalia erhältlich. Weitere Bücher von Ralf gibt es hier.

 

Titel-Foto: Elizabeth Truss – UK Parliament official portrait  2017