Die Wetterfühligen in Irland haben es in diesen zu Ende gehenden Juni-Wochen wieder einmal gar nicht leicht. Nein, das ist erneut kein spanischer Sommer, das Azoren-Hoch verschwendet sich irgendwo weit südwestlich der Insel — und der Jetstream, der Superwind dort oben über den Wolken, ist schuld: Es gießt aus allen Rohren. Irlands Wetter macht seinem Ruf derzeit alle Ehre und zeigt sich von der nassen Seite. Gestern Schauer, heute Regen und morgen wieder Schauer — das ist derzeit der Wetter-Rythmus für Dublin und den großen Rest der Insel (oben die Wetter-Prognose der Irish Times für die kommenden Tage).

Warmer Regen satt. Wer es kernig formulieren möchte, wie etwa die Farmer-Verbände, die seit Tagen Weter-Alarm schlagen, spricht von der gegenüber einem Normaljahr doppelten Niederschlagsmenge im Juni: Wer nur gefühlig formuliert, kommt zum Schluss: Dies ist ein nasser Sommer — oder gar keiner. Getreu der irischen Redewendung, dass “Sommer ist, wenn der Regen wärmer wird”, läuft uns das temperierte Wasser wenigstens unter schwül-warmen Bedingungen in den Nacken. Der Vorteil: Die Kosten für Cider, Sonnencreme und die neue Strand-Kollektion bleiben überschaubar. Rezessions-gerechtes Wetter eben.

Heute morgen Meldungen vom Wasser-Notstand: Nächtlicher Regen bis zu 70 Millimeter hat in mehreren Regionen Irlands zu schweren Überschwemmungen geführt. Betroffen sind vor allem die Counties Cork, Tipperary, Sligo und der Norden um Belfast. Während Straßen gesperrt sind und der Strom ausgefallen ist, lichtet sich das Wetter von Süden her und lässt  auf ein paar Sonnenstrahlen hoffen. Was sind wir doch bescheiden geworden.

Die Berge im Südwesten lassen sich seit Tagen so gut wie gar nicht blicken. Sie verstecken sich in dichtem Nebel. Nur die irischen “Nebel-Schafe” (Foto unten) und ein paar unerschrockene Wanderer vom Kontinent ziehen bei schlechter Sicht bergwärts — die einen auf der Suche nach frischem Gras, die anderen auf der Suche nach dem Überblick.

Was tun?  Regen-Jacken ( und -Hosen) anziehen und aussitzen. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Laune. Also: Mundwinkel nach oben ziehen und weiter geht´s. Die Hoffnung stirbt wie immer, jeden Nachmittag, nur um  — wie ein guter nachwachsender Rohstoff — über Nacht wieder geboren zu werden. Dieser Juni geht zu Ende — und das ist gut so. Wir bekommen ganz bestimmt einen schönen Juli, einen schönen Tag im Juli.

Schafe in Irland im Nebel