Windrad im Wald

038 :: Windräder: Die Seele hoffnungslos verloren . . . 

Warum ich Windräder nicht mag? Besser: Warum ich sie nicht mehr mag. Die Einstellung hat sich im Lauf der Jahre verändert. Eigentlich sind sie ideale Stromerzeuger mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen, schnell aufzubauen und fast so schnell wieder zu entfernen. Jetzt sehe ich in Ihnen die in den Himmel ragenden Symbole für das Verdrängen, das Schönreden und das Einfach-weiter-so in Grün – Disziplinen, die wir zur Perfektion getrieben haben.

Wir Menschen haben theoretisch die Möglichkeit, die Hälfte der Biosphäre den Pflanzen und all den anderen Tieren zu überlassen. Im ureigenen Interesse unseres eigenen Überlebens. Doch wir schaffen es nicht. Weil wir uns nicht beschränken können, weil wir maßlos sind, weil wir kein Halten kennen; und weil wir die Konsequenzen unserer Maßlosigkeit nicht in unserem Hinterhof ertragen wollen, werden die Windräder jetzt massenhaft in der Natur fernab der Behausungen aufgestellt, auf Bergrücken, in Wäldern, auf dem Meer. Das ist absurdes kotz-grünes Theater: Letzte zusammenhängende Waldgebiete werden zerstückelt, Lebensräume zerstört. Wälder, die ewigen Garanten für ein gemäßigtes Klima, werden kaputt gemacht, um das Klima “zu retten”. Was im Gewand des modernen Naturschutzes daherkommt, verwüstet die Landschaften, zerstört die Anmut, verwandelt Schönes in Hässliches – und ruiniert, was wir von der Natur übrig gelassen haben.

Der französische Philosoph Alain Finkielkraut nennt die Mobilmachung mit den hässlichen Äolsharfen der Moderne “blinden Umweltschutz” und eine “Missachtung der Schönheit”. Er schreibt, Dritte zitierend:

“Nichts ist für den Menschen trostloser als diese bleichen Vogelmörder. Sie zeigen ihm, dass er eingekesselt ist, dass es keinen Ausweg mehr gibt, nichts Abwesendes mehr, keine Transzendenz, keine Höhen, auf denen die Götter gegenwärtiger sind. Und es ist seine eigene Gattung, die ihn in diesen Kerker zwingt . . . Die Urheber des Grauens behaupten, dass sie diese Gitterstäbe nur errichten, um den Planeten zu retten, doch wozu will man einen Planeten retten, wenn man ihn dadurch in ein düsteres Verlies verwandelt? . . . .Warum will man gegen die Erderwärmung kämpfen, wenn man dadurch eine infernalische Welt erschafft, industrialisiert bis in die entlegensten Winkel und bis aufs hohe Meer, eine Welt, in der die Seele hoffnungslos verloren ist?”

Da drehen sie sich lärmend und pfeifend, hoch über Schwarzwälder Baumwipfeln und wüstengleichen irischen Berglandschaften, die Windmühlen der grünen Geschäftemacherei. Sie sind die glasfaserigen Metaphern für unser Scheitern. Sie dröhnen und raunen uns zu, dass wir es so nicht schaffen werden.

Ortskoordinaten: allgegenwärtig

 


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Alle Fotos: Markus Bäuchle


 

Windfarm irland