Robert Graecen Grab

061 :: Kilmacomogue Graveyard, Kealkill, County Cork

Er war einer der bedeutendsten irischen Dichter des vergangenen Jahrhunderts. Seine Asche ruht auf einem einsamen Friedhof im Westen von West Cork, neben den Gräbern von Tankwart Sean und einer deutschen Katzenliebhaberin, die früh ging. Robert Henry Greacen starb an einem Apriltag des Jahres 2008 im Alter von 87 Jahren in einem Krankenhaus in Dublin. Im Mai 2023 wurde seine Urne im Kilmacomoque Graveyard, dem Friedhof von Kealkil, einem Dorf am Owvane River, der Erde übergeben. Zwei kleine Grabsteine erinnern an den Poeten aus Nordirland und an seine geschiedene Frau Patricia Hutchins.

Robert Greacen kam in Derry in Nordirland zur Welt und lebte sein Leben in Belfast, Dublin und London. Am Ende einer langen Reise gelangte er zur letzten Ruhe in den äußersten Südwesten der Insel. Greacen hatte mit Patrick Kavanagh in Dublin´s Raglan Road gelebt, später nach der Rückkehr aus London mit Brendan Behans Witwe Beatrice in der Anglesea Road, zuletzt in Gedanken an James Joyce in Sandymount am Meer, ein Nachbar von Seamus Heaney.

Greacens schwerer Kindheit unter einem alkoholkabhängigen Vater waren die Familiendramen im Erwachsenenleben geschuldet. Er bekämpfte die Depressionen und Schreibblockaden mit Therapien, tauchte auf den Spuren von Carl Gustav Jung tief im eigenen Unterbewussten, fand Antworten und Lösungen in zwölf LSD-Reisen. Die mit 26 Jahren in Belfast geschlossene Ehe mit der zehn Jahre älteren Schriftstellerin Patricia Hutchins aus Ardnagashel hielt dem Leidensdruck nicht stand. Sie scheiterte bald und wurde nach zwei Jahrzehnten im Jahr 1966 geschieden.

Einige seiner schönsten Gedichte schrieb der Poet aus dem Norden nach fast 30jähriger Pause für seine verlorene Liebe aus dem Südwesten. Als Patricia Hutchins im November 1985 im Alter von 74 Jahren starb, hatten sich die aneinander Gescheiterten ausgesprochen und versöhnt. Robert blieb in London, als Patricia am Saint Andrews Day auf dem Killeen, dem kleinen Familienfriedhof im Wald von Ardnagashel-Ardnamanagh, beigesetzt wurde, als ihre gemeinsame Tochter Arethusa einen Strauß Veronica auf den Sarg legte. Robert wollte die schönste gemeinsame Zeit in Erinnerung behalten und schrieb für Patricia die Elegie St. Andrew’s Day. Das kurze Gedicht endet mit den Zeilen:

I say a London goodbye to a lost wife,
Remember our time of roses, promises,
The silvered sea at Ardnagashel,
Ear-rings of fuchsia in the hedgerows
Hope arching like a rainbow over all.
The dream of love enchanted me.
I slam the door on the intruder, memory,
Rush to the suburbs of the heart.

Der Erinnerung, diesem Eindringling, schlug er die Türe zu und eilte hinaus in die Vororte des Herzens. Als alter Mann schrieb Robert Greacen im Angesicht des eigenen Todes ein letztes Gedicht für Patricia, in dem er sich an die Sweet lady of the manor und an deren Heimat, den Landsitz Ardnagashel House in der Bantry Bay in West Cork, erinnerte: One Evening

One evening in the dying light
As I wait for the old guy
She will come to my pillow
Though dead for years.
I’ll scan her young face
And listen, listen:
‘Remember Ardnagashel,
Our ardour that first night
In the big house of echoes,
The ceaseless croon of the Bay?’
I’ll cough and mumble:
‘How could I forget you
Sweet lady of the manor,
Our cup brimming over
As if forever?’
‘Sleep now,’ she will say
And take my knotted hand.
I’ll sleep and dream and sleep
The sea’s croon in my ears
As I float away to Ultima Thule 

Patricia und Robert. Im Tod sind sie wieder vereint. In den Gedanken von Menschen in London, in Dublin, in Cork – in Belfast und Derry vielleicht. . .

Ortskoordinaten: 51.74150° N, 9.40162° W 

 


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Alle Fotos (wenn nicht anders ausgewiesen): Markus Bäuchle