Im Dugout

005 :: Beara Pensinsula Süd, West Cork; Das IRA-Versteck in den Bergen

Ich lasse mich die vier Steinstufen durch einen engen Einstieg hinunter in die Dunkelheit. Im Schein der Taschenlampe erkenne ich eine etwa acht Meter lange Höhle. Sie liegt in einem Hochtal unter einem von hunderten massiven Sandsteinfelsen. Ich kann gerade aufrecht stehen. Sorgsam gegrabene, versteckte Kanäle transportieren Luft hinein in den Unterschlupf. Die Luft ist feucht und frisch. Hierhin haben sich die widerständigen jungen Männer des Dorfes vor hundert und zwei oder drei Jahren zurück gezogen, wenn die verhassten britischen Polizisten der Irish Royal Constabulary (IRC), unterstützt von den brutalen Paramilitärs der Black and Tans, zur Razzia anrückten und die Häuser auf der Suche nach IRA-Leuten durchkämmten.

Hier oben versteckten die Einheimischen ihre Waffen, hier harrten sie aus, bis sich die verzweifelten Besatzer, die nun im Begriff waren, den Zugriff auf das besetzte Irland zu verlieren, wieder davon machten. Die jungen Iren hatten den Ort auf ihrer Seite. Ihr Versteck hatten sie geschickt in die Landschaft eingepasst. Es war unsichtbar und unauffindbar – genauso wie der Unterschlupf in den Höhlen am Fuß der Klippen weit unten in der Bantry Bay. Dort waren die Freiheitskämpfer selbst bei Flut sicher und beschützt. Allenfalls ein Verrat hätte den Verfolgern den Weg hierher oder in die Berghöhle weisen können.

Am hinteren Ende des Bergverstecks entdecke ich in einer Nische der Wand einen Rosenkranz und eine kleine Messingschatulle mit Erinnerungen an die Kämpfer für die Freiheit Irlands. Der alte Farmer erzählt mir, dass die Nachkommen der Männer, die sich hier vor über einem Jahrhundert in Sicherheit brachten, noch heute alle paar Jahre aus Amerika anreisen und hinauf zur Höhle gehen. Sie halten ihre Vorfahren vom Clan der O’Sullivans in ehrendem Andenken. Sie haben ihnen die Freiheit zu verdanken.

Heute wohnen Hufeisennasen in der Höhle. Auch diese Fledermäuse benötigen Schutz.

Ortskoordinaten: – – –


Orts-Zeit

 

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Alle Fotos: Markus Bäuchle