028 :: Barley Cove, Mizen Peninsula, West Cork: am Strand

Vor 20 Jahren sind wir am Strand von Barley Cove bei einer Außentemperatur von vier Grad Celsius in den winterlich kalten Atlantik gestiegen. Die Kinder fanden diese Mutprobe großartig, Spaziergänger schüttelten den Kopf. These Germans . . . ! Heute ist das Winterschwimmen in Irland populär. Ich sitze lieber am Wasser und schaue den Wellen zu, die in ständig neuer Gestalt auf den Strand zurollen. Der Barley Cove lehrte mich eindrücklich, dass nichts bleibt, wie es war.

Der über ein Kilometer lange Sandstrand mit einem Dünen-Hinterland hat seine Existenz der Zerstörung zu verdanken: Am 1. November 1755 machte ein Erdbeben die portugiesische Stadt Lissabon dem Erdboden gleich. Stunden später überfluteten die Monsterwellen eines gewaltigen Tsunamis die Küste Irlands und schütteten gewaltige Mengen feinen Sand in die Bucht von Barley. Während die Angehörigen in Portugal die Toten begruben, bestaunten die Menschen an Irlands Südküste das Wunder vom Barley Cove, die Geburt eines Sandstrandes.

Der Strand auf der Mizen Peninsula hat sein Gesicht in den vergangenen zwei Jahrzehnten, seit ich ihn besuche, verändert. Einst hohe Dünen wurden geschleift, die Landschaft verwandelt sich zusehends in eine schiefe Ebene. Dort in den Dünen, wo einst die Sommerfrischler ihre Wohnwagen parkten und die Zelte aufstellten, wird die Natur jetzt geschützt. Welche Natur, ist nicht klar. Der einstige Golfplatz zählt heute mindestens 800 Löcher. Die Kaninchen haben das Terrain übernommen und die Dünen in eine Höhlenstadt verwandelt. Wenn niemand stört, sitzen die Nager hunderterweise regungslos im Sand vor ihren Bauten. Sekunden später sind alle verschwunden. Ein Freund, mit dem ich durch die Dünen spaziere, spricht von Arteneinfalt und Überbevölkerung. Irgendwann werden die Kaninchen wieder verschwunden sein.

Ortskoordinaten:51°28’09″N 9°46’37″W


Orts-Zeit

 

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Alle Fotos: Markus Bäuchle