098 :: Irlands stille Örtchen
Heute ist im Buch der Tage und Orte die Rede von äußerst nützlichen Orten. Wenn die Natur ruft und sich Verzweiflung mangels eines Stillen Örtchens breit macht, ist Rettung in Irland meistens nah. Wer ist nicht schon mal in der Fremde unterwegs gewesen und hat sich in Körperbeherrschung üben müssen, weil er oder sie den schnellsten Weg zum nächsten Lokus nicht kannte. Gut deshalb, dass es Internet und Smartphone gibt. Auf einschlägigen Seiten wie den Bathroom Diaries oder mit der entsprechendenden iPhone App lassen sich die druckmindernden Örtchen heute schnell ausfindig machen.
In Irland ist das Leben und Verdauen in dieser Hinsicht noch immer konventionell einfach. Wer über Land steuert, mag zwar manchmal eine Viertelstunde lang unter Druck stehen, weil sich auf der zaun- und torverliebten Insel einfach keine Stelle zum Anhalten anbietet, geschweige denn ein kleiner Parkplatz. Wer aber das nächste Dorf erreicht, findet zumeist in zentraler Lage ein öffentliches Toilettenhäuschen. Zwar sind die Dorf-Klos meist mehr Latrine als Toilette – das irische Wort Leithris (gesprochen: Led-her-isch) deutet es an – aber dafür kosten sie in der Regel nichts, und meistens sind sie auch recht sauber. Ein schöner und wenig gewürdigter Service der irischen Gemeinden in einer Zeit, da MacPee und Co vom Bahnhofsklo anderswo bereits einen Euro und mehr für jeden kleinen Ablasshandel einkassieren. Zwei Euro verlangte kürzlich eine sogenannte Schwarzwälder Erlebnis-Toilette am Titisee für Vogelgezwitscher und den Anblick vom Schwarzwaldmädchenklischee beim Strullern. Da blieb mir nicht nur die Spucke weg.
Hier zehn Fakten über Irlands stille Örtchen:
:: Legendär sind die öffentlichen Klohäuschen in der Stadt Cork oder am Strand von Barley Cove: Sie täuschen Erleichterung nur vor, sind aber meistens oder immer geschlossen.
:: Das schönste Klohäuschen des Landes beanspruchte lange der Wallfahrtsort Gougane Barra für sich. Allerdings ist das strohbedeckte Kleinod etwas in die Jahre gekommen und benötigt etwas TLC – tender loving care.
:: Vorsicht, wenn die irischen Bezeichnungen den Weg weisen: Fir heißt Mann, und Mna ist die Frau.
:: Die erste Gender-neutrale Toilette enteckte ich in der Crawford Art Gallery in Cork. Ist wegen Umbauarbeiten geschlossen.
:: Öffentliche Toiletten in Irland haben bisweilen sogar Meerblick. Empfohlen: Das Örtchen in Knightstown auf Valentia Island. Es steht direkt auf dem Pier. Oder das am Ballydonegan Beach von Allihies.
:: Auch das Klo-Häuschen an der Spitze der Maharees, am Fahamore Harbour (Foto) überzeugt. Nach erfolgreichem Geschäft 20 Meter den Hügel hoch steigen und man genießt den Blick auf die Seven Hogs.
:: Das einsamste Klo Irlands liegt weit im Atlantik auf Skellig Michael, das es erst seit ein paar Jahren dort gibt. Das zu wissen hilft, denn die Toiletten auf den Skellig-Booten sind wegen Verwahrlosung oft nicht benutzbar.
:: Der Latrinen-Vergleich ist bisweilen ungerecht. Probiert das öffentliche Häuschen in Castletownbere aus. Es hat den Ruf, das beste Klo auf der Beara Peninsula zu sein.
:: Der touristische Trend zum eigenen Klo hält an: Auch in diesem Jahr sind auf Irlands Straßen wieder jede Menge mobile Wohnwannen unterwegs.
:: Wer sich noch immer auf das Abenteuer einlässt, kein eigenes Klo spazieren zu fahren, kann sich das Leben mit dieser Website erleichtern: www.pee.ie.
Schickt mir im Kommentarfeld ein Foto Eures irischen Lieblings-Örtchens!
Ortskoordinaten: 52°18’38.7″N 10°02’03.2″W (Fahamore Harbour)
Das Inhaltsverzeichnis in Bildern für ein wachsendes Buch der Tage und der Orte. KLICK.
Alle Fotos: Markus Bäuchle
Mai 2025
Smugglers Creek Inn
Rossnowlagh
Mai 2025
Donegal Castle
Mein Favorit, lieber Sven ;-)
Danke, wobei das Örtchen damals wie heute nicht so still war! 😎
April 2025
Shannonbridge
J. J. Killeens
Nach Neueröffnung