Final Farewell für Seamus Begley. Photo: Valerie O’Sullivan

025 :: Baile na bPoc, Corca Dhuibhne, West Kerry; Seamus Begley ✟

Am 9. Januar starb der Musiker und Farmer Seamus Begley im Alter von 73 Jahren unerwartet. Der Mann aus der Gaeltacht von Dingle liebte das Akkordeon und den Traktor. Seine sanfte Stimme machte ihn weit über Irland hinaus bekannt. Seamus Begley hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die traditionelle irische Musik heute lebt und lebendig ist. Er hat die Wahrnehmung für die eigene Volksmusik verändert und hat ihr zusammen mit anderen durch Wandel und Anpassung eine neue Authentizität verliehen, ohne den Kern ihrer Tradition zu schwächen. Anders als in anderen Ländern, ist das Herz der irischen Musik vom industriellen Kommerz zwar bedroht, aber nicht deformiert und verkrüppelt worden. Seamus Begleys Kollege, der Akkordeonist Tony MacMahon, sagte einmal über die irische Volksmusik:

“Unsere Musik besitzt eine magische Kraft: Sie kann uns mit uns selbst in Kontakt bringen, wie es keine andere irische Kunstform kann. Sie kann den Puls der Erinnerung an unsere Ahnen berühren. Sie kann uns erlauben, unsere Träume davon, was es heißt, Ire zu sein, neu zu definieren. Sie kann die einsame Landschaft der Hungersnot zum Leben erwecken, sie kann das Trauma und die Schwierigkeiten der Existenz besänftigen, sie ist von der verschleierten Erotik der Zärtlichkeit besessen. Sie kann einen Moment der Freude verschönern; sie kann einen Moment der Trauer verstärken. Sie ist ein Geschenk der Natur, das mit der Hingabe der Wildblumen verteilt wird.”

Die letzte Polka für Seamus am Friedhof. Links Sohn Eoin und Bruder Breanndán spielen Akkordeon, in der Bildmitte Tochter Méabh. Foto: Valerie O`Sullivan

Begley, dessen Beerdigung von seinen vier Kindern, den Geschwistern, von Freunden und Frau Máire als ein Fest der Menschlichkeit und der tiefen Verbundenheit gefeiert wurde, hätte sicher gerne mit gespielt. Noch am 27. Dezember hatte Seamus, der auf Dingle James hieß, im heimischen Pub das Lied The Parting Glass gesungen. Niemand wusste, dass er sein eigenes Lebewohl sang. Tochter Méabh rief ihm in der Kirche zu: “Reserviere mir einen Platz hinter Dir im Shebeen im Himmel”. Diarmaid Ferriter fand in der Irish Times bewegende Worte:

“Der Wind und der Regen waren letzte Woche in West Kerry unerbittlich, eine Erinnerung an das Moorland, das Begley hervorbrachte, und an das Terrain, mit dem er verbunden blieb. Seine Beerdigung war eine Demonstration der Fähigkeit, sich zu versammeln und zu spielen, um dunkle Tage und müde Geister zu erhellen und tiefe Wurzeln zu pflegen. Angesichts dessen, wofür er und seine Familie stehen, hätte es kaum anders sein können. Begley, der als Akkordeonist sein Instrument auf so ortstypische Weise spielte, war in der Lage, die Körperlichkeit und das Selbstvertrauen eines Mannes aufrecht zu erhalten, der mit dem Land und den Gepflogenheiten seines Volkes in Einklang steht.”

Seamus Begley ist tot. Die magische Musik spielt weiter.

Ortskoordinaten: 52°10’03.8″N 10°24’21.7″W  (Friedhof Chill Chuáin, Corca Dhuibhne); Fotos: Valerie O’Sullivan. Thank you very much, Valerie.


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Alle Fotos: Markus Bäuchle, sofern nicht anders erwähnt.