Irland amüsiert sich über das Buch einer jungen Polin, in dem die Deutschen kräftig abgewienert werden. Unter dem Künstlernamen Justyna Polanska zieht eine 32-jährige polnische Autorin die literarische Zwischenbilanz ihrer Karriere als Putzfrau in Deutschland: „Unter deutschen Betten“  –  Eine polnische Putzfrau packt aus“. Was die polnische Literatur-Putze da über die vermeintlich sauberen, korrekten, akuraten und  präzisen Deutschen preisgibt, wird in den irischen Medien genüsslich ausgebreitet. Die Staubsauger-Wallräffin Justyna entlädt ihren ganzen Frust auf 224 Seiten Taschenbuch.

Sie war mit Abitur und großen Plänen wie rund 1,5 Millionen ihrer Landsleute nach Deutschland gekommen – und brachte es wie viele ihrer Landsfrauen nur bis zur Parkettchoreografin. In den Putzfrauenjahren hat sie offensichtlich viel materiellen und charakterlichen Schmutz gesehen – von den Zähnen, Zehnägeln und toten Hamstern unterm Bett bis hin zu den üblichen Betrügereien: Polnische Putzfrauen arbeiten schwarz, werden schlecht behandelt, gedemütigt, herumkommandiert und schlecht bezahlt. Justyna Polanska jedenfalls findet: „Das mit den ordentlichen und korrekten Deutschen ist alles nur Fassade“. So berichtet sie von einem Polizisten, für den sie schwarz gearbeitet hat, während dieser Baustellen-Razzien leitete, um Schwarzarbeiter auffliegen zu lassen. In der Wohnung eines Richters staubte sie regelmäßig konfiszierte Hanfpflanzen – und stinkreiche Jetsetterinen konnten sie regelmäßig nicht bezahlen, weil sie „kein Kleingeld“ hatten.

Die Iren, denen von Deutschen gerne ein sehr salopper Umgang mit Ordnung, Ordentlichkeit und Korrektheit nachgesagt wird, lesen gerne, was die ponische Putzfrau an Unappetittlichem über die „Germans“ ans Tageslicht gezerrt hat: Seit Tagen grassieren die Emails mit Auszügen und Rezensionen des Buches, das es auch in Deutschland zum Bestseller schaffen dürfte.

Ob die Iren sich nun insgeheim eher mit der Polin oder mit den Deutschen identifizieren? Immerhin holte Irland seit 2004, dem Beitrittsjahr Polens zur EU, rund 300.000 Polinnen und Polen auf die Insel – natürlich nicht, um ihnen die lukrativsten Arbeitsplätze anzubieten, sondern um sie als Land- und Bauarbeiter, Kellner, Tellerwäscher und, ja, Putzfrauen zu Mini-Löhnen zu beschäftigen. Die Polen waren so etwas wie die Türken der Iren in den Jahren des Keltentigers.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet: Die polnische Wirtschaft wächst gut. In Warschau, Danzig, Lodsch und Posen gibt es Arbeit, während die irische Wirtschaft auf dem Zahnfleisch kriecht. Go East – hundertausende Iren sind seit 2008 auf der Suche nach Arbeit wieder ausgewandert, und einige tausend leben bereits in Polen. In Warschau trainiert schon der  erste Gaelic Football Club, und so könnten die Iren bald zu den Lakaien der Polen werden. Wir warten schon auf den kommenden Bestseller: „Aus polnischen Schränken – eine irische Putzfrau packt ein.“