Foto: Markus Bäuchle Wanderlust 2011Und warum hat die Queen uns nicht besucht? Während die in ganz Irland Euphorie und Einheitsgefühle auslösende Monarchin gestern die stolzen Hengste auf Irlands Nationalgestüt in Kildare besuchte, kümmerten sich die beiden Ponys im Bonane-Tal in Kerry nur um ihr eigenes Wohlbefinden: Grassfressen, Fortpflanzen und ein wenig Herumgallopieren. Dabei hätten die beiden Braunen auch einen königlichen Besuch verdient – immerhin gehören sie der raren Rasse der Kerry Bog Ponys an. Nur gut 400 Tiere dieses alten irischen Torf-Pferdchens gibt es noch – und fast wäre der kleine, kräftige und vitale Vierbeiner ganz ausgestorben.

Im 19. Jahrhundert diente das Bog Pony  auf den Farmen in Irlands Südwesten als genügsames Arbeitstier, das artig den gestochenen und getrockneten Torf zum Farmhaus schleppte – daher der Name. Es war zu jener Zeit in Kerry weiter verbreitet als der Esel. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings brach die Pony-Population fast zusammen. Die Zahl der nur 110 Zentimeter großen Pferde sank auf unter 40, manche Quellen zählten nur noch 20 Exemplare. Es war ein Kerryman, John Mulvihill, der das Bog Pony mit konsequentem Engagement fast im Alleingang rettete. Heute hat sich die Zahl der kleinen Muskelpakete dank systematischer Zucht auf über 400 stabilsiert – mittlerweile gibt es sogar einen eigenen Bog-Pony-Stamm in den USA. Als ur-irischem Tier wurde dem Kerry Bog Pony mittlerweile die Ehre zuteil, als Irish Bog Pony die Farben Irlands vertreten zu dürfen.

Was kümmert das unsere beiden Braunen im Bonane Valley?  Das Gras am Esk Mountain schmeckt bestens, Queen Elisabeth schafft es heute allenfalls bis nach Cork, um dort den Irish, pardon, English Market zu besuchen – und das Little White Pony in Dublin denkt nur noch ans Marathonlaufen und hat auch keine Zeit für einen Besuch. Was solls? Das Leben ist gut im Königreich Kerry.

 

Foto: Markus Bäuchle