Der Keltische Tiger ist lange tot, doch im November dieses Jahres wird er einen Tag lang Auferstehung feiern. An jenem nicht allzu fernen Tag wird in Dublin “T2” eingeweiht, das unstrittige Kronjuwel des großen Bauwahns, der Irland bis zum Jahr 2007 befallen hatte. Nach 29 Monaten Bauzeit wird das Terminal 2 des Flughafens von Dublin (Bild) in Betrieb gehen. 600 Mllionen Euro kostet das Prestigeprojekt der Regierung, insgesamt 1,2 Milliarden Euro steckte sie in den Ausbau des Hauptstadt-Flughafens. Das Dumme daran: Das Terminal wird gar nicht benötigt.

T2 kann pro Jahr 15 Millionen Fluggäste durchschleusen, das bestehende Terminal mindestens 20 Millionen: Macht 35 Millionen Passagiere pro Jahr.  Die Fluggastzahlen an Irlands größtem Airport befinden sich allerdings im freien Fall: 2008 erreichten sie mit 23,5 Millionen Gästen den Spitzenwert – und Beobachter bezeichneten den hoffnungslos überlasteten Altflughafen damals als “das schwarze Loch von Kalkutta”. Doch während das Monster T2 aus dem Boden wuchs, schrumpfte der Verkehr auf Dublin Airport rezessionsbedingt zusammen: 2009 benutzten 20,5 Millionen Reisende den Flughafen, in diesem Jahr geht es weiter bergab: 17 oder 18 Millionen werden es Ende 2010 sein.

Regierung und Flughafenbehörde DAA stehen deshalb im Gegenwind der Kritik und rechtfertigen das XXL-Projekt mit luftigen Argumenten: Man baue schießlich nicht für heute oder morgen. Man baut für die nächsten 50 Jahre, sagt DAA-Chef Declan Collier trotzig. Na dann kann man ja getrost zusehen, wie die landesweit drastisch gesunkenen Flugpassagierzahlen in den kommenden Jahren weiter talwärts rauschen. Irlands Regierung jedenfalls tut ihr Bestes, um den Abwärtstrend kräftig zu beschleunigen: Die Flughafengebühren für Dublin Airport steigen in den kommenden vier Jahren um 41 Prozent, von der unsinigen Touristen-Ablfugsteuer von 10 Euro pro Pax gar nicht zu reden.

Der größte Gegener von T2 ist übrigens Ryanair-Chef Michael O`Leary. Er nennt T2 einen “Weißen Elefanten”, der zur Abwicklung an den staatlichen Schrott-Immobilien-Aufkäufer NAMA überführt werden muss. O’Leary wirft der Regierung auch vor, mit falschen Zahlen zu spielen: Dublins Flughafen habe in Wahrheit ab November eine Kapazität von 45 Millionen Fluggästen – das bestehende Terminal kann laut O’Leary – einen neuen Flugsteig D eingerechnet – 30 Millionen Passagiere befördern.

Der Großsprecher mit  der Hassliebe zum eigenen Land trägt in inniger Feindschaft zur Fianna-Fail-Seilschaft in Regierung und Flughafenbehörde ordentlich dazu bei, dass sich  die Schere zwischen Angebot und Nachfrage noch weiter öffnet: Für den Winterflugplan hat Ryanair erneut einen starken Abbau des Flugvolumens nach Irland in Aussicht gestellt. Treffen wird es vor allem Shannon, doch auch Dublin, Cork und Kerry werden von den Streckenstreichungen von Ryanair  betroffen sein.