Der Metal Man von Rosses Point steht seit 198 Jahren an ein und der selben Stelle, auf einem fünf Meter hohen Kalksteinsockel, umgeben von Wasser am Eingang zum Sligo Harbour. Manche Iren sagen, er sei der einsamste Mann an Irlands Westküste, andere nennen ihn den Mann, der nie lügt, und wieder andere verehren den Metal Man vom Rosses Point als den Mann, der in knapp 200 Jahren Arbeit hunderte Menschenleben gerettet hat.

 

 

Viele Legenden ranken sich um die bunt bemalte Figur eines Unteroffiziers der britischen Royal Navy, die im Meer vor Sligo Town Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Der Marine-Offizier aus Eisen nahm seinen Dienst im Jahr 1821, ein Vierteljahrhundert vor der großen Hungersnot auf. Er ist seitdem an der Küste Sligos immer präsent. Er ist Wegweiser, Navigationshilfe, Leuchtfeuer und Wahrzeichen zugleich. Maler haben ihn gemalt, Schriftsteller ihn in Gedichten verewigt – nicht zuletzt die Brüder William und Jack Butler Yeats wurden vom Metal Man inspiriert.

 

 

Doch nun, kurz vor seinem 200. Geburtstag, war plötzlich fraglich, ob das Wahrzeichen von Sligo auch eine Zukunft hat: Der Metal Man, ein Repräsentant des alten Regimes, so schien es, war in Zeiten des Keltischen Tigers, der folgenden Wirtschaftskrise und dem dann einsetzenden nächsten Boom in Vergessenheit geraten.  Wind, Wasser und Salz setzen dem einsamen Offizier zu. Der Rost nagt unerbittlich an der gusseisernen Figur.

Löcher an Beinen, Rücken und Kopf wurden zunächst von besorgten Bürgern bemerkt. Bald ging das Gerücht im Westen Irlands um, der Metal Man werde bald ins Meer stürzen, wenn nicht schnell Hilfe käme.

 

Die Freunde des Metal Man: Pat Dunne, Kieran Devaney und Roddy Gillian

 

Freunde der historischen Figur um Initiator Kieran Devaney gründeten deshalb im Frühjahr 2019 eine Bürger-Initiative, fuhren Kampagnen in den sozialen Medien und demonstrierten vor Ort, um den Metallmann zu retten. Sie ließen eine Drohne zum Eisenmann fliegen und fotografierten seine “Verletzungen” im Kopfbereich. Sie forderten vom Sligo County Council, der zuständigen Regionalverwaltung, rasche Hilfe in Form von Roststopper und Farbe. Die Behörde nahm sich der rostigen Angelegenheit allerdings nur zögerlich und in der gewohnt gemächlichen Gangart an . . .

 

So sah der Maler Jack Butler Yeats den Metal Man

 

Das County Council ließ den eisernen Freund auf Druck der Bürger-Initiative im Sommer schließlich untersuchen und ermittelte die voraussichtlichen Kosten einer Renovierung. Die Freunde des Metal Man setzten sich für eine schnelle Sanierung noch in diesem Jahr ein. Doch daraus wird nichts. Denn der stürmische Herbst ist bereits angebrochen, und ein paar Eimer Farbe werden für die Renovierung nicht ausreichen.

Das wird teuer: Die einzige Firma, die einen Kostenvoranschlag abgab, berechnet für die Instandsetzung inklusive Sicherungsmaßnahmen und Gefahrenzuschlägen 40.000 Euro. Die will die County-Verwaltung nun über den Winter aus einschlägigen Fördertöpfen auftreiben und verspricht eine Rettungsaktion früh im April, wenn sich die Winterstürme gelegt haben . . .

 

Die vier Meter hohe Figur des Unteroffiziers der britischen Royal Navy wurde Im Jahr 1819 von einem Mann namens Thomas Kirk aus Eisen gegossen. Sie wurde im Jahr 1821 auf ihren Sockel ins Meer am Rosses Point gestellt. Der Marinesoldat in Uniform zeigt den in den Hafen einfahrenden Schiffen mit seinem rechten Arm die Fahrtrichtung vorbei an gefährlichen Untiefen an. An seinen Füßen ist ein Licht angebracht, das den Schiffen auch nachts den richtigen Weg weist.  Thomas Kirk hatte damals vier Exemplare des Metal Man angefertigt. Eine identische Figur des Metallmannes steht heute vor Tramore im County Waterford; die beiden anderen Eisenmänner sind verschollen.

 

Fotos: Noel Kilgallon. Ein Dank an Noel, der uns seine Fotos zur Verfügung gestellt hat!