Ein Cottage in Irland – vier Generationen deutsche Irlandfahrer waren von diesem Wunsch beseelt, und auch Stadt-Iren aus Dublin und amerikanische Wurzelsucher träumen diese Wochenend- und Ruhestandsphantasie: Ein Cottage im Westen, heißt es dann – getreu der alten Arbeitsteilung: Im Osten der Insel wird gearbeitet, im Westen regiert die Muße.

Eines der ewigen Vorzeige-Cottages Irlands steht am Ellen´s Rock (Foto links), eine Meile außerhalb von Glengarriff in West Cork, und rottet nun still vor sich hin. Das weiß getünchte Häuschen, das an einem ruhigen Seitenarm der Bantry Bay gebaut wurde, diente in den vergangenen Jahrzehnten zuverlässig als romantisches Postkartenmotiv – zumal es von den Eigentümern stets gut in Schuss gehalten wurde. Nun sind die letzten Bewohner schon Jahre tot, das unbewohnte Cottage bleibt zumindest für eine Weile noch.

Städter sehnen sich nach einem Leben auf dem Land und in der freien Natur. Und doch ist der Drang in die Städte ungebrochen. Die Dörfer darben, die Städte wachsen weiter.

Menschen träumen gerne von einem anderen Leben an anderen Orten. Von den kleinen und großen Fluchten aus dem Alltag. In den schönsten Wochen des Jahres spüren manche diesem Traum nach, reisen mit der Sehnsucht im Gepäck zu fremden Plätzen und finden sie – wenn es gut läuft –  erfüllt.

Irlands alte Cottages sehen niedlich aus, kuschelig, gemütlich, heimelig. Sie regen die Phantasie von einem besseren Leben an – man würde gerne einen deutschen Gartenzwerg und einen irischen Leprechaun nebeneinander in den Vorgarten stellen. Die Wirklichkeit hinter dicken feuchten Steinmauern ist eine andere, auch dort gilt es, einen Alltag zu leben . . .

 

Fotos: Markus Bäuchle (oben); das Cottage am Ellen´s Rock auf einer Postkarte aus den 60er Jahren, dasselbe Cottage fotografiert von Peter Zoeller (unten)

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