Der Medienjournalist Stefan Winterbauer äußerte sich aus aktuellem Anlass, einem verbalen Gemetzel zwischen namentlich bekannten Journalisten und anonymen Dreckschleudern, über die Anonymität im Internet. Krawall-machende Trolle zerstören die Diskussionskultur im Schutz der Anonymität. Hier einige Auszüge:

“Was einem Angst machen kann, ist die Art und Weise, wie die Anonymität des Internet Zeitgenossen dazu verleitet, in Kommentarspalten zu geifernden Pöblern zu werden. (…)

Viele der anonymen Kommentierer im Netz fordern extrem hohe moralische Standards ein und liefern selbst doch nur unteres Stammtisch-Niveau. (…)

Wer in die Mühlen eines solchen Web-Mobs gerät, muss sich vorkommen, als ob er durch eine belebte Fußgängerzone läuft und von zig Leuten mit Sack auf dem Kopf beschimpft wird. So etwas würde im realen Leben natürlich nie vorkommen, weil man fürchten müsste, die Konsequenzen dafür zu tragen. Das Internet ermöglicht es aber, völlig ohne Konsequenzen den inneren Kettenhund von der Leine zu lassen. (…)

Manche argumentieren, dass die Anonymität im Netz auch Vorteile habe. Geknechtete Mitarbeiter könnten sich z.B. angstfrei äußern. Ich persönlich lese aber überproportional viele Pöbeleien und Beschimpfungen. Inhaltlich wertvolle Beiträge von den Leuten mit den lustigen Spitznamen . . . sucht man in der Regel vergebens. (…)

Viele sagen auch, dass man mit diesen “Trollen” eben leben müsse. Das sei sozusagen der Preis für die Offenheit des Internets. Aber warum eigentlich? Es wird gerne behauptet, im Internet würden Recht und Gesetz genauso gelten wie im “echten Leben”. Warum sollten dann gesellschaftliche Normen und Regeln im Netz automatisch außer Kraft gesetzt sein? Wahrscheinlich einfach deshalb, weil es geht. Im “echten Leben” lässt sich der Schutz der Anonymität nicht so verführerisch leicht herstellen wie im Netz. (…)”.

Der Wanderer äußerte sich vor kurzem in diesem Beitrag zum Thema: Die Anonymität und der Mob im Internet.