Hurling

Irlands Nationalsport Hurling wird seit 4000 Jahren gespielt *

 

Revolution im Hurling: Der kleine weiße Ball namens Sliotar wird gelb. Ab der Spiel-Saison 2020 wird das Objekt der Begierde im schnellsten Ballspiel der Welt die neue Farbe tragen.

Das älteste Spiel der Iren, das schon die alten Gälen vor 4000 Jahren spielten, das selbst die sagenhaften Stämme der  Tuatha de Dannan und der Firbolg gegeneinander auskämpften, folgt nun dem Trend der Zeit.

Es gibt mehrere gute Gründe, den kleinen harten Korkball mit Lederhülle, künftig in signalfarbenem Gelb statt in unbeflecktem Weiß zu spielen. Sowohl Spieler als auch Schiedsrichter können einen gelben Ball schneller und besser erkennen als einen weißen.

Wichtiger noch: Die Zuschauer im Stadion und im Fernsehen sehen den Sliotar in gelb auch besser. Das superschnelle Ballspiel droht unter jüngeren Zuschauern an Attraktivität zu verlieren, weil sie oft den Ball, der bis zu 150 Stundenkilometer schnell werden kann, gar nicht sehen.

Im Tennis wurde bereits im Jahr 1986 von einem weißen auf einen gelben Ball umgestellt. Dies wäre in traditionsbewussten Hurling damals undenkbar gewesen. Im kommenden Jahr aber, so hat es der Irish Examiner gerade recherchiert, kommt die Farben-Revolution im Lieblings-Sport der Iren, rennen die zwei mal 15 Hurler einem gelben Ball hinterher.

 

Tennisball, gelb.

 

Und mehr Revolution: Der neue Ball geht erstmals schwanger mit einem elektronischen Chip. Das neue digitale Herz des Balls soll vorerst zwar nur zur Standardisierung und Qualitätssicherung des Spielgeräts eingesetzt werden. Es öffnet allerdings viele Optionen. Früher oder später wird auch im Hurling die Torlinientechnik Einzug halten.

Und noch mehr Wandel: Der Schläger im Hurling, genannt Hurley, könnte in absehbarer Zeit nicht mehr nur aus Holz gefertigt werden. Gerüchte gibt es viele, Definitives aber nicht. Denn der Hurley ist ein irisches Nationalheiligtum, seine Herstellung ein Ritual: Der Schläger muss aus dem dichten harten Wurzelholz der irischen Esche gefertigt werden. 350.000 Schläger werden in Irland jährlich hergestellt – und schon die Nachricht, dass dafür mangels irischen Holzes zunehmend  Eschenholz aus dem Ausland benutzt wird, ließ die Traditionalisten überschäumen.

Es wird noch schlimmer kommen, und schuld ist das Falsche Weiße Stengelbecherchen. Der globalisierte Pilz aus Asien lässt Eschenbäume in ganz Europa sterben und dezimiert die Bestände in dramatischem Tempo. Die Hurling-Verantwortlichen in der mächtigen Gaelic Athletic Association (GAA) suchen zusammen mit Forschern und Tüftlern nach Auswegen aus dem Materialmangel: Die Rede ist von speziellen Neuzüchtungen der Esche, von der Nutzung anderer Hartholzarten und anderer Baumteile, sowie von einem neuen Hybrid-Schläger, der aus Holz und Kunststoff bestehen soll. Bis der allerdings kommt, werden noch viele Sliotars durch die Torstangen rauschen und im Netz zappeln.

Nichts ändern soll sich nach unserem Kenntnisstand an der Härte von Ball und Schläger. So bleibt der Hurling-Sport auch 4000 Jahre nach seiner Erfindung eine der gefährlichsten Sportarten, die wir kennen. Inoffiziellen oder zumindest unveröffentlichten Statistiken zufolge sterben Jahr für Jahr rund 70 Hurler an den Folgen ihrer Sportverletzungen.

 

* Titel-Foto: Wikipedia, Seaninryan;  Damien Hayes in action for Portumna against St. Thomas’ in the 2013 Galway Senior Hurling Championship semi-final.