Auf der 200-Meter-Höhenlinie: Alte Steine, guter Ausblick.

Im dicht besiedelten Mitteleuropa erinnern gut strukturierte Einrichtungen an die Vergangenheit: Museen, sanierte Altstadtkerne, geschützte Baudenkmale. Der Blick auf Geschichte ist bestens organisiert, verwaltet und interpretiert. Die Zeitreise ins Museum kostet 10 Euro für die Familie und bereichert den Sonntag.

Im ländlichen Südwesten Irlands steigen Zeitreisende an Sonntagen vom Meer hinauf zur 200-Meter-Höhenlinie, um für ein paar Stunden einen Hauch von Zeitlosigkeit und Ewigkeit zu spüren. Hier oben im Berg stehen und liegen die alten, einst von Menschenhand arrangierten Steine, wie sie seit Jahrtausenden sehen oder liegen. Unberührt, unangetastet, unorganisiert und nicht interpretiert. Hier eine Steinreihe, dort ein Steinkreis, drüben Jahrtausende Jahre alte Feldmauern, dann die vielen prähistorischen Küchen, die Fualacht Fia genannten Kochstellen, die Reste alter Steinhütten, in denen vor 4000 oder 5000 Jahren Menschen vor Wind und Wetter Zuflucht nahmen; die Gräber der Vorfahren, in denen die Toten vor 100, vielleicht 150 Generationen begraben wurden: Boulder Burials, Dolmen, Cists.

Für Archäologen sind die Berge Südwest-irlands noch immer ein Paradies: Die Steinsucher durchstreifen die Landschaft auf Schaf-Pfaden und finden immer wieder unbekannte Monumente, die noch in keinem Verzeichnis registriert sind.

Man nennt diese Stein-Monumente prähistorisch, weil sie sich der Welt der Fakten weitgehend entziehen. Es gibt keine überlieferten Informationen aus der Frühzeit der Zivilisation in Irland, auch die Experten sind auf Spekulation, Interpretation und Phantasie angewiesen. Das lässt die alten Steine von Irland bis heute magisch und rätselhaft erscheinen.

Zeitreise auf Schaf-Pfaden: Der Archäologe Connie Murphy (Mitte) mit Sonntags-Exkursionisten  an einem prähistorischen Grab.