Irlands Straßen sind sicherer geworden. Auch dank drastischer TV-Spots?

Unruhen in Belfast, Ärztemangel in den Krankenhäusern, ein Lebenszeichen der irischen Wirtschaft und jede Menge News über Drogenhandel und Zigarettenschmuggel. Was diese Woche in Irland geschah, lesen Sie heute wieder im schnellen Sonntags-Newsüberblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin. Übrigens: Wussten Sie, dass die oft maroden Straßen in Irland vergleichsweise sicher sind?

Sorgen im Norden: Belfast von Unruhen heimgesucht

Zum Wochenbeginn richtete sich der Blick nach Belfast: Zwei Nächte lang kam es um die katholische Siedlung Short Strand herum im Osten der Stadt zu heftigen Straßenschlachten zwischen Unionisten und Republikanern. Es gab zahlreiche Verletzte. Drei Menschen erlitten Schussverletzungen, unter ihnen ein Pressefotograf. Es waren die schwersten Ausschreitungen in Nordirland seit Jahren. Erst nach Intervention von Politikern beruhigte sich die Lage. Die Polizei macht die paramilitärische Ulster Volunteer Force (UVF) dafür verantwortlich, die Ausschreitungen provoziert zu haben. (Quellen: Irish Independent)


News aus Irland immer aktuell

Zinsnachlass: Kenny mit Null-Runde, Gilmore findet neuen Irland-Fan

Premierminister Enda Kenny unternahm am Donnerstag auf dem EU-Gipfel in Brüssel einen neuen Versuch, für Irland einen Zinsnachlass für den Rettungskredit auszuhandeln. Zwar zeigten sich die anderen EU-Regierungschefs mit Irlands Sparkurs hoch zufrieden. Doch Frankreichs Sarkozy blieb stur: Ohne eine Anhebung der Körperschaftssteuer keinen Zinsnachlass für Irland. Also wieder eine Null-Runde für Kenny. Sein Vize Eamon Gilmore hatte etwas mehr Glück. Der erhielt am Montag beim Treffen der Außenminister von Guido Westerwelle immerhin Rückendeckung für Irlands Forderung nach einem kleinen Zinsnachlass. Wer hätte gedacht, dass Guido Irland-Fan ist? (Quellen: Irish Times, Irish Independent)

Irischen Krankenhäusern gehen die Ärzte aus

Ein Engpass an sogenannten Junior-Ärzten, Fachärzten in der Ausbildung, von Mitte Juli an könnte dazu führen, dass kleinere Krankenhäuser nachts ihre Notaufnahmen schließen müssen. Mit dieser alarmierenden Meldung machte vergangene Woche das marode irische Gesundheitssystem wieder einmal von sich reden. In einer ersten Reaktion will die Regierung die Gesetzeslage ändern, um kurzfristig bis zu 400 Fachärzte aus Indien und Pakistan anheuern zu können. (Quelle: Irish Independent)

Damit wird wieder einmal nur das Problem bekämpft, nicht aber dessen Ursache. Denn das irische Gesundheitssystem, speziell die Notfallmedizin, ist für irische Fachärzte zu unattraktiv. Lange Arbeitszeiten bis zur Erschöpfung, schlechte Arbeitsbedingungen und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten sind einige der Gründe dafür, dass junge irische Fachärzte lieber ins Ausland gehen. Die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem sind gravierend: Schon jetzt stellt in Krankenhäusern ausländisches Personal das größte Kontingent. Bei vielen Ärzten, Schwestern und Pflegern hapert es aber sowohl mit dem Englischen als auch mit der medizinischen Ausbildung. Manche hier für billiges Geld angeheuerte Ärzte haben in ihrem Heimatland nicht einmal eine Zulassung. Mit der Rekrutierung weiteren Personals aus dem Ausland wird diese Abwärtsspirale noch weiter gedreht.

Irlands Wirtschaft zeigt Lebenszeichen

Hoppla, der Patient lebt ja noch. Zum ersten Mal seit 2007 registrierte das Zentralamt für Statistik CSO wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum. Entgegen aller Erwartungen wuchs im ersten Quartal 2011 die Wirtschaft um immerhin 1,3 Prozent. Der Export läuft gut. Nur die Binnenwirtschaft schwächelt noch. “Gehet hin und kaufet ein”, lautet deshalb das von Finanzminister Michael Noonan verkündete neue Gebot. Tatsächlich horten die Iren 134 Milliarden Euro auf ihren Sparbüchern. Mal abwarten, wie viel davon tatsächlich in die Wirtschaft fließt, und ob die Lebenszeichen der Wirtschaft nicht bloß die Zuckungen eines Komapatienten sind. (Quelle: Irish Independent)

Verkehrssicherheit: Irland im EU-Vergleich auf Rang sechs

Irland nimmt das Thema Verkehrssicherheit sehr ernst. Dies zeigt sich nicht nur an den zahlreichen Fernsehspots der Verkehrssicherheitsbehörde Road Safety Authority (RSA), in denen zum Teil recht drastisch die Folgen von falschem Verhalten im Straßenverkehr vorgeführt werden. Hinzu kommen die stetig verschärften Auflagen für Fahranfänger und mehr Verkehrskontrollen. Der Erfolg der Bemühungen zeigte sich nun einer EU-Statistik: Im Vergleich der 27 EU-Länder bezüglich der Sicherheit auf den Straßen landete Irland auf dem sechsten Rang. Irland ist es immerhin gelungen, in den letzten zehn Jahren die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich von 441 im Jahre 2001 auf zuletzt 212 im Jahr 2010 zu reduzieren. Und dies trotz stellenweise maroder und enger Straßen (Quelle: Irish Independent; Foto oben: RSA).

Drogentote: Irland Schlusslicht im Europa-Vergleich

Auch in diesem Ländervergleich fiel Irland auf – allerdings negativ. Einer UN-Studie zufolge hat Irland neben der Ukraine und Island in Europa eine der höchsten Quoten an Drogentoten. Sie liegt bei etwas mehr als 100 Drogentote pro Jahr je eine Million Einwohner in der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen, doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt. Ob Kokain, Cannabis, Heroin oder Amphetamine wie die Party-Droge Ecstasy: Der Bericht zeigt einmal mehr, wie sehr Irland in den internationalen Drogenhandel verstrickt ist. (Quelle: Irish Times). Hierzu passte die Meldung vom Samstag, dass in der Nähe von Dublin ein Drogentransport mit 30 Kilogramm Cannabis und 50 Kilogramm Kokain im Gesamtwert von 700.000 Euro abgefangen wurde. (Quelle: Irish Times)

Handel mit geschmuggelten Zigaretten boomt

Und wo wir gerade dabei sind: Auch der Handel mit illegal importierten Zigaretten boomt in Irland. Jede fünfte in Irland gerauchte Zigarette wurde am Fiskus vorbei geschleust. Irland ist fest eingebunden in den weltweit organisierten Handel mit illegalen Zigaretten, die aus China, dem mittleren Osten oder Russland stammen. In diesem Jahr wurden bereits 54 Millionen Zigaretten beschlagnahmt, mit einem Verkaufswert von fast 22,5 Millionen Euro. Der Schwarzmarkt kostet den irischen Fiskus jedes Jahr 250 Millionen Euro.  (Quelle: Irish Independent)

Golfer McIlroy gewinnt die US Open

Nun hat er endlich seinen ersten großen Triumph bei einem Major-Turnier: Der nordirische Golfer Rory McIlroy schrieb am vergangenen Wochenende Geschichte, als er als jüngster Spieler seit 1922 die US Open gewann. Der 22-jährige Belfaster siegte zudem sensationell überlegen, und das nur zwei Monate, nachdem ihm im April beim Masters im amerikanischen Augusta in Führung liegend die Nerven versagten (wir hatten berichtet). Diesmal aber passte alles. Der Glückwunsch geht an den sympathischen Shooting-Star der Golf-Szene und nach Nordirland. Und wie stets, wenn Sportler aus Nordirland große Leistungen zeigen, zählen sowohl die Republik Irland als auch Großbritannien ihn zu den eigenen Reihen und verkünden stolz seinen Sieg. Egal, wir sind ja jetzt alle gute Freunde, nachdem die englische Königin für Versöhnung gesorgt hat. Auch wenn im Norden einige wenige noch immer anderer Meinung sind.  (Quelle: Irish Times)

Und was bringt die kommende Woche?

Freunde großer Segelschiffe sollten nach Waterford schauen. Dort findet vom 30. Juni bis zum 3. Juli das “Tall Ships Race” statt. Mehr Infos unter www.waterfordtallshipsrace.ie. Wir wünschen allen Lesern und Irland-Fans eine gute Woche.

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von ihm gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.