Das Wichtigste auf einen Blick im Irland Blog: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserer Wochenschau. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.

Historischer Moment: Queen Elizabeth II. besucht Irland
Das Highlight der Woche war natürlich der historische Besuch von Königin Elizabeth II, der erste Besuch eines britischen Monarchen in der Republik Irland. Seit zuletzt George V 1911 seinen irischen Untertanen einen Besuch abstattete, hat sich viel getan, was auf beiden Seiten Narben hinterlassen hat. Elizabeths Besuch galt daher als wegweisender Schritt auf dem Weg zu einer Normalisierung der verkrampften politischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Ein Schritt, von dem viele glaubten, er würde nie erfolgen. Am Dienstag nun war es soweit. In einem passenderweise grünen Kostüm betrat Elizabeth als willkommener Gast irischen Boden. In einem straffen Vier-Tage-Programm führten Präsidentin Mary McAleese und Premierminister Enda Kenny der 85-jährigen Monarchin und ihrem Prinzgemahl Philip einige kulturelle Highlights Irlands vor: Trinity College, Book of Kells, Guinness Storehouse, Riverdance, The Chieftains, Rock of Cashel, English Market in Cork, um nur einige zu nennen.

Queen Elizabeth II visit to Ireland May 2011 Es waren aber die Besuche der symbolbehafteten Orte, bei denen einige Beobachter eine Gänsehaut bekamen: Die Kranzniederlegung im “Garden of Remembrance” zur Ehrung der irischen Freiheitskämpfer von 1916, der Besuch von “Croke Park”, dem Heiligtum der Gaelic Athletic Association GAA und Stätte des englischen Massakers von 1920. Diese Gesten zeigten, dass die Queen gekommen war, um einen Schlussstrich unter die blutige Vergangenheit der beiden Nachbarländer zu ziehen. In ihrer Rede auf dem Bankett zu ihren Ehren sprach sie von “the weight of history” (die Bürde der Vergangenheit) und “the importance of forbearance and conciliation” (die Bedeutung von Nachsicht und Versöhnung), und “of being able to bow to the past, but not be bound by it.” Recht hat sie. Man muss die Vergangenheit nicht vergessen. Aber man muss auch nicht in ihr verharren. Der Besuch öffnete ein neues Kapitel in der Geschichte der beiden Länder.

So erfolgreich und positiv der Besuch der Queen war, er fand leider weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die größte Sicherheitsaktion in der Geschichte der Republik (mehr als 8.000 Polizisten und 200 Soldaten waren im Einsatz) führte dazu, dass Elizabeth in Dublin auf ihren Fahrten von einem Ort zum nächsten fast nur menschenleere Straßen zu sehen bekam (und viele Touristen vor verschlossenen Toren standen). Lediglich in Cork, am letzten Tag ihres Besuchs, konnte die Queen von England auf ein wenig Tuchfühlung mit dem begeisterten irischen Volk gehen.

Irische Rebellen von heute: Protestaktionen gerieten zur Lachnummer
Apropos Gegner des Queen-Besuchs: Im Vorfeld hatten sie noch große Reden geschwungen. Doch mit ihren mehr als stümperhaften Störversuchen erinnerten die verschiedenen Splittergruppen stark an jene aus dem Monty Python-Film “Das Leben des Brian”. Für den Abend des Staatsbanketts zum Beispiel hatten nicht weniger als vier Gruppen unabhängig von einander Protestaktionen geplant. Mit dem überraschenden Zusammentreffen offensichtlich überfordert und zu einer Zusammenarbeit nicht bereit, geriet ihr Auftritt am Ende zu einer reinen Lachnummer. Die Polizei hatte keine große Mühe, die Protestler in die Schranken zu weisen. (Quelle: Irish Independent)
Überhaupt zeichneten sich die Gegner des Besuchs vor allem durch ein hohes Maß an geistiger Beschränktheit und Unwissenheit aus. Bei dem vorgetragenen Argument, England würde unrechtmäßig den Norden der Insel besetzen, übersehen sie schlicht, dass 1998 das Volk selbst über die Lage im Norden demokratisch abstimmte. Von Reportern befragt, konnten einige Protestler nicht einmal die Namen der sechs Grafschaften nennen, für deren Freiheit sie so heroisch eintraten. Und warum tragen irische Rebellen neuerdings Fußball-Trikots von Liverpool oder Manchester United? Und dann gab es da noch den Protestler, der das Rebellenlied “A Nation Once Again” ins Megaphon grölte, während seine Kumpane nur mitsummten, weil sie den Text nicht kannten. So wurde am Ende deutlich, aus welchem Lager Rufe wie “Brits out!” wirklich kommen: Von hohlköpfigen Krawallmachern.

Irisch-Britische-Handelskammer gegründet
Wie es wirklich um die irisch-englischen Beziehungen steht, zumindest auf wirtschaftlicher Ebene, wurde in einem Event am Rande des Queen-Besuchs deutlich: Eamon Gilmore, zweiter Mann im Staat und außerdem Außen- und Außenhandelsminister, und Englands Außenminister William Hague gründeten am Dienstag die Irisch-Britische-Handelskammer. Dies war längst überfällig, denn wirtschaftlich gesehen sind die beiden Länder bereits seit Langem unzertrennlich: Irland importiert mehr Waren und Dienstleistungen aus England und Nordirland, als alle anderen EU-Länder zusammen. Umgekehrt geht ein Drittel von Irlands Export nach England. Der Handel zwischen den beiden Ländern generiert jede Woche einen Umsatz von einer Milliarde Euro. Die nun gegründete Handelskammer will dazu beitragen, die starken Handelsbeziehungen weiter auszubauen. (Quelle: Irish Times)

Immer mehr irische KFZ-Halter drücken sich vor TÜV
Die Polizei zieht immer mehr Fahrzeuge ein. 2010 wurden mehr als 26.000 Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen, mehr als doppelt so viele wie in den Jahren davor. In den ersten drei Monaten von 2011 wurden bereits mehr als 8.000 Fahrzeuge eingezogen. Hintergrund: Immer mehr wirtschaftlich geplagte KFZ-Halter drücken sich um die KFZ-Steuer, die Versicherungsprämie und den irischen TÜV. Wurden 2010 noch 198 Fahrzeuge ohne gültige TÜV-Plakette an der Windschutzscheibe (Foto) erwischt, sind es in diesem Jahr mit Stand 31. April bereits 2.800. Das Risiko, erwischt zu werden, ist gestiegen: Die Polizei führt heute wesentlich mehr Kontrollen durch als früher. (Quelle: Irish Independent)

Schmiergeld-Skandal beim irischen TÜV aufgedeckt
Dabei ist es scheinbar gar nicht so schwer, sein Fahrzeug ohne teure Reparaturen durch den irischen TÜV zu bekommen. Wie das RTÉ-Enthüllungsmagazin “Prime Time Investigates” in seiner Sendung am Montag aufdeckte, geht es beim irischen TÜV (National Car Test, kurz NCT) nicht immer mit rechten Dingen zu. Da erhielten verkehrsuntaugliche Fahrzeuge ohne Nacharbeiten plötzlich doch noch die begehrte TÜV-Plakette – nach Zahlung von 100 Euro Schmiergeld. Die Polizei will sich nun die betreffenden NCT-Prüfstätten näher ansehen. Testcenter-Betreiber Applus reagierte bereits auf die Enthüllungen und suspendierte einige Techniker.
Ins Zwielicht gerieten auch einige Taxiunternehmen. Nicht nur waren sie es, die nach Zahlung von Schmiergeld mangelhafte Fahrzeuge wieder in die Flotte aufnahmen. Wie das Reporterteam von RTÉ außerdem aufdeckte, setzen Taxi-Unternehmen zuweilen auch Fahrer ein, die gar keine Lizenz haben, mehr noch, von denen einige sogar Vorstrafen als Seyualstraftäter aufweisen. Die Regulierungs-Behörde kündigte nun eine Überprüfung der Taxi-Branche an. (Quellen: Irish Times )

Irland trauert um Staatsmann Dr. FitzGerald
Und noch ein Termin für Präsidentin Mary McAleese und Premierminister Enda Kenny: Zwischen den Staatsbesuchen der Queen und von Obama (kommt am Montag) müssen sie nun auch noch ein Staatsbegräbnis unterbringen. Am Donnerstag verstarb im Alter von 85 Jahren der ehemalige Fine-Gael-Vorsitzende Dr. Garret FitzGerald. FitzGerald war in den 1970er und 1980er Jahren eine der herausragenden Persönlichkeiten in der irischen Politik. Zweimal, von Juli 1981 bis Februar 1982 und von Dezember 1982 bis Juni 1987, führte er als Premierminister (Taoiseach) eine Koalition aus Fine Gael und Labour. Auch war FitzGerald maßgeblich am Friedensprozess in Nordirland beteiligt, als er 1985 zusammen mit Margaret Thatcher das Anglo-Irische Abkommen unterzeichnete. Dr. FitzGerald wird heute in Shankill nahe Dun Laoghaire (Co. Dublin) beigesetzt. (Quelle: Irish Independent)

Song Contest: Aufatmen nach Platz 8 von “Jedward”
Ein Nachtrag zum Eurovisions Song Contest vom vergangenen Wochenende: Wie inzwischen bekannt, haben die schrecklichen Zwillinge “Jedward” dann doch nicht gewonnen (nur 8. Platz). Enttäuschung bei den Fans, Aufatmen hingegen bei Irlands führendem Wettanbieter Paddy Power. Denn hätten die anfangs als krasse Außenseiter geltenden Zwillinge tatsächlich gewonnen, hätte Paddy Power mit zwei Millionen Euro den größten Wettverlust in der Unternehmensgeschichte auszahlen müssen. Aufatmen auch bei Irlands Event-Veranstaltern: Bei einem Sieg von “Jedward” hätte man sich die Ausrichtung des Wettbewerbs im nächsten Jahr vermutlich gar nicht leisten können. (Quelle: breakingnews.ie)

Kampftrinker-Präzedenzfall: Barmänner freigesprochen
Und ein Nachtrag zum Präzedenzfall, bei dem zwei Barmänner für den Alkohol-Tod eines Kampftrinkers verantwortlich gemacht wurden (siehe Wochenrückblick vom 8. Mai). Die beiden Barmänner wurden freigesprochen. Zwar attestierte das Gericht den beiden eine grobe Fahrlässigkeit. Doch sah das Gericht ein hohes Maß Eigenverantwortung bei dem Alkoholopfer. Es sei seine alleinige Entscheidung gewesen, den Mix aus zehn Spirituosen in einem Zug zu trinken. Wie sie versichern konnten, waren die Barmänner davon ausgegangen, dass der angeforderte Cocktail in Pint-Größe von mehreren Personen konsumiert werden sollte, und nicht von einer Person allein. (Quelle: breakingnews.ie)

Und was bringt die kommende Woche?

Von Montag bis Sonntag findet in Dublin das Dublin Writer’s Festival statt (mehr siehe hier: www.dublinwritersfestival.com). Am nächsten Wochenende findet in Slane (Co. Meath) das berühmte Open-Air-Rock-Pop-Festival mit den Kings of Leon statt (mehr siehe hier). Und am Montag kommt US-Präsident Barack Obama auf ein Pint vorbei . . . Wo immer Ihr seid: Euch allen eine gute neue Woche!

 

Der Autor: Dirk Huck. Dirk lebt und arbeitet in Dublin. Mehr von Dirk gibt es auf seinem eigenen Blog zu lesen.