Das Wichtigste auf einen Blick: Was in der vergangenen Woche in Irland geschah, lesen Sie heute in unserem Wochenrückblick. Irland Blog-Autor Dirk Huck berichtet aus Dublin über die wichtigsten Ereignisse auf der Insel.


Fine Gael hui, Fianna Fáil pfui

In der vergangenen Woche wurden die letzten Reden gehalten, Hände geschüttelt, Babys geknuddelt und Kühe getätschelt. Nach drei Wochen Wahlkampf ging es am Freitag endlich zu den Wahlurnen. 3,2 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, über die politische Zukunft Irlands zu entscheiden. Gewählt werden konnte bis 22 Uhr. Die Wahlbeteiligung lag bei erfreulich hohen 70 Prozent. Seit Samstagmorgen 9 Uhr wird eifrig gezählt und gerechnet. Die Auswertung der Stimmzettel ist ein komplexer und langwieriger Vorgang. Es dauert, bis alle 166 Sitze des Parlaments besetzt sind (Aktueller Stand Sonntagmorgen: hier). Weil es in Irland nur um Direktmandate geht, sind Partei-Hochrechnungen, wie man sie aus dem deutschen Fernsehen kennt, nur bedingt zulässig. Allerdings scheinen sich die Prognosen der Umfragen zu bestätigen:

* Fianna Fáil verzeichnet in vielen Wahlbezirken dramatische Einbrüche. Auch prominente Namen bangen um ihre Wiederwahl oder haben ihren Sitz bereits verloren.
* Labour ist zweitstärkste Partei.
* Fine Gael gibt klar den Ton an. Auch wenn es vermutlich nicht zur absoluten Mehrheit reichen wird: Alle Ampeln stehen auf Grün für Enda Kenny als nächsten Taoiseach.

Irlands Gemeinden zu dratischen Einsparungen gezwungen
Irlands Gemeinden blicken in ein vier-Milliarden-Euro-Budgetloch und sind zu drastischen Einsparungen gezwungen. Die Bürger werden dies schnell zu spüren bekommen. Es fehlen die Mittel, um Straßen, Gehwege, öffentliche Beleuchtung, Bibliotheken, Parks und andere wichtige öffentliche Einrichtungen und Dienstleistungen angemessen zu unterhalten. Die prekäre Finanzlage wird sich noch zusätzlich verschlechtern, da die Gemeinden gezwungen sind, Kredite aufzunehmen, um überhaupt einigermaßen über die Runden zu kommen. Autofahrer seid wachsam: Das nächste Schlagloch wartet schon.

Der Autor: Dirk Huck.
Dirk schreibt einen eigenen Blog.

Für Iren gilt: Nur ein Haus ist ein richtiges Heim
Eurostat, das Statistische Amt der Europäischen Union, liefert einen interessanten Schnappschuss der Wohnsituation in Irland zum Ende des Immobilienbooms:  Laut Daten aus dem Jahr 2009 wohnt nur 3,1 Prozent der Bevölkerung Irlands in Apartments, vergleichen mit einem EU-Durchschnitt von 42 Prozent. 39,1 Prozent leben in Einzelhäusern, 57,6 Prozent in Doppelhaushälften oder Reihenhäusern. Dies bestätigt: Iren fühlen sich nur in einem Haus richtig wohl. Daran konnten auch die zahlreichen Werbekampagnen nichts ändern, mit denen während des Booms Iren zum Kauf komfortabler Apartments überredet werden sollten.

Abwicklung von Anglo Irish und Irish Nationwide eingeleitet
Letzte Woche wurde die Abwicklung der angeschlagenen Banken Anglo Irish und Irish Nationwide eingeleitet. Im ersten Schritt wurden Depots mit einem Gesamtguthabenbestand von etwa elf Milliarden Euro zu anderen Banken transferiert. Allied Irish Banks (AIB) übernahmen sieben Milliarden Euro von Anglo Irish, Irish Life & Permanent (IL&P) vier Milliarden Euro von Irish Nationwide. Für die 280.000 Inhaber der betroffenen Depots ändert sich vorerst nichts. Sie werden weiterhin durch Anglo Irish und Irish Nationwide betreut.

Irlands Taxis dürfen länger fahren
Die National Transport Authority verwarf den Plan, Taxis nach neun Jahren Einsatz aus dem Verkehr zu ziehen. Zu der Entscheidung kam es, nachdem Irlands Taxifahrer darüber geklagt hatten, dass die Verschrottungsauflage viele Taxi-Unternehmen zur Aufgabe ihres Geschäfts zwingen würde.

Amateur-Archäologe findet Grab aus der Bronze-Zeit
Da staunte Pat Tiernan, Hobby-Archäologe aus Rickardstown nahe Mullingar im County Westmeath nicht schlecht: Eigentlich wollte er nur sein Haus erweitern. Doch wo er schon mal dabei war, grub er noch etwas tiefer. Dabei stieß er auf ein menschliches Skelett nebst ausgefallener Grabbeigaben. Er informierte das National History Museum of Ireland, das den ungewöhnlichen Fund untersuchte. Und siehe da: Es handelt sich um ein etwa 4.000 Jahre altes Grab aus der Bronzezeit. Da soll nochmal einer sagen, Gartenarbeit wäre langweilig.

Whiskey im Wert von 270.000 Euro gestohlen
Diese Diebe zeigten Geschmack: Aus der Cooley Destillerie in Carlingford (County Louth) wurden 150 Kartons des besonders seltenen Whiskeys der Marke “Finnegan” gestohlen. Der Gesamtwert der Ware beträgt 270.000 Euro. Die Kisten mit den 700ml-Flaschen lagerten in einem Container auf dem Gelände der Brennerei. Die Diebe rückten mit einem LKW an, auf den sie den Container samt kostbaren Inhalt aufluden. Bislang fehlt von den Dieben jede Spur. Aber vielleicht verraten sie sich ja durch ihre Fahne.