
Die George´s Street Arcade in Dublin
George´s Street Arcade ist Dublins berühmte Markthalle und Europas ältestes Einkaufszentrum. Sie hat eine besondere Geschichte zu erzählen. Warum ausgerechnet Beschwerdebriefe einen Wendepunkt in der Historie brachten und eine Liebe auf den zweiten Blick auslösten, das lest ihr hier.
Ein Einkaufszentrum für die Infrastruktur der Stadt. Die City Market Company in Dublin startete im Jahr 1876 das Großprojekt, einen neuen Markt auf der Südseite der Stadt zu errichten. Mit einem Kapital von 250,000 Pfund wurde eine große Summe in die Errichtung, Wartung und den Betrieb eines neuen Marktes investiert. Die britischen Architekten Lockwood & Mauson hatten den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewonnen und begannen kurz danach mit den Bauarbeiten. 1881 wurden die South City Markets von Dublins Oberbürgermeister George Moyers mit einer großen Zeremonie eröffnet. Eine außergewöhnliche Geschichte ist das noch nicht. Alles verlief nach Plan. Doch eines hatten die Investoren nicht mit in ihre Kalkulationen einbezogen: Die fehlende Begeisterung der Bürger. Der Ansturm blieb aus. Dabei war das Gebäude mit sämtlichen architektonischen Feinheiten ausgestattet. Der viktorianische Baustil und die für damalige Verhältnisse modernen Kapazitäten des Gebäudes sollten Menschenmassen anziehen. Doch die Massen blieben aus. Warum nahmen die Einwohner Dublins die neue Einkaufsmöglichkeit nicht an, obwohl sie doch so zentral gelegen war und super-modern war?
Aller Anfang ist schwer. Ein Grund für die Unbeliebtheit der neuen Einkaufsgelegenheit mag gewesen sein, dass das Gebäude durch ihre Architekten unter englischem Einfluss stand und die Iren die Markthalle deswegen eher mieden. So zumindest ließen schriftliche Umfragen des damaligen Managements vermuten. In ein englisches Umfeld wollten sich die Iren in der Hauptsatdt lieber nicht begeben. Eine Tragödie ereilte das Gebäude zudem im August 1892, als es durch einen Großbrand komplett zerstört wurde. Zum Glück wurde damals niemand verletzt, aber viele Menschen verloren ihr Hab und Gut. Dazu gehörten neben den Marktständen auch die privaten Wohnungen in den oberen Stockwerken der Arkaden. Die Marktbuden-Besitzer und Bewohner traf es am Schlimmsten, denn eine Hausratsversicherung gab es damals noch nicht.

Ein Wahrsager und viele neue Briefe. Die George´s Street Arcade erholte sich ökonomisch nach dem Wiederaufbau bald. Heute gibt es über fünfzig Mieter, die ihre Produkte in der Markthalle präsentieren. Und es gibt kaum etwas, das sich hier nicht finden lässt: Es gibt Bekleidungsgeschäfte, Restaurants, Imbisse, Antiquitätenläden, Schmuckhändler, Künstler oder Lebensmittelgeschäfte. Auch die Bedeutung der Briefe ist nicht in Vergessenheit geraten. Einer der heute, knapp 120 Jahre nach dem Großbrand, noch immer mit regen Briefeingängen zu kämpfen hat, ist der Wahrsager der heutigen George´s Street Arcade. Immer wieder flattern ihm Briefe (oder auch moderne E-Mails) ins Haus, in dem sich seine Kunden beschweren. Der Grund: Die von ihm vorhergesagte Zukunft sei nicht eingetroffen. Diese Briefe werden, heute wie damals, auch veröffentlicht – und zwar in den sozialen Netzwerken. So erhalten seine Kunden, ebenfalls wie die Marktbudenhalter viele Jahre zuvor, Zuspruch von Außenstehenden und tauschen sich über die sozialen Medien aus. Damals auf Papier, heute im Internet. Wie die nächsten 120 Jahre für die George´s Street Arcade aussehen werden? Vielleicht sollte man sich für eine Antwort doch lieber nicht an den Wahrsager wenden, sondern einen Brief mit Zukunftswünschen an das heutige Management richten. Sicher ist sicher.


Hinterlasse einen Kommentar